Ein Gesamtkonzept durchgelesen und leider viel Wirkliches entdeckt: Schule für alle? – Träumt weiter…! Ein Kommentar von Thomas Stix.
Wie wenig ernst genommen Integration oder gar Inklusion von behinderten Kindern und Jugendlichen im Österreichischen Schulwesen wird, muss man dieser Tage leider wieder zur Kenntnis nehmen. In Presseaussendungen kann man über eine nun geplante Weiterführung der Schulischen Integration nach der 8. Schulstufe lesen. Keimt beim Lesen der Überschriften ein wenig Hoffnung auf, so wird diese beim Durchlesen der Details wieder vernichtet: Eine derartige Integration ist nur in Polytechnischen und Haushaltsschulen vorgesehen. Ganzheitliche Lösungen bitte (bis zum St. Nimmerleinstag) warten!
Sieht man sich die Internetseite des Unterrichtsministerium an, so wird einem schnell klar, welch Schattendasein behinderte Menschen da führen. Ich habe versucht, Integrations- oder Inklusionsthemen zu finden. Die Nadel im Heuhaufen findet man da vielleicht schneller…
Ich habe dann ein starkes Papier erblickt: „Die Bildungsreform in Österreich – Das Gesamtkonzept in der Umsetzung“. Voller Erwartung hab ich mich ans Durchlesen gemacht… Und… diese 50-Seiten-Broschüre enthält… [tataaa] einen einzigen Satz zum Thema Behinderung, und dieser lautet:
Auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft: Faire Bildungschancen für Kinder mit körperlichen oder geistigen Behinderungen.
„Faire Bildungschancen“ – was ist das bitte? Ich dachte, warum ist das so formuliert? Warum steht da nicht: „gleiche Bildungschancen“?… „Fairness“ impliziert eine individuelle und nicht-gesetzliche Vorstellung von Gerechtigkeit. Fair-Play, Fair-Use, diese Begriffe kennen wir aus Dienstleistungen, wo der Umfang nicht so genau festgelegt ist. Und jetzt Fair-Educate für Behinderte? Ein bissl, aber doch nicht wirklich? I wüll’s goar net wissn, net so genau!?
Und im gesamten Papier, wo Projekte wie Theaterunterricht oder „Faustlos an Volksschulen“ angeführt sind, ist sonst kein Wort über Integration oder Inklusion von Behinderten zu lesen – bei keinem einzigen Bundesland findet etwas derartiges Erwähnung.
Wenn die Einbindung behinderter Menschen in einem Gesamtkonzept einer Bildungsreform nur in Form eines Alibi-Sätzchens vorkommt, dann sehe ich keinen Willen, etwas voran zu bringen, sondern das was halt seit Jahren ist: Stillstand.
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Kommentare, News, Schulische Integration
Permalink: [Kurzlink]