Laut Parlamentskorrespondenz vom 9. April 2025 weist der Ausgleichstaxfonds (ATF) ein Minus von 100 Millionen Euro auf. Unterstützungsmaßnahmen zur beruflichen Inklusion, welche durch den ATF finanziert werden, sind damit in Gefahr. Behindertenorganisationen fordern eine Anhebung der Ausgleichstaxe verbunden mit einer Reform.
Die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen ist äußert schwierig. Das machen auch aktuelle Zahlen des AMS deutlich: Während die Arbeitslosigkeit im März 2025 in der Gesamtbevölkerung um 8,5% gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, verzeichnete die Gruppe der Menschen mit Behinderungen einen fast doppelt so hohen Zuwachs von 14,2%. Noch alarmierender: Etwa ein Viertel der Menschen mit Behinderungen (24%) ist von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.
Zahlreiche Maßnahmen, welche Menschen mit Behinderung beim Zugang zum Arbeitsmarkt und der Sicherung eines Arbeitsplatzes unterstützen, werden über den Ausgleichstaxfonds (ATF) finanziert. Wie kürzlich bekannt wurde, weist dieser jedoch eine deutliche Finanzlücke auf: Laut Sozialministerin Korinna Schumann fehlen dem ATF 100 Millionen Euro – eine alarmierende Zahl, welche schwerwiegende Folgen haben könnte.
Finanzierungslücke gefährdet inklusive Unterstützungsmaßnahmen
„Wenn nun öffentlich bekannt wird, dass eine Finanzierungslücke in derart beträchtlicher Höhe besteht, sehen wir die Weiterführung dieser nachweislich zielführenden Angebote gefährdet“ zeigt sich Eva Skergeth-Lopič vom dabei-austria (Dachverband berufliche Inklusion) besorgt.
Auch Gernot Reinthaler, Geschäftsführer ÖZIV Bundesverband, macht deutlich: „Wenn nun bei Unterstützungsmaßnahmen gespart wird, die Menschen mit Behinderungen bisher erfolgreich beim Zugang zum Arbeitsmarkt bzw. Sicherung ihrer Arbeitsplätze unterstützen, erhöht sich das Risiko steigender Arbeitslosigkeit innerhalb dieser ohnedies benachteiligten Personengruppe massiv. Menschen mit Behinderungen dürfen nicht die Leidtragenden budgetärer Engpässe sein!“
Mehr Fairness: Ausgleichstaxe muss erhöht werden
Tatsache ist: Das Finanzierungsmodell des ATF ist an seine Grenzen gestoßen. Kurzfristig benötigt es eine Aufstockung der Mittel, mittelfristig muss jedoch auch eine faire und nachhaltige Neuausrichtung der Berechnungsgrundlage umgesetzt werden. „Derzeit bemisst sich die Ausgleichstaxe rein nach der Anzahl der Beschäftigten eines Unternehmens – das greift zu kurz“, so Ralph Schallmeiner, Behindertensprecher der Grünen.
Viele Betriebe entscheiden sich nach wie vor lieber dafür, die Ausgleichstaxe zu zahlen, anstatt Menschen mit Behinderungen einzustellen. Für Schallmeiner ist klar: “Die Ausgleichstaxe darf nicht als günstige Alternative zur tatsächlichen Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen wahrgenommen wird. Die Verpflichtung zur Einstellung darf nicht unterlaufen werden – sie muss attraktiv und wirksam sein.“
Inklusion am Arbeitsmarkt letztlich für alle eine Bereicherung
Behindertenorganisationen wie dabei-austria und der ÖZIV Bundesverband fordern eine sofortige Schließung der Finanzierungslücke sowie eine ausreichende Dotierung des ATF, um bestehende Angebote zur beruflichen Inklusion weiterhin sicherzustellen. Ein zukunftsfähiger Ausgleichtaxfonds braucht jedoch nicht nur stabile Finanzierung, sondern auch ein gerechteres System, das Inklusion belohnt und Diskriminierung am Arbeitsmarkt spürbar sanktioniert.
Die volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt ist letztlich für alle eine wertvolle Chance. „Unternehmen profitieren durch vielfältige Perspektiven in den Teams, höherer Innovationskraft und besserem Image. Gleichzeitig sinken Sozialausgaben und Steuereinnahmen steigen. Wer auf Inklusion setzt, stärkt wirtschaftliche Stabilität, fördert soziale Gerechtigkeit und investiert nachhaltig in die Zukunft“, ist Eva Skergeth-Lopič von dabei-austria überzeugt.
Quellen:
Grüner Klub via OTS | 11.04.2025
Schallmeiner/Grüne: Ausgleichstaxfonds endlich fair und zukunftsfähig reformieren!
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250411_OTS0120
dabei Austria vis OTS | 11.04.2025
Ausgleichstaxfonds (ATF) im Minus – dabei-austria fordert Finanzierungssicherheit für berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250411_OTS0094
ÖZIV via OTS | 11.04.2025
ÖZIV Bundesverband: Bei Fördermaßnahmen für Menschen mit Behinderungen darf nicht gespart werden!
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250411_OTS0095
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 14.05.2025
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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