Mehr als 1850 Menschen mit Beeinträchtigung werden gewöhnlich von der Lebenshilfe Oberösterreich begleitet, derzeit sind es nur 531. Angehörige übernehmen diese Aufgabe derzeit häufig im abgegrenzten familiären Umfeld. Die Lebenshilfe sagt danke und will in der Öffentlichkeit Bewusstsein dafür schaffen.
Seit dem 16. März 2020 sind die Werkstätten der Lebenshilfe geschlossen, lediglich ein Notbetrieb ähnlich wie in den Schulen betreut Menschen mit Beeinträchtigung, deren Angehörigen in Zeiten der Corona-Krise in Schlüsselberufen tätig sind. Auch der Betrieb von Kindergärten, der Hort und die mobile Frühförderung wurden vorübergehend überwiegend eingestellt. „Alle Eltern, die für ihre beeinträchtigten Kinder die nicht in Anspruch nehmen, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der sozialen Kontakte und somit zur Eindämmung des Virus“, betont Mag. Gerhard Scheinast, Geschäftsführer der Lebenshilfe Oberösterreich.
Der Betrieb in den Wohnhäusern bleibt aufrecht, viele Angehörige aus unterschiedlichen Altersgruppen haben sich jedoch dazu entschlossen, die Betreuung vorübergehend im abgegrenzten familiären Umfeld durchzuführen. „Rund 570 Bewohner werden normalerweise von der Lebenshilfe in Wohnhäusern und Wohngruppen begleitet, derzeit immerhin 510“, so Mag. Gerhard Scheinast.
Lebenshilfe dankt Angehörigen
„Angehörige von Menschen mit Beeinträchtigung leisten derzeit Großartiges. Sie übernehmen oft Aufgaben einer 24-Stunden-Pflegekraft, und das häufig zusätzlich zu ihren beruflichen Verpflichtungen. Dafür gebührt ihnen großer Dank und Anerkennung“, so Helga Scheidl. Die Präsidentin der Lebenshilfe Oberösterreich ist selbst Mutter eines Sohnes mit Beeinträchtigung und hat sich schweren Herzens dazu entschieden, ihren Sohn in der Wohneinrichtung der Lebenshilfe zu belassen.
„Die Entscheidung, meinen Sohn in der Wohneinrichtung zu belassen, ist uns nicht leichtgefallen. Aufgrund der Ansteckungsgefahr können keine Besucher in den Wohnhäusern empfangen werden, ein Wechsel zwischen Wohneinrichtung und Elternhaus, wie es bei uns an Wochenenden üblich ist, ist aus Sicherheitsgründen ebenso nicht möglich. Letztendlich fiel die Entscheidung deshalb so aus, da mein Mann und ich zur Risikogruppe zählen“, erklärt Helga Scheidl. Diese belastende Entscheidung mussten viele Familien treffen, bei anderen Bewohnern stellte sich die Frage ohnehin nicht, da ihre Eltern bereits verstorben sind.
„Wir hoffen, den Betrieb unserer Werkstätten bald wieder aufnehmen zu können, um die Angehörigen entlasten zu können. Die Eindämmung des Virus geht natürlich vor, jedoch ist uns auch bewusst, dass die körperliche und psychische Belastung der betreuenden Angehörigen wohl mit jedem Tag steigt“, so Mag. Gerhard Scheinast abschließend.
Quelle: Lebenshilfe Oberösterreich
AutorIn: Lebenshilfe Oberösterreich
Zuletzt aktualisiert am: 30.03.2020
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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