Die diesjährige Zero Project Conference findet am 27. und 28. Februar 2014 erstmals in der Wiener UNO City statt und konzentriert sich auf das Thema Barrierefreiheit. 50 sorgsam ausgewählte Best Practices präsentieren sich vor 350 führenden Parlamentariern aus aller Welt, Vertretern von Organisationen von Betroffenen, NGOs sowie Stiftungen, Wissenschaftlern und Unternehmen.
Vielfach wird Barrierefreiheit nur im Zusammenhang mit Gebäuden betrachtet. Dies ist wichtig, es geht jedoch um mehr: Barrierefreiheit betrifft auch Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Transportwesen sowie Produkte und Dienstleistungen. All dies ist Schwerpunkt der aktuellen Zero Project Conference, die heuer wieder auf Initiative der Essl Foundation, des World Future Council (dessen Gründer Jakob von Uexküll anwesend sein wird) und des European Foundation Centre veranstaltet wird. Die wissenschaftliche Grundlage bildet der Zero Project Report 2014, der vor wenigen Tagen fertig gestellt wurde und auf der Konferenz präsentiert wird (bereits ab sofort zum Download unter www.zeroproject.org).
Innerhalb von 3 Jahren zur Fixgröße im Kampf gegen Barrieren aller Art
In den drei Jahren seines Bestehens hat sich das Zero Project von Wien aus zu einer fixen, vielfach beachteten Größe im Kampf für die Durchsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen entwickelt. Belegt wird dies unter anderem dadurch, dass Vertreter des Zero Project ihre Ergebnisse alleine im vergangenen Jahr bei zehn internationalen Konferenzen präsentierten, unter anderem in den UN-Headquarters in New York und Genf, vor dem EU-Rat in Brüssel, oder in Istanbul, Athen und Lissabon. Über 350 TeilnehmerInnen werden heuer zur Konferenz erwartet, die erstmals in der UNO-City stattfindet – auch dies ein Zeichen der Bedeutung, die das Zero Project in kurzer Zeit erlangt hat. Positive Umsetzungsbeispiele („Innovative Practices“) und Einzelgesetze („Innovative Policies“), die im Zero Project Report identifiziert wurden, werden auf internationaler Ebene von Entscheidungsträgern und Betroffenenorganisationen diskutiert und sind mittlerweile Vorbild für erste Folgeprojekte.
„In den vergangenen drei Jahren haben rund 2.000 ExpertInnen aus mehr als 130 Ländern ihr Wissen und ihre Erfahrungen eingebracht. Das Zero Project bündelt diese und stellt sie wiederum auf internationaler Ebene allen Entscheidungsträgern zur Verfügung“, erklärt Dr. Michael Fembek, Koordinator des Zero Project seitens der Essl Foundation. „Heuer wurden aus über 300 nominierten Projekten 54 Innovative Practices und 15 Innovative Policies ausgewählt, die im Report und der Konferenz präsentiert und diskutiert werden.“
Barrierefreiheit international: Nicht immer sind die Industriestaaten vorne!
In einer weiteren Aktivität, dem Länder- und Regionenvergleich von Sozialindikatoren zur Umsetzung der UN Konvention, liefert der Zero Project Report teilweise überraschende Rückschlüsse: So sind beispielsweise nach Ansicht der befragten Experten in der Barrierefreiheit von öffentlichen Gebäuden nicht die „alten“ Industriestaaten Europas vorne, sondern bei einigen Indikatoren die Länder aus Zentral- und Osteuropa. Auch die Beschäftigungszahlen von Menschen mit Behinderung stagnieren EU-weit oder sinken sogar leicht, während die Entwicklung in CEE-Ländern sowie Asien gleichzeitig nach oben weist. Auffällig bis alarmierend ist ein EU-weiter Mangel an relevanten Daten über Menschen mit Behinderung generell, und speziell zum Ausbildungsstand und zur Betreuungssituation von Menschen mit Behinderung, wobei die EU hier teilweise sogar hinter andere Regionen der Welt zurückfällt.
