Martin Habacher war bei Harald Hötzinger zum Exklusiv-Interview für behindertenarbeit.at. Aus einer Reise zu den Filmfestspielen in Cannes 2012 ist „Auf 4 Rädern“ – ein Road-Movie der besonderen Art – geworden…
Audiotranscript [+AT]
Habacher: Wie bist du zu diesem Projekt gekommen?
Hötzinger: Also, anfangen tut das, damit dass ich ein sehr großer Ulrich Seidl Fan bin und mich in den letzten acht Jahren intensiv mit seinem Schaffenswerk beschäftigt habe, auch mit seinen Arbeitsweisen; Bücher gelesen… und vor ein-einhalb Jahren ca. hab ich bei der Viennale die ersten Ausschnitte präsentiert gesehen von der Paradies-Trilogie, und da hat er angekündigt, dass der erste Teil – Paradies Liebe – vermutlich bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere haben wird. Das war dann für mich eigentlich Anlass, mich genauer mit dem Gedanken zu konfrontieren, ob ich mir den Spaß einmal anschauen soll: Erstens Filmfestival, zweitens eine Weltpremiere eines Seidl-Films. Eben der Michi Reisecker hat auch von Anfang an gemeint, er würde da auch gerne mitfahren, und es war dann relativ schnell klar, dass wir sagen, wir filmen; überlegen uns vorher ein grobes Konzept, filmen und schaun hinterher, was kann man aus dem Material machen.
Also, die Idee war: beide wollen sich die Premiere anschauen… Wie ist der Titel zustande gekommen?
Ja, mit den Titel das ist… ist glaub ich oft eine relativ spontane Entscheidung. Da hat es mehrere Varianten gegeben… „Auf 4 Rädern“ war zuerst einmal der Arbeitstitel und hat uns am Ende noch immer gefallen. Es ist nicht nur auf den Rollstuhl, sozusagen, reduziert sondern es gibt dann auch noch die Auto-Ebene… es ist eine Reise auf vier Rädern.
Wie war der Trip, wie lang wart ihr unterwegs…?
Wir sind gestartet in Wien, sind mit dem Zug nach Oberösterreich gefahren, also ich, der Michi und zwei Assistenten von mir, also ein Assistent und eine Assistentin, und von Oberösterreich sind wir dann mit dem Bus meiner Eltern nach Meran gefahren. In Meran haben wir eine Nacht Zwischenstopp gemacht bei einem ehemaligen Assistenten von mir. Vor allem deswegen, weil es für mich zu anstrengend gewesen wäre, diesen Trip nach Cannes an einem Tag durchzuführen. Am nächsten Tag sind wir dann nach Cannes gefahren da waren wir drei Nächte und dann wieder eine Nacht in Meran, und dann wieder Rückfahrt nach Oberösterreich und Wien.
Das heißt ihr habt im Auto schlafen müssen?
Nein nein wir haben über „airbnb“ – eine Online-Plattform – außerhalb von Cannes, in Pégomas, eine Wohnung gemietet.
Und dass diese barrierefrei ist…
…das haben wir vorher (gecheckt). Das war gar nicht so schwierig. Wir haben das relativ kurzfristig gebucht, und das hat gut funktioniert.
Für die AssistentInnen war das kein Problem, du bist mit zwei ausgekommen…?
Genau, die haben sich quasi im 24-Stunden-Takt abgewechselt.
Und war das ok für sie…?
Ja ja… Es war sicher anstrengend für alle Beteiligten, aber es hat uns einen Riesenspaß gemacht.
Inwieweit ist deine Behinderung Thema gewesen?
Während der Reise war sie nicht Thema, außer dass man halt bei den Bildern sieht, dass mir assistiert wird und dass ich im Rollstuhl bin, das ist offensichtlich, meine Behinderung…. und im Nachhinein wurde noch ein Off-Text von mir hinzugefügt.
OFF TEXT FILMAUSSCHNITT: Mir haben meine Eltern schon gesagt, dass meine Muskeln nicht auf die Art und Weise funktionieren, wie sie sollen, aber ich kann mich nicht dran erinnern, dass mir meine Eltern offiziel gesagt hätten, dass ich eine Behinderung habe.
Der Film dreht sich jetzt um zwei Typen, die zu einer Filmpremiere fahren, oder treffen sich nur auf der Fahrt zur Filmpremiere…?
Auf visueller Ebene sieht man vier Menschen, die gemeinsam nach Cannes fahren zu einem Festival und die Zeit dort verbringen. Und auf auditiver Ebene erzähle ich über mein Leben.
AutorIn: Martin Habacher
Zuletzt aktualisiert am: 24.01.2019
Artikel-Kategorie(n): Media Tipp, News, Soziale Arbeit und Begleitung
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