Am 12.01.2017 fand die zweite Runde der Verhandlungen zum SWÖ-KV 2017 statt. Ein Ergebnis steht noch offen. Wir haben Selma Schacht von der KOMintern zu den Verhandlungen und die Aussichten befragt (schriftliches Interview).
behindertenarbeit.at: Die Gewerkschaften haben sich für die aktuellen KV-Verhandlungen die „35-Stunden-Woche“ auf die Fahnen geschrieben. Ist diese Forderung nach den bisherigen Verhandlungsrunden noch ein realistisches Thema? Wird eine Arbeitszeitverkürzung noch diskutiert?
DSA Selma Schacht: Die Verhandlungsspitzen der Gewerkschaft sehen es schon als Erfolg, dass die Arbeitgeber überhaupt wieder mit ihnen über das Thema Arbeitszeitverkürzung sprechen. Doch für zwei Gewerkschaften, die gemeinsam über 100.000 Beschäftigte in der Branche vertreten, ist mir das als Fortschritt viel zu wenig. Vereinbart wurde nun, das gesamte Themenpaket Arbeitszeit – das auch viele Begehrlichkeiten der Arbeitgeber wie z.B. Flexibilisierungen enthält – außerhalb der jetzigen KV-Runde erst später im Frühjahr weiter zu verhandeln. Das birgt die Gefahr, dass hinter verschlossenen Türen ein Abtausch stattfindet, der bedeutet, dass die Beschäftigten sich eine Arbeitszeitverkürzung erst wieder selbst finanzieren.
Welches Thema ist der größte Knackpunkt bei den Verhandlungen?
Klassischer Weise die Lohn- und Gehaltserhöhung – hier liegen AG-Angebot und Forderung der Gewerkschaften noch sehr weit auseinander. Obwohl die von den BetriebsrätInnen geforderte Erhöhung meiner Meinung nach auch viel zu gering angesetzt ist! Alles unter 4% wäre zu wenig. Dazu kommt, dass die Arbeitgeber versuchen, die Beschäftigten aufzuspalten und unterschiedliche Erhöhungen präferieren – für „Altgehälter“ z.B. noch weniger als wenig. Das ist glücklicherweise derweil noch ein No-Go für den überwiegenden Großteil des Verhandlungsteams.
Wie war die Stimmung am Ende der Verhandlungen? Denken Sie, dass am 18.1. der KV unter Dach und Fach sein wird?
Das kleine Verhandlungsteam, das den Arbeitgebern direkt gegenübersitzt, hat positiv über das Klima berichtet. Im großen, stimmberechtigten Verhandlungsteam gab es aber genauso auch Stimmen, die eine konsequentere Gangart von Gewerkschaftsseite einforderten! Falls sich die Arbeitgeberseite noch bei der Gehaltserhöhung nach oben bewegt, wäre ein Abschluss am 18.1. durchaus denkbar – nachdem die heiße Themen „Pflegebereich“ und „Arbeitszeit“ auf in die Zukunft verschoben wurden.
Welche Möglichkeiten gibt es für den/die Einzelne/n, sich für bessere Arbeitsbedingungen zu engagieren?
Da gibt es viele! Einerseits im eigenen Betrieb, im eigenen Arbeitsumfeld – viel diskutieren mit KollegInnen bringt auch viel Mobilisierung zustande. Auch sich in Betriebsratsgremien zu engagieren bzw. sein eigenes Betriebsratsteam aktiv zu unterstützen (oder dessen Aktivität einzufordern!) ist gerade in unserer Branche immens wichtig. Es gibt auch die Initiative „Wir sind sozial, aber nicht blöd“, die Duck von unten aufbaut, und die Interessengemeinschaft work@social in der GPA-djp, die in der Gewerkschaft – basisdemokratisch gewählt – wirken kann. Ich selbst bringe auch im Rahmen von KOMintern regelmäßig Themen des Sozial- und Gesundheitsbereichs in die Arbeiterkammer ein.
Zur Person: DSA Selma Schacht ist Arbeiterkammerrätin für die Fraktion „Komintern – Kommunistische Gewerkschaftsinitiative“ und Freizeitpädagogin.
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 18.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, News
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