Im Anschluss an die Konferenz des Österreichischen Behindertenrats “Gesundheit ohne Barrieren” am 17.10.2024 im Veranstaltungszentrum Catamaran des ÖGB in Wien, wurde dort die Preisverleihung des Ideenwettbewerbs UNIKATE abgehalten. Behindertenarbeit.at war vor Ort mit dabei!
Das Projekt UNIKATE des Österreichischen Behindertenrats, der TU Wien und der UNIQA verleiht auch heuer wieder Preise an sechs Schüler:innen- bzw. Studierenden-Teams, die technische Innovationen für mehr Selbstbestimmung und Inklusion entwickelten. Die Projekte können dabei verschiedenste Gestalt annehmen – im Fokus steht in erster Linie das Ziel, ein Zusammenleben auf Augenhöhe zu ermöglichen. Es wird also versucht, durch Technik gezielt bestehenden Barrieren entgegenzuwirken. Dabei wird außerdem auf enge Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen gesetzt.
So werden in der Entwicklungsphase immer wieder Workshops und Tests veranstaltet, bei denen zum Einen auf Wichtiges aufmerksam gemacht wird, und zum anderen können so etwaige Fehlfunktionen erkannt und ausgebessert werden. Die Umsetzung der Projekte sowie die Herstellung der Prototypen werden von Forscher:innen der TU Wien unterstützt.
Im Zuge der Veranstaltung präsentierten die Teams ihre Entwicklungen:
„INDEPENDO“ – TU Wien
[Link YouTube 29:00 – UNIKATE Preisverleihung 2024]
Mit INDEPENDO präsentierte ein Team der TU Wien ein digitales Kalender-Tagebuch, welches speziell für Menschen, die unterstützte Kommunikation nützen, ausgelegt ist. Konkret bedeutet das, dass die App (fast) ganz ohne Text auskommt – dieser wird ersetzt durch Symbole und Audio. Außerdem ist es auch möglich, eigene Symbole und Fotos hochzuladen.
Durch diese und weitere Funktionen, wie beispielsweise einer breiten Vielfalt an Farben, wird gewährleistet, dass Menschen, die Schwierigkeiten mit herkömmlichen Kalender-Apps haben, ein digitales Tool verwenden können, um ihre Tage zu planen. Ziel war es weiters, dass möglichst viele verschiedene Menschen die App nutzen können, weswegen die Bandbreite an Anpassungsmöglichkeiten schier unendlich scheint. So wurden bislang 17.000 Symbole extra für das Projekt hergestellt!
Hinweis: Die App „Independo“ wurde am 11.09.2023 bei Behindertenarbeit.at vorgestellt: „Non-verbale Kalender-App ist hilfreich für Menschen mit Lernschwierigkeiten“
„BodyFit“- HTL Donaustadt, Wien
[Link YouTube 40:10 – UNIKATE Preisverleihung 2024]
Das Projekt „BodyFit“ der HTL Donaustadt zielt als Smartes Trainingsgerät darauf ab, Fitness für Menschen mit Beeinträchtigungen – insb. blinde und sehbehinderte Menschen – zu erleichtern. Dabei handelt es sich bislang um ein kleines Gerät, welches beispielsweise an einer Langhantel befestigt werden kann. Verbunden mit einer Mobile App nimmt es über verschiedenste Sensoren Trainingsdaten auf, verarbeitet und gibt sie über die barrierefreie App wieder. Die Sprachausgabe kann dann Informationen zum weiteren Training geben.
Im Sinne einer Weiterentwicklung des Projekts wurde unter anderem von einer Kopplung mit Smartwatches gesprochen – weiters war auch von KI-Integration, sowie einer Bilderkennung die Rede.
„Life in third Person“ – HTL Donaustadt, Wien
[Link YouTube 54:00 – UNIKATE Preisverleihung 2024]
Hinter dem Titel “Life in third Person” verbirgt sich ein weiteres Projekt von Schülern der HTL Donaustadt. Die Idee war unter anderem, sehbeeinträchtigten Menschen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Umgebung besser wahrnehmen zu können. So soll eine um die Person schwebende Drohne mit Kamera und Bilderkennung, vor etwaigen Hindernissen warnen. Durch eine KI soll die Drohne automatisiert der Person folgen können, sie soll jedoch auch manuell steuerbar sein.
