Nach Bekanntwerden der Pläne der Caritas der Erzdiözese Wien, das Reinigungspersonal in die „Caritas Services GmbH“ auszulagern, laufen nun Arbeitnehmervertreter und -initiativen sturm; sie befürchten Gehaltseinbußen und schlechtere Arbeitsbedingungen.
Um den Sachverhalt zu verstehen, muss man zuerst etwas über Kollektivverträge und Gehaltsstrukturen Bescheid wissen. Die „Caritas der Erzdiözese Wien“ unterliegt dem Kollektivvertrag der Caritas Österreich. In diesem KV liegt der Schwerpunkt auf den Berufsgebieten Pflege, Betreuung und Sozialarbeit. Der Bereich Reinigungspersonal ist nur ein untergeordneter.
Reinigungspersonal profitiert vom Caritas Kollektivvertrag
Viele Vorzüge, die im Rahmen von Kollektivvertragsverhandlungen für den Großteil der Caritas-Beschäftigten – nämlich jenen im Sozialbereich – über die Jahre hinweg ausgehandelt wurden, kommen im Caritas-KV automatisch auch den Reinigungskräften zugute. So kommt es, dass Reinigungspersonal, das bei der „Caritas der Erzdiözese Wien“ beschäftigt ist, offenbar besser bezahlt wird und bessere Arbeitsbedingungen hat als dies in der Reinigungsbranche generell der Fall ist.
Die „Caritas Services GmbH“, die auch „magdas REINIGUNG“ betreibt, unterliegt jedoch nicht dem KV der Caritas Österreich. Hier gelten vielmehr die Mindestlöhne der Reinigungsbranche. Auch die bei der Caritas üblichen zusätzlichen Kinderzuschläge kommen bei „magdas REINIGUNG“ lt. Angabe des Mindestgehalts in den aktuellen Stellenangeboten nicht zur Anwendung.
Kritik von Arbeitnehmerseite
In einer Presseaussendung kritisiert die Gewerkschaft GPA-djp die Pläne der Caritas scharf:
Damit verbunden ist ein Kollektivvertrags-Wechsel, der für die betreffenden Kolleginnen, fast nur Frauen, einen Einkommensverlust von etwa 25 % bedeutet.
Die Arbeitnehmer-Initiative „Wir sind sozial aber nicht blöd“ ruft zur Solidarität mit den Caritas-Reinigungskräften auf und will unbedingt verhindern, dass diese schlechter gestellt werden. In einem facebook-Statement fordert die Initiative u.a.:
Ein Unternehmen – ein Kollektivvertrag! Wir sind gegen eine Caritas als Zwei-Klassen-Unternehmen!
Caritas will Socialbusiness etablieren
Die Caritas der Erzdiözese Wien wehrt sich in einem Statement auf ihrer Homepage gegen die massiven Vorwürfe. Es sei zusammen mit dem Betriebsrat ein Plan ausgearbeitet worden, der den Reinigungskräften eine Ausbildung für den Plegebereich ermöglichen soll. Die Arbeitnehmervertreter kontern, dass es bei weitem nicht allen dzt. bei der Reinigung beschäftigten möglich sei, diesen Umstieg zu schaffen. Diesen Beschäftigten bliebe nur, die schlechteren Bedingungen durch die Neustrukturierung zu akzeptieren.
Die Caritas will bis zum Jahr 2022 alle Reinigungskräfte nur noch bei der „Caritas Services GmbH“ – magdas REINIGUNG angestellt haben. Diese GmbH arbeitet dann szs. als Auftragnehmerin für die Caritas der Erzdiözese Wien. Darüber hinaus will magdas REINIGUNG aber auch außerhalb der Caritas Aufträge etwa in Schulen, Büros oder Pflegehäusern übernehmen.
Das Socialbusiness magdas REINIGUNG soll „vor allem Menschen beschäftigen, die es sonst in der Arbeitswelt schwerer haben – etwa langzeitarbeitslose Menschen oder Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund“.
Das letzte Wort scheint in dieser Causa wohl noch nicht gesprochen zu sein. Die Umstrukturierung stößt jedenfalls auf Widerstand, bei dem noch kein Ende in Sicht ist.
Quellen:
wien.orf.at | 25.06.2019
Artikel vom 21.06.2019 | Kritik an Lohneinsparungen durch Caritas
www.caritas-wien.at | 25.06.2019
Beitrag vom 22.06.2019 | FAQs zur Neuorganisation der Reinigung als Socialbusiness
www.magdas.at | 25.06.2019
Homepage magdas social business
www.ots.at / ÖGB | 25.06.2019
Presseaussendung vom 25.06.2019 | GPA–djp empört über die Vorgehensweise der Caritas Wien
facebook.com / @sozialabernichtbloed | 25.06.2019
Eintrag Veranstaltung | Was tun gegen die Ausgliederung der Caritas Reinigungskräfte?
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 01.07.2019
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, News
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