Die Arbeit in der Sozialwirtschaft gilt als anspruchsvoll und sinnstiftend zugleich, das bestätigt nun auch die große Arbeitszeit-Umfrage, die die Gewerkschaften vida und GPA gemeinsam mit der SWÖ in Auftrag gegeben haben. Über 13.500 Beschäftigte aus Pflege, Behindertenarbeit, Kinder- und Jugendhilfe sowie Verwaltung nahmen im Juli 2024 an der Online-Befragung des IFES-Instituts teil.
Das zentrale Ergebnis:
Trotz hoher Anforderungen und spürbarer Mehrarbeit geben 89 % der Befragten an, mit ihrem Beruf insgesamt zufrieden zu sein, 40 % sogar „sehr zufrieden“. Auch die Zufriedenheit mit der Arbeitszeit liegt mit 81 % („sehr“ bzw. „eher zufrieden“) auf beachtlichem Niveau.
Sinnstiftende Arbeit als wesentlicher Zufriedenheitsfaktor
Die Befragung macht deutlich, dass die hohe Bindung an den Beruf vor allem aus der sinnvollen Tätigkeit für Menschen entsteht. Mitarbeiter:innen in der Behindertenarbeit, in Pflege und Betreuung oder in der mobilen Arbeit berichten, dass der tägliche direkte Kontakt mit Klient:innen und die spürbare Wirkung der eigenen Arbeit entscheidend zu ihrer positiven Haltung beitragen.
Dennoch: Arbeitszeit sorgt für Druck
Neben der grundsätzlich hohen Zufriedenheit zeigt die Studie aber auch deutliche Belastungen:
- Im Schnitt arbeiten Beschäftigte 3 Stunden pro Woche mehr als vertraglich vereinbart (Ø 34 Stunden Ist vs. 31 Stunden Vertrag).
- 60 % der Befragten leisten regelmäßig Mehrarbeit, in manchen Bereichen wie der mobilen Pflege oder Kinder- und Jugendhilfe sogar über 70 %.
- Zwei Drittel wünschen sich gegenüber ihrer tatsächlichen Arbeitszeit weniger Stunden, bei Vollzeitkräften sind es sogar 80 %.
Die Ergebnisse machen klar, dass sich hinter der hohen Berufszufriedenheit ein Spannungsfeld verbirgt: Sinnvolle Arbeit trifft auf strukturelle Überlastung und zu knappe Ressourcen.
Finanzielle Gründe verhindern oft Reduktion
Viele, die ihre Arbeitszeit gerne reduzieren würden, nennen finanzielle Verpflichtungen (68 %) oder fehlende Teilzeitangebote als Hindernis. Umgekehrt gaben einige Teilzeitkräfte an, gerne mehr Stunden zu arbeiten. Oft fehlt dafür allerdings ein entsprechendes Angebot des Arbeitgebers.
Motivation bleibt hoch, bessere Rahmenbedingungen gefordert
Die Umfrage zeigt ein erfreuliches Bild einer hochmotivierten Berufsgruppe mit starkem Engagement für Menschen, die Unterstützung brauchen. Gleichzeitig verdeutlichen die Zahlen den Handlungsbedarf: Belastbare Arbeitszeitmodelle, ausreichende Personalressourcen und bessere Vereinbarkeit sind entscheidend, um die hohe Zufriedenheit zu sichern und langfristig zu erhalten.
Die komplette Studie wurde vom IFES im September 2024 veröffentlicht und ist Grundlage für die laufenden KV-Gespräche zwischen den Gewerkschaften GPA / vida und der SWÖ.
Download
Die gesamte Auswertung der Umfrage kann hier heruntergeladen werden:
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 07.10.2025
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, News
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