Im Zuge der Präsentation wurde klar, dass die Umsetzung dieser höchstinteressanten Idee durch die österreichische Gesetzeslage hinsichtlich Datenschutz und Ähnlichem verkompliziert wird.
„Arbeitsplatzanpassung“ – TGM Wien
[Link YouTube 1:19:00 – UNIKATE Preisverleihung 2024]
Das Team des TGM Wien präsentierte eine Anpassung des Arbeitsplatzes ihrer Lehrerin an der Schule. In enger Zusammenarbeit konnten gezielte Lösungen für ihren Arbeitsplatz erarbeitet und gefertigt werden. Nun besitzt sie einen Schreibtisch mit integriertem Tablet, welches neben den herkömmlichen Funktionen eines Computers, über eine Kamera verfügt, durch welche die Lehrerin beispielsweise auf die Tafel zoomen kann. So kann sie also wieder den ganzen Klassenraum überblicken. Der Tisch hat außerdem Rollen an den Beinen und kann so einfach in verschiedene Klassenräume mitgenommen werden.
Weiters wurde auch ein Programm für den Computer angefertigt, welches dessen Bedienung erleichtert. Verschiedene Commandos (z.B. Öffnen von YouTube, des Klassenbuches oder Microsoft Word) können mit Symbolen und Farben verbunden werden, wodurch die Benutzeroberfläche barrierefrei gemacht wird.
„BionicArm” – HTL Braunau
[Link YouTube 1:32:00 UNIKATE Preisverleihung 2024]
Das Projekt zweier Schüler der HTL Braunau wurde von deren Lehrer kurz vorgestellt, da diese nicht anwesend sein konnten. Sie bedankten sich jedoch mittels Videobotschaft und erzählten etwas zu ihrem Projekt: Die beiden versuchten sich an einer Armprothese, die mittels biomedizinischer Sensorik Signale aus dem Gehirn in die Prothese übertragen sollte.
Dies wurde verbunden mit einer KI-gesteuerten Objekterkennung. Zweiteres hat das Ziel, durch automatisches Erkennen des zu greifenden Objekts, die gesuchte Bewegung verbessern zu können. Wird also eine Flasche gegriffen, kann die KI diese als Flasche identifizieren, und die Finger so lenken, dass die Flasche tatsächlich richtig gegriffen wird.
„Digitaler Klingelball“ – HTL Rennweg, Wien
[Link YouTube 1:38:30 – UNIKATE Preisverleihung 2024]
Zu guter Letzt präsentierte das Team der HTL Rennweg ihren Klingelball. Dieser Sportball wurde mit Sensoren, Lichtern und Lautsprechern ausgestattet, um Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen das Wahrnehmen des Balles im Raum zu erleichtern.
So soll es möglich sein, dass diese Personen beispielsweise beim Fußballspiel Zugriff auf weitere Sinne haben – wenn also jemand schlechter sieht, kann dem durch das Hören entgegengewirkt werden.
Der Ball wurde mehrfach bei verschiedenen Workshops getestet. So konnten etwaige Fehlfunktionen erkannt und verbessert werden. Beispielsweise lässt sich nun die Audio, die der Ball wiedergibt, sehr genau mittels einer App einstellen. Diese App wiederrum ist barrierefrei programmiert, sodass verschiedene Personen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen keine Probleme bei der Bedienung des Balles haben.
Inklusion durch Technik verwirklicht
Wie bereits mehrere Jahre ein Folge zeigen der UNIKATE Ideenwettbewerb, sowie die dabei entstandenen Projekte, wie Inklusion durch innovative Projekte im Bereich Technik funktionieren kann. In Zusammenarbeit mit Betroffenen werden Probleme ausgearbeitet, erforscht und gelöst. Die dabei entwickelten Geräte und Programme können aufgrund der gezielten Entwicklung echten Menschen in alltäglichen Situationen helfen, ein selbstbestimmteres Leben zu führen.
Das Team behindertenarbeit.at gratuliert den Gewinner:innen des UNIKATE Ideenwettbewerbs 2024!
Link
Österreichischer Behindertenrat | Preisverleihung Video
https://www.youtube.com/watch?v=qjX9zRVwan4
AutorIn: Valentin Lengauer
Zuletzt aktualisiert am: 28.10.2024
Artikel-Kategorie(n): Hilfsmittel und Therapien, News
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