Am 26. September 2013 fand in St. Pölten der 17. „Österreich-Tag“ statt. Die Veranstaltung wurde in kleinem Rahmen abgehalten. Anna Maria Hosenseidl war für behindertenarbeit.at dabei.
Nach den Grußworten von Doris Schmidl, Abgeordnete zum NÖ Landtag, und Matthias Stadler, Bürgermeister von St. Pölten, wurde die Veranstaltung in Blöcke gegliedert.
1. Block: Medizinische Parallelwelten
Im Einleitungsstatement von Anton Neuber ging es darum, wie sich verschiedene Parallelwelten in der Frage der Hilfsmitteln auswirken; z.B. was Barrierefreiheit für Mobilitätseingeschränkte ist, kann für blinde Menschen ein Hindernis bedeuten.
Beim nächsten Vortag von Prim. Stepan Dormayer wurde die Frage der Parallelwelt nach einer Amputation behandelt. Für sehr viele Menschen in dieser Situation ist es Schock: der Verlust eines Körperteils und in Folge auch der Verlust des Arbeitsplatzes.
Danach wurde von Georg-Norbert Ludwig über das Thema referiert, was es bedeutet behindert zu sein. Obwohl die Chancengleichheit in der Verfassung verankert ist und die UN Konvention ratifiziert wurde, werden diese Themen kaum in die Tat umgesetzt, so wird oftmals der barrierefreie Zugang mangels finanzieller Ressourcen wird verwehrt, oder der kulturelle Zugang ist wegen Denkmalschutz nicht gewährleistest. In der Reisebranche wird auf die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung meistens vergessen. Zum Beispiel: keine barrierefreien Hotels oder Menschen mit Behinderung werden von Fluggesellschaften nicht mitgenommen.
2. Block: Bildung
Der erste Vortrag von Alexandra Mayer hat auf die Parallelwelt der Sonderschule und den Integrationsklassen hingewiesen. Es haben noch immer sehr viele PädagogInnen Angst, wenn sie in Integrationsklassen unterrichten müssen. Aus ihrer Situation heraus wurde berichtet sowohl Sonderschuldirektorin zu sein als auch als eine SPZ-Leiterin zu fungieren. Ihre Vision wäre es, eine inklusive Modellregion zu schaffen. D.h., dass alle Kinder in diesem Modell von 6-14 Jahren in einer gemeinsamen Schule unterrichtet werden.
Alfred Brader sprach über die Situation von Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen in den Berufsschulen. In Niederösterreich werden in den Berufsschulen die Jugendlichen individuell auf den Berufsalltag vorbereitet. D.h., sie machen eine Teillehre oder eine verlängerte Lehre. Das sind zur Zeit 700 Jugendliche, die in diesem Konzept auf die Arbeitswelt vorbereitet werden.
Am Schluss des Blockes wurde von Prof. Klaus Miesenberger über die inklusive Universität in Linz berichtet. Parallelwelten funktionieren dann, wenn sie ineinander greifen und sich treffen. Jede Institution hat seine Rahmenbedingungen, die sich widersprechen. Diese Strukturen werden aufgeweicht, wenn alle Studierenden gemeinsam unterrichtet werden. D.h. auch, dass die Strukturen der Universität sich verändern.
Nach einer weiteren Podiumsdiskussion und einer Kaffeepause wurde beim 3. Block über die unterschiedlichen Ansprüche der Parallelwelten referiert.
Es war ein spannender Vortragstag mit vielen neuen interessanten Themen.
Anna Maria Hosenseidl
AutorIn: Anna Maria Hosenseidl
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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