Im Rahmen einer Pressekonferenz am Standort Vomp wurde das Projekt Festlbecher Tirol am 17. April der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Bei Werksführungen und kulinarischer Verpflegung – natürlich mit Mehrweggeschirr – erhielten die geladenen Gäste einen Einblick hinter die Kulissen der GW Tirol.
Einwegbecher, oftmals aus Plastik, verschmutzen unsere Umwelt. Sie machen in unserer direkten Umwelt kein schönes Bild, und brauchen eine Ewigkeit, um vollständig abgebaut zu werden. Ein einzelner Becher wird durchschnittlich 15 Minuten benutzt, der Abbau benötigt jedoch etwa 50 Jahre. Daher wird ab dem Jahr 2025 ein EU-weites Verbot von Einwegbechern in Kraft treten. Mit diesem Schritt soll der Ausschank in Einwegplastik bei Festen und Events endgültig der Vergangenheit angehören.
Hinsichtlich dieser Änderung, sowie einer Initiative zur Reduktion von Plastikmüll auf Veranstaltungen im Bezirk Schwaz, präsentiert die GW Tirol (Geschützte Werkstätte Integrative Betriebe Tirol) das erfolgreiche Projekt festlbecher.tirol, welches gleichzeitig Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen schafft. Seit der Einführung 2023 sorgt das Angebot durchwegs für positive Resonanz.
Gelebte Inklusion am Arbeitsplatz
Die GW Tirol lebt seit ihrer Gründung 1980 Inklusion am Arbeitsplatz, und ist damit ein Vorbild, wie diese umgesetzt werden kann. Das Unternehmen stellt in seinen beiden Produktionsstandorten in Tirol knapp 300 Menschen an, davon ungefähr 84% mit Behinderungen. Dabei wird auf der eigenen Website hervorgehoben, dass Vielfalt, Selbstbestimmung und Gleichheit der Mitarbeiter:innen im Produktionsalltag groß geschrieben werden: „Jeder Einzelne wird in seiner Einzigartigkeit respektiert, kann seine Fähigkeiten einbringen und ist gleichberechtigt Teil unseres Engagements.“ So wird „maßgeblich zur Gleichstellung beigetragen“. Weiters sei es eben die Vielfalt der angestellten Menschen, die eine starke Gemeinschaft und Zusammenarbeit ermöglicht.
Die Produktion der Werkstätten konnte in den letzten 40 Jahren groß ausgebaut werden – neben Leistungen in der Metall-, Holz- und Textilverarbeitung sowie Elektromontage wird nun seit 2023 eben auch die Vermietung von Mehrwegbechern angeboten.
In der eigenen Akademie wird Jugendlichen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit zur Ausbildung in neun verschiedenen Lehrberufen geboten. Jugendliche mit beispielsweise einer chronischer Krankheit, einer körperlicher Behinderung, einer Sprach- oder Hörbeeinträchtigung oder einer ausgeprägten Lernschwäche können laut der Website der GW-Tirol diese Lehrstellen in Anspruch nehmen. Es besteht die Möglichkeit, die Lehre auch mit verlängerter Lehrzeit zu absolvieren. Unter anderem kann dort eine Lehre zur:zum Betriebslogistikkauffrau:mann, Tischlereitechniker:in, IT-Betriebstechniker:in oder technischen Zeichner:in, sowie viele weitere gemacht werden. Derzeit werden dort 30 Lehrlinge ausgebildet.
Mehrwegbecher sollen Veranstaltungen sauberer machen
Konkret vermietet die Marke festlbecher.tirol Mehrwegbecher für verschiedenste Veranstaltungen in Tirol. Ob große oder kleine Events spielt dabei keine Rolle, wie die offizielle Website verspricht. Dabei übernimmt die Geschützte Werkstätte in Vomp die ganze Logistik rund um die Vermietung der Becher, von der Online-Bestellung, über die Abwicklung der Abholung, bis hin zur Rückgabe und darauffolgenden Reinigung. Dadurch wird ein vielseitiges Angebot für eine nachhaltige Genusskultur in den Bezirken Schwaz, Innsbruck-Land und darüber hinaus geschaffen.
„In einer Zeit, in der unsere Umwelt in Plastikmüll erstickt, strebten wir eine neue Lösung an, um Festln ohne Restln zu ermöglichen“, so Klaus Mair, Geschäftsführer GW Tirol.
Um dieses Angebot bestmöglich umsetzen zu können, wurde viel in den Standort in Vomp investiert. Mithilfe von ca. 600.000,- Euro konnten die Betriebsräumlichkeiten adaptiert, eine Bandspülmaschine, die Anschaffung von Bechern und Geschirr sowie eine Online-Shop finanziert werden. Dabei wurden 50% von der GW Tirol selbst bezahlt – weitere 100.000,- Euro steuerten die Tourismusverbände der Bezirke Innsbruck-Land und Schwaz bei. Der Rest kommt von der Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH sowie aus Mitteln der Europäischen Förderung der regionalen Entwicklung, des Landes Tirol und der Verpackungskoordinationsstelle.
Umweltschutz und Inklusion gehen Hand in Hand
Inklusionslandesrätin Eva Pawlata betont den sozialen Mehrwert des Projektes. „Der ‚Festlbecher‘ ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Umweltschutz und soziale Verantwortung Hand in Hand gehen können. So stellt das Projekt nicht nur eine ökologische Alternative zum Einwegbecher dar, sondern leistet durch die Abwicklung über die GW Tirol auch einen wichtigen Beitrag zur Inklusion. Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit sowie auf Zugang und Teilhabe am Arbeitsmarkt. Die Geschützte Werkstätte bietet Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz in einem unterstützenden Umfeld, in dem sie ihre Fähigkeiten und Talente bestmöglich einbringen können.”
Gleichzeitig besitzt das Projekt auch Signalwirkung: “Bei geselligem Zusammensein wird vermittelt, dass ressourcenschonendes Verhalten für jeden Einzelnen unkompliziert und einfach möglich ist, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen umsichtig gesetzt werden.“, betont Alfred Egger, Direktor der Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH.
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 26.04.2024
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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