Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht. Mit dieser Botschaft protestierte die knack:punkt – Selbstbestimmt Leben Salzburg im Sommer und Herbst 2020 vor dem Chiemseehof in Salzburg gegen Verschlechterungen beim barrierefreien Wohnbau. Die Protestaktion ist nun im Rahmen des Disability History Projects Teil der Sammlung des Hauses der Geschichte Österreich.
Der Anlass des Protests in Salzburg war das neu eingeführte Gesetz zum „leistbaren Wohnen“, das für viele Menschen mit Behinderungen massive Rückschritte bedeutete.
Kreativer Protest mit starker Symbolik
Unangekündigt, aber deutlich sichtbar demonstrierten Aktivist:innen während der Landtagssitzungen. Mit Schildern und Bodenmarkierungen wiesen sie auf die dringende Notwendigkeit von leistbarem, barrierefreiem Wohnraum hin. Die Protestaktion bekam ein Gesicht – oder besser gesagt: ein Skelett.

Das Skelett steht dafür, dass man sehr lange auf barrierefreie Wohnungen wartet. Es werden viel zu wenige barrierefreie Wohnungen gebaut. | Fotoquelle: knack:punkt – Selbstbestimmt Leben Salzburg
„Klusi“, ein Skelett im Rollstuhl, saß mit einer Spendendose vor dem Eingang des Landtags und kommentierte die prekäre Wohnsituation ironisch mit einer Sprechblase:
„Warte auf barrierefreie Wohnung… (Erdgeschoß war schon besetzt.) Sammle Geld für Lift!“
Diese eindrückliche Figur hat es nun als Teil der Web-Ausstellung des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö) in das kollektive Gedächtnis geschafft. Klusi steht dort symbolisch für den langjährigen Kampf um Teilhabe und Inklusion.
„Piss on Pity“ – Ein Slogan gegen Mitleid und für Würde
Auch der Verein Selbstbestimmt Leben Innsbruck hat einen kreativen Protestbeitrag geleistet – mit provokanten Christbaumkugeln. Im Rahmen einer Social-Media-Aktion im November 2023 gestalteten sie Kugeln mit dem Slogan „Piss on Pity“, ein seit Jahrzehnten international etablierter Leitspruch der Selbstbestimmt Leben Bewegung.
„Wir wollten etwas finden, das weihnachtlichen Kitsch mit einem klaren Statement verbindet. Die Kugel ist ein Symbol, das jede:r kennt – und der Spruch regt zur Diskussion an“, erklärt Mag. Julia Golser, Obfrau des Vereins.
Die Kritik richtet sich vor allem gegen „Licht ins Dunkel“, eine traditionelle Spendenaktion, die in der Behindertenbewegung seit Langem als mitleidsbetont und nicht inklusiv kritisiert wird.
Auch diese Protestaktion ist nun im Rahmen des Disability History Projects Teil der Sammlung des Hauses der Geschichte Österreich.
Dokumentation von Aktivismus von Menschen mit Behinderungen – endlich sichtbar
Das Haus der Geschichte Österreich dokumentiert mit dem Disability History Project das Engagement von Menschen mit Behinderungen – ihren Aktivismus, ihre Protestformen und ihren Einsatz für Selbstbestimmung und gleiche Rechte. Damit wird ein wichtiger Teil der österreichischen Zeitgeschichte sichtbar gemacht, der bisher oft übersehen wurde.
Link
hdgoe.at/mitschreiben/selbst-bestimmt
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 13.06.2025
Artikel-Kategorie(n): News, Selbstbestimmtes Leben
Permalink: [Kurzlink]