Wir haben unsere Leser:innen zum Thema Pflegebonus befragt. Die Teilnahme war rege. Das Ergebnis ist – leider – nicht überraschend ausgefallen.
101 Personen haben zw. 16. und 20. Jänner 2023 den Online-Fragebogen ausgefüllt. 99 davon haben angegeben, dass sie im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten. Der Großteil davon (61) ist im Bereich Pflege / Betreuung / Assistenz tätig, 19 in einer Leitungsposition und 19 in anderen Bereichen.
Von den 61 Personen, die in der Pflege / Betreuung / Assistenz tätig sind, haben 37 angegeben, dass sie den Pflegebonus bereits erhalten haben oder aber noch erhalten werden. 20 gaben an, keinen Pflegebonus zu bekommen und 4 Personen wussten nicht, ob sie den Zuschuss erhalten werden.
Besonders interessant ist, wie in der Arbeit über das Thema Pflegebonus / Pflegezuschuss gesprochen und diskutiert wird. Der weitaus überwiegend Teil (81) gibt an, dass es Unzufriedenheit im Team/Betrieb gibt, da die Verteilung unfair ist. 11 sagen, dass der Pflegebonus kein Diskussionsthema ist, und nur 3 geben an dass alle im Team damit zufrieden sind.
Zuletzt wollten wir die allgemeine Einschätzung von unseren Leser:innen wissen. Es überwog bei weitem eine negative Meinung. 52 sagen, dass der Pflegebonus insgesamt schlecht umgesetzt wurde. 40 Personen meinen zumindest, dass die Sache gut gemeint war, und nur 7 finden den Pflegebonus insgesamt gut.
Kommentare unserer Leser:innen
Viele Teilnehmer:innen an der Umfrage haben uns auch Kommentare gesendet. Hier sind einige davon:
Da in meiner Arbeit alle Angestellten die gleiche Arbeit leisten finde ich es als sehr Unfair das der Bonus nur an jene mit der „richtigen“ Ausbildung ausbezahlt wird.
Über 1000€ stehen mir zu. Mit allen Abzügen habe ich gerade einmal ein bisschen über 500€ erhalten. In den Medien wird geschrieben das Pflegepersonal erhält sooooo viel Bonus. Was uns aber wirklich nur übrig bleibt, von dem wissen die Wenigsten Bescheid. Da komm ich mir wirklich ein bisschen veräppelt vor. SEHR SCHADE!!
Ich bekomme als einzige im Betrieb keinen Pflegebonus (Behindertenarbeit), da ich ein Studium als Ausbildung habe. Mache aber die gleiche Arbeit wie alle anderen und bin beim Gehalt auch nicht als Akademikerin eingestuft. Also Pflegebonus bekomme ich gerade deswegen nicht, weil ich Akademikerin bin, beim Gehalt bekomme ich aber sehr wohl nach Tätigkeit bezahlt und nicht nach Ausbildung. Nicht sehr motivierend.
In den Medien groß mit 2000 Euro Pflegebonus werben und dann daraus so ein Chaos zu verantstalten ist eine Bodenlose Frechheit. […] Hier MUSS sich dringend etwas ändern . Mit freundlichen Grüßen ein frustrierter Mitarbeiter
Die Verteilung ist nicht fair! Würden die Pädagog*innen nur die pädagogische Arbeit leisten und die Pflegetätigkeiten von Pflegekräften… dann ok. (Wäre in der Praxis aber auch nicht möglich!) Aber wir Pädagog*innen machen die selbe Arbeit, daher ist die Verteilung vom Bonus nicht gerecht, in meinen Augen. Würden Berufe im Sozialbereich generell besser entlohnt werden, bräuchte es auch diese „Einmalzahlungen“ nicht und der Job wäre außerdem auch attraktiver!
Auch die Angestellten in der Verwaltung arbeiten täglich unter hohem Zeitdruck mit und ohne Klientenkontakt. Schon bei den Corona-Hilfen haben diese keine Prämie erhalten. Die ungleiche Verteilung erhöht die Missgunst unter den Kollegen und schafft unzufriedene Arbeitsverhältnisse.
