Wenn in Österreich eine Behinderung des Kindes bei der Ultraschalluntersuchung vor der Geburt übersehen wird, gilt das als ersatzpflichtiger „Schadensfall“. Dann muss der untersuchende Arzt lebenslang den vollen Unterhalt des Kindes bezahlen. Pränatalmediziner wollen die Arzthaftung in Zukunft über einen Hilfsfonds regeln.
Als „nicht verhältnismäßig“ bezeichnet Wolfgang Arzt, Präsident der Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin, den Umstand, dass Ärzte, die eine Behinderung bei der vorgeburtlichen Diagnose übersehen, ein Leben lang für den Unterhalt der Person mit Behinderung aufkommen sollen. Nach Ansicht den Mediziners, der keineswegs an der Haftungspflicht der Ärzteschaft rütteln will, soll ein Fonds diese Kosten übernehmen.
Es soll ein Fonds eingerichtet werden an den sich die Mutter mit dem behinderten Kind wenden kann und der finanzielle Mittel, aber auch psychosoziale und andere Unterstützung anbietet. Der Fonds widerum soll sich dann, je nach Grad der Fahrlässigkeit, am betroffenen Mediziner schadlos halten.
Derzeit werden gemeinsam mit der Medizinuniversität Wien Gespräche mit dem Justiz- und dem Finanzministerium Gespräche darüber geführt, wer für den Fonds zahlen soll. Wie viel der Fonds brauchen wird, steht noch nicht fest. Die Fälle der fahrlässig übersehenen Fehlbildungen seien in den letzten Jahren jedenfalls weniger geworden. Laut Pränatalmediziner Arzt sind es fünf bis zehn Kinder im Jahr, die dieser Hilfe bedürfen.
Justiz- und Finanzministerium wollen auch Unterstützung für behinderte Kindern, bei denen keine Fahrlässigkeit des Arztes vorliegt, etwa dann wenn eine Behinderung durch die Geburtshilfe bedingt wurde.
Anmerkung behindertenarbeit.at: Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, was bei jeden Fällen passiert, wo kein Fehler gemacht wurde, und ein behindertes Kind „einfach so“ zur Welt gekommen ist. Sollten diese Mütter weniger Unterstützung bekommen? – Warum nicht gleich z.B. das Pflegegeld für behinderte Kinder erhöhen, Familienentlastungsdienste bzw. Assistenz für Familien ausbauen? Dann würden Strukturen geschaffen, die allen helfen würden und jedes behinderte Kind würde gleichermaßen Wertschätzung bekommen.
Quelle: Ö1
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Eugenik und Menschenwürde, News
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