Die NEBA-Schnuppertage im Herbst bieten behinderten Menschen die Möglichkeit, Berufe auszuprobieren und Betriebe kennenzulernen. Bei einer Pressekonferenz vorige Woche wurden die Schwerpunkte der diesjährigen Schnuppertage vorgestellt.
Für Österreichs Unternehmen wird es immer schwieriger, motivierte junge Mitarbeiter/innen zu finden. Das belegen nicht nur WKÖ Studien sondern auch die Resultate der NEBA-Umfrage „Wie denkt Österreichs Wirtschaft über den Nachwuchs“, die am 20.August auf der Start-Pressekonferenz der NEBA-Schnuppertage 2014 vorgestellt wurde. Noch vor Start der Initiative haben sich schon zahlreiche Betriebe für die vom Sozialministeriumservice organisierte Aktion angemeldet, um diese neue Recruiting-Schiene zu nutzen u.a. McDonald’s, Reiwag Facility Services, FACC, KMT und viele KMU.
In der Vorbereitung der heuer von Mitte Oktober bis Mitte November stattfindenden NEBA-Schnuppertage für Jugendliche mit Einschränkungen wurde deutlich, dass geburtsschwache Jahrgänge derzeit in Österreich dazu führen, dass mehr Lehrplätze angeboten als besetzt werden. Im Vorjahr gab es sogar einen Überhang von 4.000 Lehrstellen. Dr. Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der WKÖ: „Die Arbeit des NEBA Netzwerk Berufliche Assistenz und das sehr erfolgreiche Projekt Schnuppertage zeigen, dass die Wirtschaft ein wertvoller Impulsgeber zur Beschäftigung von jungen Menschen mit Behinderung sein kann. Die Beschäftigungsquote von begünstigten behinderten Personen liegt in Österreich bei 65 %. Das ist ein internationaler Spitzenwert, in Deutschland sind es beispielsweise nur 52 %.“
Mittelfristig erwarten sich die bei den NEBA-Schnuppertagen 2014 teilnehmenden Unternehmen positive Auswirkungen auf die Lehrlingssuche. Dass der Umstieg von der Schule in die Berufswelt für viele Jugendlichen nicht einfach ist, stellte der Leiter des Sozialministeriumsservice – vormals Bundessozialamt – , Dr. Günther Schuster, dar: „2013 gab es Unterstützungs-, Beratungs- und Hilfeleistungen für ca. 19.600 Personen durch unsere ExpertInnen der Berufsausbildungsassistenz, Arbeitsassistenz und Jobcoaching. Die Mehrzahl waren Jugendliche, die natürlich auch bei unserem Angebot „Jugendcoaching“ besonders im Zentrum stehen. Dort waren 27.500 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren gemeldet.“ Das NEBA Netzwerk Berufliche Assistenz biete daher mit seinen Serviceleistungen ganz entscheidende Hilfestellungen. „Alleine im Jugendcoaching fungieren mehr als 430 Coaches unter anderem als Drehscheibe zwischen Jugendlichen, Unternehmen und dem Elternhaus.“ Für die betreuten Personen und kooperierenden ArbeitgeberInnen kostenlosen Dienstleistungen wendet das Sozialministeriumservice pro Jahr rund 54 Mio. Euro auf.
Die bei der Pressekonferenz vorgestellte Umfrage bei den an den NEBA-Schnuppertagen 2014 teilnehmenden Unternehmen zeigt, dass es vor allem bei der Lehrlingssuche Probleme gibt. Festgestellt werden bei den Jugendlichen Bildungsschwächen und zu wenig Kenntnisse über die für den angestrebten Beruf nötigen Fähigkeiten. Was sich die Wirtschaft wünscht, wurde auch deutlich: Mehr externe Unterstützung bei Problemen während der Lehrzeit sowie bei der Jobauswahl und der Arbeitsplatzgestaltung im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Menschen mit Einschränkungen. „Das NEBA Netzwerk Berufliche Assistenz schafft eigentlich genau jene externe Unterstützungsstruktur, die von den Betrieben aus der Umfrage als sehr hilfreich angesehen wurde“, so Dr. Schuster.
Bei der Erstauflage der NEBA-Schnuppertage im Vorjahr (160 Unternehmen, insgesamt mehr als 660 Schnupperplätze) standen die „Wunschberufe“ der Jugendlichen im Mittelpunkt, heuer wurden die Bedürfnisse der Wirtschaft ins Zentrum gerückt.
„Potenziale entwickeln ist Teil unserer HR-Strategie“, sagte Mag. Helmut Andexer, MBA, Vice President Human Resources bei FACC. Ein Global Player wie FACC habe natürlich eine besondere regionale und soziale Verantwortung. Neben der standardisierten Lehrlingsausbildung sei daher auch die Unterstützung von Jugendlichen mit Vermittlungshemmnissen ein großes Anliegen. „Nicht alle Menschen haben dieselben Voraussetzungen für einen optimalen Start in ihre Zukunft. Deshalb sind wir sehr stolz darauf, einen Partner wie NEBA zu haben. Dank dieser Initiative können wir auch Jugendlichen eine Chance geben, die Schwierigkeiten mit der Integration ins Berufsleben haben“, begründete Andexer die Teilnahme an den NEBA-Schnuppertagen.
Auch für McDonald`s – heuer engagieren sich 15 Filialen und Franchisenehmer bei der Arbeitsmarktinitiative des Sozialministeriumservice – steht das Thema Integration im Vordergrund. Mag. Marion Maurer, Director of Human Ressources, McDonald‘s Österreich: „Für uns als Arbeitgeber zählen Motivation, Begeisterung, Leidenschaft und Einsatzbereitschaft in der Sache. Wir leben Integration am Arbeitsmarkt, sei es die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, sei es die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung.“ Wobei schon der Gründer dieses Motto mit seinem Grundsatz vorgegeben habe: „We are not a hamburger company. We are a people company serving hamburger“.
„Menschen mit Handicap muss man eine Chance zur Selbstverwirklichung durch Arbeit geben“, ist KR Viktor Wagner, Geschäftsführer REIWAG Facility Services, überzeugt. Sein Unternehmen – in mehreren EU-Ländern mit unterschiedlichsten Dienstleistungen erfolgreich – habe damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Allerdings sei es oftmals gar nicht so leicht, Menschen mit Einschränkungen ein attraktives Beschäftigungsangebot zu machen.
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Quelle: CM Creative
AutorIn: CM Creative
Zuletzt aktualisiert am: 03.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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