Ich arbeite als Sonderkindergartenpädagogin und habe keinen pflegebonus bekommen. Die Pflege beeinträchtigter Kinder gehört jedoch zu unserer täglichen Arbeit.
Ich habe Pädagogik studiert, habe die UBV Schulung – leite ein Team, bin aber auch in der Betreuung und mache selbstverständlich auch Pflege. Ich verstehe nicht, warum ich den Pflegebonus nicht bekomme und so geht es vielen KollegInnen.
Ungleichbehandlung trotz gleicher Pflegeausbildung (UBV) ist nicht erklärbar.
Dass von €2.000 Bonus gesprochen wurde bzw. vom 15. Monatsgehalt und denn mehr als die Hälfte abgezogen wurde, ist ehrlich gesagt einfach nur frech und skandalös! Natürlich freut man sich und ist dankbar, wenn man überhaupt einen Bonus bekommt. Aber das war eine Frotzelei! Vom 15. Monatsgehalt sind wir da seeehhhr weit entfernt! Ich war in der glücklichen Lage beim Bonus dabei zu sein, ich kenne allerdings Menschen, die genauso Pflegetätigkeiten verrichten und nichts bekommen haben. OP Assistenten sind damit gemeint, die die Patienten lagern, für die OP vorbereiten (inkl. rasieren), danach genauso für sie da sind und einfach durch die Finger schauen!!?? Geht gar nicht! Beim nächsten Mal (sollte es ein nächstes Mal geben) sollte da ganz genau geschaut werden und der Bonus sollte steuerfrei überwiesen werden. Danke!
Ich empfinde es als sehr unangenehm KollegInnen gegenüber die ein Sozialcollege besucht haben, seit Jahren den gleichen Job im Schwerstbehindertenbereich machen – sprich auch die Pflege und nur weil diese keine pflegerische Ausbildung haben und dies nicht in ihrem Stellenprofil steht – dass diese keinen Bonus erhalten haben!
Führte zu Unmut im Team, da ihn ein Teil bekam und der andere nicht – die verschiedenen Berufsgruppen führen in der Praxis oft dieselben Tätigkeiten aus. Jobwechsel im letzten Jahr (ohne Unterbrechung im Gesundheitsbereich tätig gewesen) – bekam nur einen kleinen Bruchteil des Pflegebonus ausbezahlt.
Menschen die die gleiche Arbeit machen, sollen auch den Pflegebonus erhalten. Ich bin als Diplom-Sozialbetreuerin BB bei den mobilen Diensten tätig und habe den Pflegebonus erhalten. Mein Kollege als ausgebildeter Psychologe mit UBV hat ihn leider nicht erhalten. Außerdem würde ich es begrüßen, wenn statt dem Pflegebonus eine generelle Gehaltserhöhung kommen würde.
Der Pflegebonus ging nicht an alle Teamkolleginnen obwohl wir alle pflegerische Tätigkeiten ausführen. Wenn dann sollten diesen alle bekommen, das wäre gerecht.
Es wurde wie so oft im Sozialbereich von der Regierung im vorhinein Dinge versprochen die so nicht gekommen sind. Es ist eine große Ungerechtigkeit gegenüber Kollegen*inne entstanden die so nicht nötig gewesen wäre. Am Beispiel des Pflegebonus lässt sich die geringe Wertschätzung gegenüber des Sozialbereichs erkennen.
[…] Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass der Pflegebonus im Gesetz als Entgelt definiert wird. Das führt zu Problemen bei geringfügig Beschäftigten, die plötzlich wegen eines kleinen Betrages um ihre Stipendien, Bildungsgelder oder sonstigen Sozialleistungen umfallen. Auch bei der Berechnung des Altersteilzeitgeldes gibt es Schwierigkeiten.
