Am 15.06.2016 fand die Fachtagung zu „Gewalt in Pflege- und Betreuungseinrichtungen“ in Salzburg statt. Organisiert wurde die Tagung vom Österreichischen Institut für Menschenrechte in Zusammenarbeit mit der VertretungsNetz-Bewohnervertretung. Hier eine kurze Zusammenfassung.
Sehr gut besucht war die Tagung zum Thema Gewalt in Einrichtungen. Etwa 300 TeilnehmerInnen interessierten sich für dieses aktuelle Thema.
Volksanwalt Günther Kräuter plädiert in seinem Vortrag für gezielte Bewusstseinsbildung über die unterschiedlichsten Formen von Gewalt. Er forderte, dass das Thema Gewalt „aus der Tabuzone geholt“ werden müsse. Es geht dabei sowohl um körperliche als auch um psychische Gewalt.
Seit 2012 führt die Volksanwaltschaft unangemeldet Besuche in Betreuungseinrichtungen durch. „Unsere Kommissionen kontrollieren unangemeldet Pflegeeinrichtungen in ganz Österreich. Sie erleben die Tätigkeit der Pflegenden in überwiegender Anzahl mit großer Empathie und Engagement – oft stehen jedoch die Strukturen im Weg. Hier muss Transparenz und Raum für Verbesserungen geschaffen werden“, so Kräuter.
Die Untersuchung der Freiheitsbeschränkungen hat dabei hohe Priorität. Zu Jahresende 2015 waren lt. Volksanwaltschaft mehr als 13.000 Menschen von Freiheitsbeschränkungen betroffen. Freiheitsbeschränkungen – durch Gitter oder Gurte, mittels elektronischer Sperren oder durch Medikamente – sind meldepflichtig. In strittigen Fällen müssen Gerichte entscheiden.
Vielen Heimträgern stellt Volksanwalt Günther Kräuter ein schlechtes Zeugnis aus. Immer wieder wird der viel zu strikte Tagesablauf kritisiert. Zu wenig werde auf individuelle Bedürfnisse oder Vorlieben von HeimbewohnerInnen eingegangen. Ein Beispiel dafür sein die oftmals viel zu lange dauernde „Nachtruhe“. Das Abendessen würde oftmals schon am Nachmittag serviert, wodurch es zu einer Nahrungskarenz von 12 Stunden und mehr kommen könne. Außerdem sei es nicht verwunderlich, dass kein gesunder Schlaf möglich sei, wenn die BewohnerInnen schon um 7 Uhr Abends zu Bett gehen müssen.
Kräuter sieht dabei in den meisten Fällen keine Versäumnisse des Personals sondern grobe Missstände in den strukturellen Abläufen und in der Organisation.
Links
[Tagungsbericht und Handouts der Vorträge auf vertretungsnetz.at]
[Artikel auf derstandard.at: Volksanwaltschaft spricht von struktureller Gewalt in Heimen]
https://youtu.be/LH9IS-j3WZY
(ORF Salzburg, 15.06.2016)
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 18.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
Permalink: [Kurzlink]