Was leisten soziale Unternehmen? Wie kann der Erfolg gemessen werden? Diese Fragen werden immer häufiger gestellt und der Nachweis über erbrachte Leistungen stärker eingefordert.
Controlling und Leistungsmessung standen lange Zeit im Mittelpunkt der Arbeit von Non-Profit-Organisationen. In den letzten Jahren findet ein Wechsel hin zum Wirkungsdenken statt. Das Grazer Sozialunternehmen atempo gilt als Vorreiter der Wirkungsanalyse sozialer Dienstleistungen und legt nun zum dritten Mal in Folge seinen ‚wirkungsorientierten Geschäftsbericht’ vor.
„Öffentliche Auftraggeber und private Investoren wollen wissen, welche gesellschaftlichen Lösungen mit den eingesetzten Finanzmitteln erreicht werden“, so Klaus Candussi und Walburga Fröhlich, Geschäftsführer/in von atempo. „Hier können wir mit unseren Wirkungskennzahlen punkten.“
Vom Leistungs- zum Wirkungsdenken
„Während lange Zeit Leistungsmessung und Controlling im Mittelpunkt der Diskussion um NPOs und Organisationen mit Gemeinwohlorientierung standen, fand in den letzten Jahren ein Richtungswechsel hin zum Wirkungsdenken statt“, weiß Univ. Prof. Michael Meyer vom Institut für Nonprofit Management an der Wirtschaftsuniversität Wien. „Der Trend geht eindeutig von der Leistungs- zur Wirkungsorientierung“, so Meyer.
Sozialunternehmen wie atempo gelten heute als Vorreiter einer Entwicklung, die auch immer mehr gewinnorientierte Unternehmen erfasst: Leistungen nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern als Mittel für eine positive gesellschaftliche Weiterentwicklung (impact). Noch ist man allerdings weit davon entfernt, in allen Bereichen Wirkungsanalysen durchführen zu können. „Die wirkungsorientierte Steuerung von Organisationen steckt noch in den Kinderschuhen. Doch es lohnt sich, den Weg weiter zu gehen“, so Meyer.
atempo hat vor drei Jahren begonnen, seine Leistungen nach dem Social Reporting Standard (SRS) zu dokumentieren. „Mit dem SRS-Leitfaden zur einheitlichen und wirkungsorientierten Berichtserstattung können Wirkungen sozialer Leistungen im Hinblick auf die Einzelperson als auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene aufgezeigt werden“, so Lena Maria Wörrlein, Projektkoordinatorin des Social Reporting Standard (SRS) an der Universität Hamburg. „Der vorliegende Geschäftsbericht von atempo setzt in vorbildlicher Weise die Struktur des SRS um. Besonders ansprechend finden wir die kurzen Zusammenfassungen der wichtigsten Inhalte in ‚Leicht Lesen’, dem Qualitätsstandard für barrierefreie Information.“
Wirkung, die sich rechnet
Vor 15 Jahren hat atempo mit maßgeschneiderten Ausbildungen für junge Menschen gestartet. In der Folge sind Dienstleistungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen entstanden und damit auch neue Arbeitsplätze. Jeder von atempo neu geschaffene Job bringt der öffentlichen Hand eine Kostenersparnis von 125.000 Euro bei gleichzeitig höherer Lebensqualität der behinderten Menschen.
Ein weiteres Angebot von atempo ist die Übersetzungsmethode capito. Dabei werden Websites barrierefrei gemacht und komplizierte Texte in eine leicht verständliche Sprache übersetzt. Menschen mit Behinderungen testen und prüfen das Ergebnis. So konnten etwa leicht verständliche Wahlinformationen dazu beitragen, dass mehr Menschen mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten an Wahlen teilnehmen.
Bei der Verbreitung seiner Angebote geht atempo neue Wege. Man setzt auf Social Franchising und hat mittlerweile ein Netzwerk von 21 Partnern in Deutschland und Österreich aufgebaut. Und auch hier zählt die Wirkung: Mit jedem neuen Partner entstehen bis zu zehn neue Arbeitsplätze – auch und gerade für Menschen mit Behinderungen. Ein Vorgehen, das auf europäischer Ebene Anerkennung findet. So wurde atempo vor kurzem für den European Business Award im Bereich Nachhaltigkeit nominiert und trägt nun den Titel des „National Champion“.
Link
www.atempo.at/de/Presse/atempo-Wirkungsberichte
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 21.09.2015
Artikel-Kategorie(n): News, Soziale Arbeit und Begleitung
Permalink: [Kurzlink]