IASSIDD-Konferenz: Neue Perspektiven für das Zukunftsthema Inklusive
Bildung diskutierte während der IASSIDD-Konferenz in Wien mit 800 TeilnehmerInnen ein hochkarätig besetzter Runder Tisch. „Durch die Ratifizierung und die dadurch nötige Umsetzung der Behindertenrechtskonvention führt kein Weg mehr an Inklusion im Schulbereich vorbei“, betonte Lebenshilfe-Generalsekretär Albert Brandstätter. „Nun müssen die Gesetze auf Bundes- und Landesebene angepasst und entsprechende Finanzierungen für Länder und Kommunen im Finanzausgleich 2016 vorbereitet werden.“
Margarita Edler, Vertreterin des Landes Steiermark erklärte: „Die UN-Behindertenrechtskonvention ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Inklusion, weil sie die volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen vertritt. Behinderung wird ein anerkannter Teil der Gesellschaft -die Steiermark lebt es vor. Bis 2020 soll es in der Steiermark keine Sonderschulen mehr geben. Weiters setzen wir uns stark für einen Ausbau einer inklusiven Aus- und Fortbildung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ein.“
Vianne Timmons, Präsidentin von IASSIDD und Vize-Rektorin der Regina Universität erklärte, dass es „die Aufgabe sei, eine Lernumgebung zu schaffen, die eine inklusive Schulpraxis ermöglicht, in der Kinder mit verschiedenen Eignungen gemeinsam lernen, gefordert werden und soziale Fähigkeiten erlernen können. Grundlage ist die Haltung, dass alle Kinder wertgeschätzte Teile der Klassen- und Schulgemeinschaft sind.“ Als weiteres Ziel sieht Timmons eine stärkere Einbindung von Gemeinden und Kommunen an inklusiven Entwicklungen, wofür finanzielle Ressourcen unabdingbar seien.
Gottfried Biewer, Professor am Institut für Bildungswissenschaft, Heilpädagogik und inklusive Pädagogik, erläuterte, dass zwar ein Paradigmenwechsel in der Lehrerausbildung stattfände, aber eine ressourcenüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Wissenschafts- und Sozialressorts und Schule notwendig sei, um die Pädagogen der Zukunft auf inklusive Settings vorzubereiten. Es bestünde eine hohe Dringlichkeit, keinen Unterschied mehr zwischen allgemeinen Lehrern und Stützlehrern zu machen.
Ein weiterer Experte für Schulinklusion aus Südtirol, Dario Ianes von der Fakultät für Bildungswissenschaften in Bozen zeigte auf, wie die Schule dem Konzept der Inklusion gerecht werden kann. Er fordert eine Umwandlung der gesamten Schule in ein inklusives System, in dem auch Angehörige und Gemeinden miteinbezogen werden: „Kompetenz muss jedenfalls allen Lehrern bereits in der Grundausbildung vermittelt werden und der Grundsatz sei, inklusive Lehrmethoden durch alle Lehrenden zu etablieren.“
Nach lebenslangen gemeinsamen inklusiven Bildungsmöglichkeiten sehnt sich auch Elisabeth Kopetzky, Selbstvertreterin der Lebenshilfe: „Jeder einzelne Mensch soll mit seinen Fähigkeiten willkommen sein!“ Friederike Pospischil, Vizepräsidentin der Lebenshilfe Niederösterreich, unterstrich die Bedeutung gemeinsamer Lernerfahrungen. „Ich durfte persönlich Erfahrungen in inklusiven Ausbildungen mit Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung sammeln, die für mich eine Bereicherung für alle Beteiligten darstellen.“ Das Ziel muss laut Pospischil sein: „Weg von Defizitorientierung hin zu Fähigkeiten und Möglichkeiten aller Schüler. Inklusiver Unterricht bedeutet, dass Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam in einer Klasse unterrichtet werden. Alle Schülerinnen und Schüler werden nach ihren Bedürfnissen und in ihrer Individualität gefördert. Ein inklusives Schulsystem verzichtet auf die Trennung zwischen Regel- und Sonderschule. Die inklusive Schule, die für alle Schüler und Schülerinnen offen steht, ist die Schule der Zukunft.“
Quelle: APA OTS
AutorIn: Lebenshilfe Österreich
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): News, Schulische Integration
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