Workshop für gesellschaftliche Teilhabe und selbstbestimmtes Leben
An diesem Wochenende widmen sich in einem Workshop der Lebenshilfe internationale ExpertInnen für Organisationsentwicklung und Gemeinwesenarbeit sowie über 120 TeilnehmerInnen dem Thema Inklusion durch Gesellschaftswandel. Es gilt unkonventionelle und innovative Wege und Erfahrungen zu diskutieren, die Menschen am Rande unserer Gesellschaft zu Teilhabe und Selbstbestimmung verhelfen.
„Durch das Aussteigen aus Alltagsroutinen können neue Zukunftsmöglichkeiten gegenwärtig werden. Diese sind notwendig, wenn wir die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ernst nehmen wollen“, so der Generalsekretär der Lebenshilfe Albert Brandstätter. Aus diesem Grund ist die Lebenshilfe ein Teil des EU-Projekts für Gesellschaftswandel „New Paths to InclUsion Network“.
Geleitet wird der Workshop, der im Rahmen der Abschlusstagung des EU-Projekts stattfindet, von Beth Mount und John O´Brien. Beide widmen sich der Umsetzung von Inklusion in den USA. In den letzten drei Jahren hat man sich durch die EU-weite Initiative intensiv mit neuen Wegen zur Umsetzung von Inklusion beschäftigt. Zentral dabei, wie Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen zu Gunsten von Wahlfreiheit und Selbstbestimmung verändert werden kann.
Umsetzung von Inklusion im Alltag
Beth Mount, Referentin im Bereich Lern- und Führungsprogramme zur Förderung von gesellschaftlicher Veränderung und Innovation in New York, führt dazu ein Beispiel aus ihrem Arbeitsbereich an: „In Harlem können 80% der Schüler in der 3. Klasse nicht lesen. Korrelationen zwischen einem niederen Bildungsstandard und erhöhten Kriminalitätsraten sind bekannt. Als Pilotprojekt haben wir im Viertel einen kostenlosen Bücherschrank im öffentlichen Raum installiert – ähnlich der Bücherinsel auf der Wiener Margaretenstraße. Den Leseschwächen zum Trotz gibt es mittlerweile 11 Stück dieser Leseboxen in Harlem, gefüllt mit Kinderliteratur. Der Andrang an Kindern und Jugendlichen ist enorm. Im Sommer wird bis zu zweimal pro Tag nachgefüllt. So wird zum einen die Lesefähigkeit gefördert, zum anderen übernehmen die Befüllung der Bücherschränke Menschen mit Beeinträchtigungen. Durch das Sammeln, Sortieren und Etikettieren der Bücher wird ihnen ein Ausweg aus den geschützten, nicht inklusiven Werkstätten geboten und sie haben Zugang zum öffentlichen Raum. Gleichzeitig erfüllen sie einen wichtigen Teil in der Weiterentwicklung ihrer Nachbarschaft. So wird Inklusion Schritt für Schritt vorangetrieben.“
John O´Brien, Experte im Bereich Organisationsentwicklung und Gemeinwesenarbeit, ist überzeugt: „Gesellschaftliche Veränderung muss auf drei Ebenen stattfinden: im Gemeinwesen, in den Organisationen und in Hinsicht auf die persönliche Haltung“, und weiter, „die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention kann nur gelingen, wenn wir uns von etablierten Strukturen befreien. Das Finden neuer Möglichkeiten ist essentiell für selbstbestimmtes Leben und die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft.“
Quelle: Lebenshilfe Österreich
AutorIn: Lebenshilfe Österreich
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Menschen mit Lernschwierigkeiten, News
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