In der Diskussion um Arbeit und Behinderung wird ein Aspekt sehr wenig beachtet, nämlich die Frage nach der Motivation… Ein Kommentar von Thomas Stix.
Es wird langsam langweilig mit den Arbeitslosenstatistiken. Monat für Monat dasselbe Bild: Steigende Arbeitslosigkeit – und besonders betroffen sind behinderte Menschen.
Eine geeignete Medizin, um dieser Tendenz entgegen zu wirken, scheint unauffindbar zu sein. Die einen wollen die Strafen für Unternehmen, die die Einstellungsquote nicht erfüllen, erhöhen, die anderen wollen mehr „Anreize“ für Unternehmen schaffen, um behinderte Menschen einzustellen. Die einen sehen den Grund für die miserable Beschäftigungssituation behinderter Menschen in den schlechten Bildungschancen, die anderen verorten das Hauptproblem bei den vielzitierten „Barrieren in den Köpfen“.
Ein sehr naheliegendes Faktum, warum behinderte Menschen womöglich weniger oft im Arbeitsprozess landen als nichtbehinderte, wird aber selten erwähnt: die Frage nach der Motivation – Warum soll ich als behinderter Mensch eigentlich arbeiten?
In sehr vielen Fällen bringt es für behinderte Menschen nämlich finanziell gar nichts, einer bezahlten Arbeit nachzugehen. Mit einer Behinderung ist es oftmals nicht zu schaffen, eine Vollzeitarbeit anzunehmen; und mit einem Teilzeitjob mehr zu verdienen als die Sozialleistungen in Summe ausmachen ist unwahrscheinlich, da man ja, sobald man Geld verdient, Sozialleistungen (Ausgleichszulage, Mindestsicherung, erhöhte Familienbeihilfe, Wohnbeihilfen…) und Vergünstigungen (z.B. Befreiung von der GIS-Gebühr) verliert.
Sicher, Arbeit bringt mehr als nur Geld, wie z.B. soziale Kontakte, Anerkennung, Selbstverwirklichung. Trotzdem ist der finanzielle Aspekt in unserer Welt noch immer der größte Antrieb, um einer Arbeit nachzugehen.
Es müsste ein System geben, das es behinderten Menschen ermöglicht, zu den Sozialleistungen dazu zu verdienen; dass die Sozialleistungen nicht gleich komplett wegfallen sondern mit steigendem Verdienst anteilsweise gestrichen werden. Durch eine solche Struktur würde es sich lohnen, auch eine Teilzeitbeschäftigung anzustreben, wenn man es wegen seiner Behinderung nicht schaffen kann, Vollzeit zu arbeiten.
Arbeit muss sich lohnen – auch für behinderte Menschen, die nur wenig arbeiten können!
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 05.03.2016
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