Am 3. Dezember ist internationaler Tag der Menschen mit Behinderung. Vieles hat sich in den letzten Jahren für Menschen mit Behinderung verbessert. Die Budgetkürzung des Landes Oberösterreich stellt die Betroffenen nun vor neue Herausforderungen.
Anders sein, aber nicht krank – so definiert Desideria Mayr (53 Jahre) anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember, ihre Behinderung. Sie ist Sprecherin der Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung und lebt seit dem Säuglingsalter im Diakoniewerk in Gallneukirchen. Seit sich Desideria Mayr erinnern kann, sitzt sie im Rollstuhl. Das moderne Gerät fällt auf. Kürzlich hat im Supermarkt ein Kind Gefallen an ihrem Rollstuhl gefunden und Frau Mayr musste genau erklären, was dieser alles kann. „Mir gefällt es, wenn Menschen auf mich zugehen und keine Berührungsängste haben. Hier hat sich in den letzten Jahren viel positiv verändert.“, freut sie sich über nette Begegnungen im Alltag.
Einsparungen als Herausforderung
Auch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und das Chancengleichheitsgesetz des Landes Oberösterreich sieht Desideria Mayr als wichtigen Fortschritt. Menschen mit Behinderung werden demnach per Gesetz mit ihren speziellen Fähigkeiten und Voraussetzungen als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft angesehen. Sie sollen wie jeder mündige Bürger leben, arbeiten und wohnen dürfen, wie und wo sie möchten. Damit die kürzlich vom Land beschlossenen Budgetkürzungen im Bereich Soziales die Umsetzung und den Fortschritt nicht stoppen, möchte Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer des Diakoniewerk Oberösterreich, auch in Zukunft flexible Begleitung ermöglichen. Das Diakoniewerk trägt als Partner des Landes OÖ die Kürzungen in Gesamthöhe von 17 Millionen Euro mit. Ein Teil der Einsparungen wird dazu verwendet, dass mehr Menschen in Oberösterreich Leistungen erhalten können. Angebote im Diakoniewerk wie Gruppenurlaube und Ausflüge sollen nicht gestrichen, müssen jedoch reduziert werden. Die Personalkürzungen in der Betreuung sollen durch Ausbau des Freiwilligennetzwerkes ausgeglichen werden.
Solidarität ist gefragt
Hier sieht Gerhard Breitenberger auch ein Spannungsfeld, dass es zu lösen gilt: „Die Ausbildung unserer Mitarbeiter setzt einen hohen Standard bei Begleitung und Pflege. Diesen Standard können wir bei Freiwilligen weder voraussetzen noch einfordern.“ Es besteht für Menschen mit Behinderung zwar die Möglichkeit eine ausgebildete Begleitung, zum Beispiel für Ausflüge zu Konzerten oder ins Schwimmbad, selbst zuzukaufen. „Aber was passiert mit denjenigen, die sich das nicht leisten können“, ist Frau Mayr, in ihrer Rolle als Vertreterin der Interessen aller Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk, besorgt.
Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest wünscht sie sich, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft noch stärker wird. Hier sieht sie einerseits die Menschen mit Behinderung selbst gefordert, den Kontakt mit dem sozialen Umfeld zu suchen. Andererseits sollen auch in Zukunft Menschen unterstützt werden, denen es nicht so gut geht. „Solidarisches Handeln gegenüber allen Gruppen der Gesellschaft ist gefragt. In der jetzigen Zeit mehr denn je“, so Gerhard Breitenberger.
„Hoffnung braucht ein Ja!“ lautet die aktuelle Kampagne der Diakonie in Österreich, die mit 24 Forderungen an die Regierung herantritt und sich gegen jene Maßnahmen stellt, welche die Gesellschaft spalten und immer mehr Menschen ausgrenzen.
„Menschen mit Behinderung brauchen unser bedingungsloses Ja, unsere konsequente Solidarität, damit sie weitgehend selbstbestimmt und selbstständig leben können. Die Vision von einer inklusiven Gesellschaft, in der alle in Würde leben können, braucht das kräftige Ja aller Beteiligten, insbesondere das von Politik und Wirtschaft“, betont Rektorin Mag. Christa Schrauf.
In Angebote zu investieren, die Menschen helfen, egal ob mit Behinderung, Migrationshintergrund, Lernschwierigkeiten oder aus zerrütteten Familien, dafür macht sich die Diakonie stark. Im Zuge der Kampagne stellt die Diakonie deshalb Menschen und Projekte vor, die Lebensqualität, sozialen Zusammenhalt und Solidarität fördern und weiterentwickeln.
Quelle: Diakoniewerk Oberösterreich
AutorIn: Diakoniewerk Oberösterreich
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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