Die Auftaktveranstaltung der Ringvorlesung „Eine von fünf“ am 20.11.2024 in der Volksanwaltschaft in Wien behandelte das Thema: Häusliche Gewalt im Pflegeheim. Die Veranstaltung kann als Online-Video nachgesehen werden.
Jede fünfte in Österreich lebende Frau ist körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede fünfte in einer Beziehung lebende Frau wird von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt. (Quelle wien.gv.at) Um der Tabuisierung dieses Themas entgegenzuwirken veranstaltet das Zentrum für Gerichtsmedizin der MedUni Wien mit dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) und der Volksanwaltschaft Wien einmal im Jahr für Studierende die interdisziplinäre Ringvorlesung „Eine von fünf“.
Die Auftaktveranstaltung am 20. November 2024 in der Volksanwaltschaft in Wien behandelte dabei folgendes Thema: Häusliche Gewalt im Pflegeheim.
- Wie kann Gewalt in verschiedenen Einrichtungen, beispielsweise in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen oder einer Kinder- und Jugend-WG, verhindert werden?
- Wie kann im Krisenfall gehandelt werden?
- Wie kann man als Zeug:in vorgehen?
Diese und weitere Fragen wurden von Expert:innen diskutiert.
Podiumsdiskussion mit Expert:innen
Die Veranstaltung startete mit kurzen Statements zum Thema, die dann zur Podiumsdiskussion, die von Volksanwalt Bernhard Achitz moderiert wurde, überleiteten. Vier Expert:innen, die Rechtsanwältin Bettina Caspar-Bures, der Präsident des „Lebenswelt Heim Bundesverband“ Jakob Kabas, die Klinische Psychologin und Psychotherapeutin sowie Clearing-Expertin der Heimopferrenten-Kommission Monika Rieder-Ehrentraut und Karin Rowhani-Wimmer, die Leitung einer OPCAT-Kommission der Volksanwaltschaft sprachen dabei über verschiedene Aspekte der Gewaltprävention, konkrete Hilfen sowie Verbesserungsmöglichkeiten.
„Es beginnt damit, Gewalt besprechbar zu machen […].“, so Jakob Kabas. Konkrete Formen der Gewalt müssen demnach von den Betreuungsteams beziehungsweise den Einrichtungen (mittels Fragebögen) erhoben werden, um besprechbar gemacht zu werden. Er führt weiter aus, dass es in der Prävention von Gewalt in Pflegeeinrichtungen wichtig ist, Schulungsangebote, die auf die konkreten Formen der Gewalt zugeschnitten sind, anzubieten. Diese sollen demnach von Kommunikation bis hin zu Möglichkeiten, um aus einer Gewaltsituation wieder herauszukommen, reichen. Dabei sieht er den Auftrag bei den Einrichtungen selbst – vor allem auch in Bezug auf eine sinnvolle Weitergabe der Präventionskonzepte an neue Mitarbeiter:innen.
Später wurde besprochen, wie wichtig das Gefühl der Selbstwirksamkeit in Verbindung mit dem Artikulieren von Gewalt ist. Karin Rowhani-Wimmer machte dabei darauf aufmerksam, dass Menschen ein Gefühl davon haben müssen, was als Gewalt zu werten ist, da diese oftmals sehr abstrakt sein kann. Was ist die persönliche Grenze der Menschen? Was ist ein Übergriff? Sie führt weiter aus, dass Menschen in Einrichtungen keine umfassenden Wahlmöglichkeiten beispielsweise bezüglich ihres Wohnortes und ihrer Mitbewohner:innen haben. Gleichzeitig fehlt es an Kommunikationstools, partizipativen Mitbestimmungsmöglichkeiten und Beschwerdemöglichkeiten. Oftmals existiert auch das Problem, dass Menschen nicht genügend dazu angeleitet werden, Beschwerden zu formulieren. Wie können Probleme artikuliert werden, wenn man nicht dazu angeregt wird, diese offen zu äußern?
Die Auftaktveranstaltung und die vollständige Diskussion können Sie HIER nachsehen:
Ausblick auf die Ringvorlesung
Die interdisziplinäre Ringvorlesung „Eine von fünf – Schritt für Schritt aus der Gewalt“ wird vom 25. November bis 10. Dezember 2024 an der Medizinischen Universität Wien abgehalten. Diese findet im Rahmen der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ im November und Dezember statt.
In der bereits 15. Ringvorlesung mit dem Titel “Schritt für Schritt aus der Gewalt” wird in sieben Vorlesungen gezeigt, wie eine betroffene Ehefrau und Mutter von zwei Kindern den Weg in ein gewaltfreies Leben gehen kann. Dabei erörtern Vortragende verschiedener Professionen Maßnahmen und Möglichkeiten für die Betroffene, die Konsequenzen als auch Unterstützungsmöglichkeiten für den Täter.
die einzelnen Schritte einer betroffenen Ehefrau und Mutter von zwei Kindern auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben durch Vortragende verschiedener Professionen erörtert sowie die Konsequenzen als auch Unterstützungsmöglichkeiten für den Täter diskutiert.
Ziel ist es, Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen zu zeigen, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik und den für die Betroffenen daraus resultierenden gesundheitlichen Problemen im Hinblick auf ihre zukünftige berufliche Praxis sowie im wissenschaftlichen Kontext ist.
Quellen
wien.gv.at
Zahlen zu Gewalt gegen Frauen
https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/gewalt/zahlen.html#oesterreich
Medizinische Universität Wien
Eine von fünf: Schritt für Schritt aus der Gewalt – WS 24/25
https://gerichtsmedizin.meduniwien.ac.at/studium-aus-und-weiterbildung/eine-von-fuenf-1/
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 29.11.2024
Artikel-Kategorie(n): News, Soziale Arbeit und Begleitung
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