Es wäre grundsätzlich eine bessere Entlohnung für alle MA notwendig um dieser sehr anspruchsvollen und oftmals belastenden Arbeit gerecht zu werden. Dieser Bonus wurde absolut falsch kommuniziert und führt zu Unfrieden in vielen Bereichen!
Auch wir in der Verwaltung bzw. auch in der Küche mussten alle Maßnahmen mittragen – 3-fach Impfung oder sonst tägliches Testen, Masken tragen, Mehrarbeit durch Dokumentation und Erhebung des Immunitätsstatus bei Besuchern und Firmen. Deshalb finde ich es äußerst unfair, dass wir keinen Cent erhalten haben. Mein Arbeitgeber […] hat zwar denen, die ursprünglich vom Gesetz her keinen Anspruch auf den Pflegebonus erhalten haben, den Zuschuss nachbezahlt, hat aber auf uns natürlich wieder völlig vergessen.
Ich freue mich über das extra Geld und bin zufrieden mit dem was ich effektiv rausbekomme. […]
Ein dem Aufwand entsprechendes Grundentgeld würde meiner Meinung nach sinnvoller sein. Dies würde es dem Personalmangel entgegenwirken.
Ich arbeite als Sozialpädagogin im Behindertenbereich und habe tagtäglich mit Pflege zu tun. Viele meiner KollegInnen haben den Pflegebonus bekommen, da sie eine andere Ausbildung gemacht haben als ich, wir verrichten aber tagtäglich die gleiche Arbeit. Es kam zu sehr vielen Diskussionen im Team, warum hier Unterschiede gemacht wurden. (die UBV Aufschulung musste ich auch machen, sogar Urlaubstage dafür verwenden) -gleiche Arbeit – unterschiedliche Prämienausschüttung, für mich geht das gar nicht.
Der Pflegebonus wurde anders angekündigt als dann verwirklicht . So gab es falsche Erwartungen die dann frustrieren. Zudem gibt es ungleiche Verteilung bei Kollegen obwohl gleiche Arbeit geleistet wird.
Ich finde es bedenklich, dass wertvolle Mitarbeiter in einem sehr fordernden Beruf mit einmaligen Zahlungen abgespeist werden, ohne dass langfristige, faire Lösungen angedacht werden.
Unfassbar ungerecht. Viel weniger als versprochen/angekündigt. Gefahr des Verlustes von Ansprüchen (Kinderbetreuungsgeld, Fachkräftestipendium, usw.) weil der Pflegebonus als Gehaltsbestandteil Zuverdienstgrenzen sprengt. Stress, Ärger und Frust für die gesamte Branche.
Ich bin in Schwerstbehindertenbereich tätig und somit täglich mit Pflegetätigkeiten konfrontiert. Da meine Ausbildung (Dipl. Sozialpädagoge) nicht im Gesetz für den Pflegebonus vorgesehen ist, erhalte ich somit auch keinen. Nun bekomme ich als Einziger meiner 22 KollegInnen keinen Bonus, sprich weniger Geld für die gleiche Arbeit. Ich fühle mich diskriminiert!
Gleiches Geld für gleiche Arbeit wäre ein wirkungsvollerer Ansatz gewesen. Schade, dass die Regierung nicht weiß, was unsere Mitarbeiter*innen leisten, da sollten wir ansetzen. Manchmal wäre es klug, wenn man sich ein wenig mehr Zeit nimmt, sich umfangreich erkundigt und beraten lässt und dann erst so schwerwiegende Entscheidungen trifft. Nun ist es äußerst ungerecht und Mitarbeiter*innen, die ebenfalls eine hochwertige Ausbildung haben, jedoch „NUR“ im pädagogischen Bereich, werden nicht gesehen, obwohl ihr Einsatz und ihre Leistung genauso hoch und wertvoll ist, wie die der Pflegekräfte. Dies auch deswegen, weil sich das GuKG vieles herausnimmt, es aber kein „Pädagogen Gesetz“ gibt, welches die pädagogische Arbeit aufgewertet und welches Menschen in pädagogischen Berufen und deren Tätigkeitsfelder schützt.