Führend sind die EU-Staaten jedoch beim Einsatz barrierefreier Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) wie etwa barrierefreiem Internet oder TV, oder barrierefreiem öffentlichen Nahverkehr. Die Situation von Menschen mit Behinderungen ist aber auch hier durchwachsen: In keiner einzigen Hauptstadt der beobachteten Länder wurde von den Experten ein klares „Ja“ für die durchgehende Barrierefreiheit der öffentlichen Transportsysteme gegeben!
Innovative Umsetzungsbeispiele aus Österreich und der ganzen Welt
Insgesamt wurden 54 Innovative Practices für den Report ausgewählt, zehn davon aus Österreich. Ein Großteil davon wird auf der Konferenz präsentiert. Darunter sind u.a. ein barrierefreier Wiener Stadtplan, der dem Benutzer „vorgelesen“ wird, das Projekt „ways4all“, eine mobile Applikation, die den öffentlichen Transport für Menschen mit speziellen Bedürfnissen unterstützt (Navigation In- und Outdoor, Verkehrsinformation, Kommunikation mit den örtlichen Transportbetrieben) und von der FH Joanneum umgesetzt wird, oder das „Relayservice“ von ÖGS.barrierefrei, das telefonische Hilfestellungen, Service-Hotlines etc. für taube bzw. hör- oder sprachbehinderte Menschen ermöglicht.
Auf internationaler Ebene wird beispielsweise der vom Initiator als „bestes barrierefreies Bürogebäude der Welt“ bezeichnete Bürokomplex aus Dänemark präsentiert, oder spektakuläre barrierefreie Kunstvermittlungs-Projekte internationaler Museen (MOMA New York, Artesens, Manchester Museum), die zum Teil auch live präsentiert werden. Auf der Konferenz werden auch einige führende Organisationen, deren Anspruch es ist, ganze Städte barrierefrei zu machen, ihre Arbeit präsentieren.
350 Aktivisten, Betroffene, Experten und Entscheider treffen sich in Wien
Die Zero Project Conference versammelt heuer die weltweit führenden VertreterInnen der Behindertenrechtsbewegung aus mehr als 60 Staaten an einem Ort, um den direkten Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und sich noch besser zu vernetzen. Ihre Teilnahme zugesagt haben:
- Jorge Glas Espinel (Vizepräsident von Ecuador)
- Javed Abidi (Chairperson der weltweiten Dachorganisation Disabled People´s International mit Mitgliedsorganisationen in 130 Stataten, Indien)
- Miguel Angel Cabra de Luna (European Foundation Centre and Fundacion ONCE, Spain)
- Nawaf Kabbara, President der AOPD (Arab Organisation of Persons with Disabilities, Lebanon)
- Inmaculada Placencia (Europäische Kommission, stv. Leiterin der Abteilung für die Rechte von Menschen mit Behinderung)
- Yannis Vardakastanis (Chair der IDA, International Disability Alliance, der weltweit bedeutendsten Interessensvertretung von Menschen mit Behinderung, Griechenland)
- Luk Zelderloo, Generalsekretär der EASPD (Europan Association of Service Providers, Belgien)
Aus Österreich:
- Franz-Joseph Huainigg, Abgeordneter zum Nationalrat (VP)
- Helene Jarmer, Abgeordnete zum Nationalrat (Die Grüne)
- Albert Brandstätter und Germain Weber, Präsident und Vorsitzender der Lebenshilfe Österreich
- Bernadette Feuerstein, Obfrau von Selbstbestimmt Leben Österreich
- Hansjörg Hofer, stv. Behindertenombudsman
- Eringard Kaufmann, Präsidentin des ÖAR
- Rupert Roniger, Gründer und Leiter von Licht für die Welt
Das gesamte Veranstaltungsprogramm der Hauptbühne wird live ins Internet gestreamt. Alle Interessierten können die Konferenz durch den von der deutschen Firma VerbaVoice entwickelten barrierefreien Webplayer durch Live-Untertitelung unter folgendem Link mitverfolgen:
http://webplayer.verbavoice.tv/webplayer/zero_project_vienna/Main.html
Link
Quelle: Zero Project
AutorIn: Zero Project
Zuletzt aktualisiert am: 03.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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