Die Europäische Union hat 2012 zum Jahr des „Aktiven Alterns“ erklärt. „Neben dieser „Aktivierung“ von Menschen im Alter wünschen wir uns als Diakonie auch einen Aktivierungsschub, und zwar einen für die Politiker und Politikerinnen in Österreich,“ fordert der Direktor der Diakonie Österreich, Michael Chalupka. Er ortet Verbesserungspotential bei den aktuellen Reformbestrebungen für das Pflegesystem.
Pflegelücke
Im Rahmen des Stabilitätsprogrammes der Regierung wurden die finanziellen Mittel für den Pflegefonds bis 2016 verlängert. „Das ist einerseits zwar gut, andererseits bedeutet es aber, dass die derzeitigen Strukturen einzementiert werden. Der Druck für die notwendigen Reformen seitens der Bundesländer ist dadurch erheblich geringer worden. Und das obwohl die Pflegelücke geschlossen werden muss, um gute und leistbare Pflege für alle zu ermöglichen“, kritisiert Chalupka.
Schon vor der Wirtschafts- und Finanzkrise, im Jahr 2007, sagten (laut Eurobarometer) 52% der ÖsterreicherInnen, dass mobile Dienste für sie nicht leistbar seien, 56% sagten dies über Altenheime. Beide Kennziffern liegen weit über dem EU Durchschnitt von 32% für mobile Dienste und 42% für Altenheime.
„Diese Zahlen bestätigen uns, dass Pflegedienstleistungen in Österreich nach wie vor nur von sehr wenigen Personen in Anspruch genommen werden können. Die überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen wird derzeit ausschließlich von Angehörigen betreut“, so Chalupka.
Selbstbestimmung ermöglicht ein gutes Leben für Menschen im Alter
Es darf nicht sein, dass pflegebedürftige Menschen nur zwischen stationärer Pflege auf der einen Seite und Betreuung durch Angehörige auf der anderen Seite wählen können“, betont Daniela Palk, Leiterin des Kompetenzmanagement Altenhilfe im Diakoniewerk Gallneukirchen.
„Wir sehen vor allem die Notwendigkeit, für Menschen im Alter durch alltagstaugliche Betreuungsmodelle ihre Selbstbestimmung zu erhalten. Es geht darum, dass jeder von uns möglichst lange nach seinen eigenen Wünschen leben kann. Das gilt auch für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Da es für diese noch wenige Angebote gibt, legen wir auf das Thema Demenz einen wichtigen Schwerpunkt“, unterstreicht Palk.
Aktive Teilhabe bedeutet Lebensqualität
Lebensqualität bedeutet auch, aktiv am Leben teilhaben zu können. „Wir wissen, dass Menschen im Alter sich vor allem dann wohlfühlen, wenn sie gebraucht werden“, so Peter Grünwald, Leiter des Fachbereich Altenhilfe in der Diakonie de La Tour in Kärnten. „Es geht darum, Kompetenzen, die man sich während des Lebens angeeignet hat, auch im späteren Lebensabschnitt sinnvoll einsetzen zu können“.
Die Diakonie in Kärnten berät ältere Menschen, die sich freiwillig engagieren möchten, in eigenen Workshops und vermittelt die Freiwilligen in jene Einrichtungen der Diakonie de La Tour, in denen sie ihre Qualifikationen bestmöglich einbringen können.
Zusammenfassend geht es darum, gesammelte Lebenserfahrung wertzuschätzen, älteren Menschen Möglichkeiten für ihr Engagement zu geben, und die bestehende Pflegelücke zu schließen, damit betreuungsbedürftige Menschen selbstbestimmt leben können. „Als Diakonie fordern wir daher von der Politik im Jahr des „Aktiven Alterns“ gute und seriöse Arbeit, denn die Zeit drängt. Gerade in der Pflege erwarten sich die Menschen zu Recht Verbesserungen im heute löchrigen System,“ appelliert Chalupka abschließend.
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Quelle: APA
AutorIn: Diakonie Österreich
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): News, Pflegegeld und Pflegevorsorge
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