Pflegebonus wurde nicht an Personen mit Levo [Leistungs- und Entgeltverordnung in der Steiermark, Anm.d.Red.] konformer Ausbildung wie z.B. Sozialpädagog:innen ausbezahlt, die genaue die gleiche Pflegetätigkeiten gemacht haben wie Fachsozialbetreuer:innen und Pflegeassisten:innen.
Es ist völlig unverständlich, warum viele MA, die dieselbe Arbeit machen und in der Pflege genauso tätig sind, wie die Berfufsgruppen, die den Bonus nicht erhalten und erzeugt innerhalb von Teams großen Zorn und Unmut!
Ich bin seit 15 Jahren in der Leitung in einem multiprofessionellen Team tätig. Ich habe noch nie so viel Ungerechtigkeit gesehen, da Berufsgruppen ausgeschlossen werden. Ebenso wurde nicht berücksichtigt, dass MA, die geringfügig arbeiten, über die Geringfügigkeitsgrenze kommen. Wegen der Ungerechtigkeit haben bereits drei MitarbeiterInnen gekündigt, obwohl es ihnen sehr gut bei uns gefallen hat.
Unser Staat hatte 7 Monate Zeit sich ein gutes Konzept eine gute Umsetzung zu überlegen. In den Medien wird dargestellt wie super unser Staat ist und jede 2000€ bekommt. Dass es gewisse Berufsgruppen die aber den gleichen Job wie alle anderen machen wird nicht erwähnt. Das diese Auszahlung MIT dem Gehalt und versteuert wird, wird in der Öffentlichkeit nicht erwähnt. Wenn man von den versprochenen 2000€ max. 800€ erhält ist es die reine verarsche. […]
Die Kategorisierung, wer den Bonus erhält und wer ihn nicht erhält, ist absolut undurchdacht in die Umsetzung gegangen. […]
Weitere Verhandlungen für bessere Bezahlung im Bereich der Pflege und Assistenz sind zusätzlich notwendig.
Das Ziehen von Unterschieden zwischen Qualifikationen in einem Team, wo alle dieselben Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Befugnisse haben, ist äußerst abträglich für eine konstruktive und faire Zusammenarbeit. By the way hätten die (Sozial-/Sonder- und Heil)Pädagog:innen die höherwertige Ausbildung, wenn ich schon mit 2erlei Maß messe. Sie leisten für die Behindertenarbeit hochwertigere Arbeit UND stehen voll in der Pflege. Das ist einfach ungerecht!!
Finde es nicht gut, dass er Brutto ist, dass geringfügige KollegInnen dadurch über die Grenze kommen; und dass manche KollegInnen trotz gleicher Arbeit aber durch „falsche Ausbildung“ diesen nicht erhalten.
Ich finde, von der großartigen Ankündigung eines durchschnittlichen (geringen) Monatslohn ist für mich relativ wenig rausbekommen (knapp 700 Euro netto bei 30 Std. Anstellung, genau für mich gar nicht ermittelbar, da die Abzüge nicht genau deklariert wurden)… auch dass Bonus nicht für alle gilt, ist sehr enttäuschend.
Fazit
Obwohl es sich hier nicht um eine repräsentative Umfrage handelt, können doch drei Kernaussagen getroffen werden:
- Die Treffsicherheit des Pflegezuschusses ist nicht gegeben, da nicht einmal 2/3 der im Bereich Pflege / Betreuung / Assistenz Beschäftigten diesen erhalten haben.
- Die ungerechte Verteilung hat zu Unmut in den Teams bzw. Betrieben geführt.
- Der Pflegebonus war eine von der Regierung schlecht umgesetzte Aktion, die wohl ihr Ziel damit nicht erreicht hat.
Bleibt zu hoffen, dass die Regierung noch Änderungen vornimmt. Im Rahmen der Pflegereform ist die Auszahlung einer zweiten Runde beim Pflegebonus vorgesehen.
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 29.01.2023
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, News
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