Wovon sinnesbehinderte Menschen in Österreich noch träumen, ist in Nordrhein-Westfalen in Deutschland bereits gelebte Realität: Persönliche Assistenz!
Nordrhein-Westfalens Sozialminister Guntram Schneider unterstützt in einem bundesweit einmaligen Projekt die professionelle Betreuung taubblinder Menschen. Die Landesregierung fördert die Qualifizierung weiterer Taubblinden-AssistentInnen, die Betroffene im Alltag unterstützen.
Leben mit Persönlicher Assistenz
Die Hilfen seien nötig, beim Einkaufen, bei kulturellen und sportlichen Aktivitäten oder in der Freizeit, bei Arztbesuchen oder Krankenhausaufenthalten, bei Behördengängen, Fortbildungen oder bei Veranstaltungen von Selbsthilfegruppen, heißt es in einer Pressemitteilung des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums. „Die AssistentInnen leisten Großartiges. Sie begleiten taubblinde Menschen durch den Alltag – sie sind für die Betroffenen die Verbindung zur Außenwelt“, sagte Minister Guntram Schneider.
Taubblinde und hörsehbehinderte Menschen sind aufgrund der doppelten Sinnesbehinderung von der Kommunikation und der Interaktion mit anderen Menschen weitgehend ausgeschlossen. Ohne Unterstützung sind sie isoliert und vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Familienmitglieder sind mit der Betreuung oftmals überfordert. In Nordrhein-Westfalen leben schätzungsweise 600 bis 1.000 taubblinde Menschen.
Land trägt Ausbildungskosten
In der aktuellen, inzwischen vierten Qualifizierungsrunde werden 16 Assistenten aus ganz Nordrhein-Westfalen geschult. Darunter werden auch Schwerhörige sein, die schon über grundlegende Kenntnisse der Deutschen Gebärdensprache verfügen und Erfahrung im Umgang mit taubblinden Menschen haben. Das Land fördert die Ausbildung mit rund 270.000 Euro.
„Eine Qualifizierung der Assistenten ist notwendig, da sie quasi die ‚Augen und Ohren‘ der taubblinden Menschen ersetzen“, sagte Minister Schneider. In 464 Unterrichtsstunden lernen die TeilnehmerInnen unter anderem die taubblindenspezifischen Kommunikationsformen wie zum Beispiel die Deutsche Gebärdensprache oder das Lormen. Lormen ist eine Sprache, bei der der „Sprechende“ auf die Handinnenfläche des „Lesenden“ tastet. Weitere Ausbildungsthemen sind Psychologie, Recht, Medizin und spezielle Führtechniken. Die Qualifizierung schließt mit einer Prüfung ab, die TeilnehmerInnen erhalten bei bestandener Prüfung ein Zertifikat.
Seit dem Jahr 2008 fördert das nordrhein-westfälische Sozialministerium die Qualifizierung der AssistentInnen. Bisher wurden in drei Kursen 34 BetreuerInnen ausgebildet. Träger des Projekts ist wie bisher der Förderverein für hör- und hörsehbehinderte Menschen im Vest Recklinghausen e.V. Parallel lässt das Ministerium ein Gutachten zur Analyse der Lebenssituation taubblinder und anderer hörgeschädigter Menschen erstellen.
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Quelle: www.kobinet-nachrichten.org
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Behindertenpolitik, News
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