Bisher hatten IT-TrainerInnen, die blinde und sehbehinderte AnwenderInnen ausbilden, keine Möglichkeit, ihre Befähigung zum Unterricht dieser speziellen Zielgruppe nachzuweisen. Mit IT4Blind wurde erstmals eine hochqualitative Aus- und Weiterbildung von IT TrainerInnen für Sehbehinderte und Blinde geschaffen. Gemeinsam mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen in Österreich, dem Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich (BSVÖ) und der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) wurde ein Syllabus entwickelt, der die relevanten Prüfungsthemen im Rahmen einer Zertifizierung festlegt.
Der neue Syllabus
Die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG ), die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs, der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich (BSVÖ) sowie einige Hilfsmittelfirmen, Schulen und Rehabilitationseinrichtungen entwickelten im Rahmen von Workshops den neuen Syllabus. Er legt die relevanten Themengebiete fest, die im Rahmen eines mehrstufigen Zertifizierungsverfahrens geprüft werden.
Prof. Erich Schmid ist einer der Experten, die den Syllabus entwickelt haben. Der blinde Lehrer unterrichtet am Bundes-Blindenerziehungsinstitut (BBI) in Wien. „Die Schaffung einer Zertifizierung war notwendig, weil die IT-Einschulungen für blinde und sehbehinderte Menschen an Arbeitsplätzen bzw. Ausgabegeräten teilweise nicht sehr professionell erfolgt sind“, erläutert Schmid die Motivation der Initiative. Für das neue Zertifizierungsverfahren sind drei Prüfungsmodule relevant.
Darin geht es u. a. um Wissen über Sehstörungen, Hilfsmittel und Alltagshilfen, Assistierende Technologien (AT), Methodik, Medien, aber auch um behindertengerechten Umgang und Softskills, um Beratung und Training. Zertifizierte IT-TrainerInnen wissen z. B. wie der Arbeitsplatz sehbehinderter AnwenderInnen hinsichtlich Ergonomie, Beleuchtung, Hilfsmittel und AT ausgestattet sein muss. Als zertifizierende Stelle fungiert die OCG.
Zertifizierung ist notwendig
Die ersten Zertifizierungsprüfungen wurden in Linz unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Klaus Miesenberger (Institut Integriert Studieren der Johannes Kepler Universität Linz) und in Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. DI Dr. Wolfgang Zagler (Zentrum für angewandte assistierende Technologien der TU Wien) abgehalten.
Das Zertifikat wird durch die OCG ausgestellt und ist drei Jahre lang gültig. Eine Verlängerung erfolgt mit dem Nachweis von Besuchen einschlägiger Fortbildungsveranstaltungen. Die Vorteile liegen für Erich Schmid auf der Hand: „Der IT-Trainer verfügt über eine qualifizierte Ausbildung und ist zu Fortbildungen verpflichtet, dadurch ist der Qualitätsstandard auch in Zukunft gesichert.“ Erich Schmid ist selbst zertifizierter IT-Trainer, so wie alle Experten der Initiative. Sie sind berechtigt, weitere TrainerInnen auszubilden und
Prüfungen im Auftrag der OCG abzunehmen.
Initiative IT4Blind
Die Initiative IT4Blind plant die Ausweitung der Zertifizierung auf das IT-Training für andere Behindertengruppen. Außerdem bemüht man sich um die Anerkennung durch relevante Behörden, wie z. B. das Bundessozialamt. „Wir hoffen, dass Förderstellen, die IT-Schulungen bezahlen, in Zukunft auf zertifizierte Trainer zurückgreifen werden“, so Erich Schmid. „Positiv wäre auch, wenn diese Förderstellen den Empfehlungen unserer IT-Trainer folgen, was die notwendige Stundenanzahl für Schulungen betrifft. Jede Person hat einen ganz individuellen Schulungsbedarf, darauf sollte künftig stärker Rücksicht genommen werden.“
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Quelle: APA
AutorIn: Österreichische Computer Gesellschaft
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, Hilfsmittel und Therapien, News
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