Die Pohltherapie basiert auf der neurobiologisch begründeten gegenseitigen Steuerung von Spüren und Bewegen. Durch Verletzungen, Stress, belastende Lebenssituationen, Traumen und vor allem durch „dumme Angewohnheiten“ können Störungen im sensomotorischen System in Gestalt von unbewussten Dauerkontraktionen entstehen. Diese sich ziehen oft als sichtbare und tastbare Fehlhaltungen durch den ganzen Körper.
Das Vertrackte ist: Jede chronische Fehlhaltung ist eine im wahrsten Sinne „eingefleischte Gewohnheit“ und fühlt sich für das Gehirn „richtig“ an, jede Abweichung davon: „falsch“. Wie jede Gewohnheit ist sie in unwillkürlichen, unteren Gehirnteilen verankert und daher willentlich, vom sensomotorischen Cortex aus, nicht ohne weiteres korrigierbar. Auch deshalb nicht, weil Muskeln, Faszien und Bindegewebe der Haut inzwischen so erstarrt und umgebaut sind, dass sie sich auch durch Änderung der willkürlichen Ansteuerung nicht mehr lösen. Da man in seiner Fehlhaltung den ganzen Tag verharrt (meistens im Sitzen), schleift man sie immer mehr ein, sie bleibt selbst im Schlaf erhalten.
Bestimmte Fehlhaltungen führen typischerweise zu chronischen Schmerzen in bestimmten Körperregionen, wie auch umgekehrt Schmerzen an bestimmten Körperteilen spezifische Fehlhaltungen bedingen können. Man kann daher bei Schmerzen an einem bestimmten Ort oft schon sagen, welche Fehlhaltung jemand meistens einnimmt. Das Tückische ist, dass die Fehlhaltung selbst nicht schmerzt, sondern sich absolut gemütlich und richtig anfühlt: im Gehirn ist eine „sensomotorische Amnesie“ entstanden, durch die man die eigene Dauerspannung nicht merkt. Der Schmerz kommt erst, wenn man anfängt, die betroffene Region wieder zu bewegen. Wegen des Schmerzes erstarrt man wieder mehr in der Fehlhaltung. Ein Teufelskreis.
In einem Vortrag werden zunächst die psychophysischen Zusammenhänge zwischen Fehlhaltung und Schmerz allgemein dargestellt. Es folgen die Korrelationen von bestimmten Fehlhaltungen zu immer wieder kehrenden Schmerzzuständen, die man im Klinik- und Praxisalltag sehr häufig sieht. Dabei und anschließend lernen die TeilnehmerInnen:
- sich selbst und andere auf Fehlhaltungen hin zu untersuchen, ihre Wahrnehmung zu schulen. Wo bewegt es sich nicht? Wo halte ich selbst fest?
- die funktionelle Anatomie einzelner Fehlhaltungen und Schmerzstellen zu erkennen. Welche Muskeln sind bei mir und anderen in Dauerspannung?
- das Zustandekommen und die Auswirkung von Fehlhaltungen zu verstehen. Wieso habe ich, hat er/sie gerade da einen Schmerz (z.B. am Arm bei einer verdrehten Haltung)? Was mache ich im Alltag, sodass genau diese Fehlhaltung, dieser Schmerz entsteht?
- die psychophysischen Zusammenhänge an ihrem eigenen gespürten, bewegten, beseelten Körper zu begreifen. Was hat meine Stimmung mit meiner Haltung zu tun?
- den Zusammenhang zwischen Schmerz und Fehlhaltung bei PatientInnen zu verstehen (eigene Fälle können anhand von Fotos vorgestellt werden).
Zielgruppen
TherapeutInnen, MaseurInnen, sowie an der Pohltherapie Interessierte Personen
Termin
am 14.02.2020 von 14:00 bis 18:00 Uhr
sowie 15.02.2020 von 09:00 bis 18:00 Uhr
Trainerin
Dr. Helga Pohl
Psychologische Psychotherapeutin, Körpertherapeutin. Forschungstätigkeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie und an den Universitäten München und Ulm, verbal-psychotherapeutische Tätigkeit als Psychoanalytikerin. Aufgrund eigener Beschwerden Zuwendung zur Körpertherapie. Ausbildung in Hanna Somatics und anderen Körpertherapien. Inzwischen seit über 20 Jahren in rein körpertherapeutischer Praxis tätig, leitet das Körpertherapie-Zentrum in Starnberg bei München, bildet in der von ihr entwickelten „Sensomotorischen Körpertherapie nach Dr. Pohl®“ aus, schreibt Bücher und Artikel, hält Vorträge und gibt Seminare.
Download
neuroBILDUNG Programm 2020 (PDF)
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Eingetragen von: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 17.12.2019
Kategorie(n): Bildung
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