„Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht!“ – mit diesem und ähnlichen „Werbesprüchen“ versuchte die Supermarktkette BILLA vergangene Woche Aufmerksamkeit zu erregen. Alles nur um Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung, älteren Menschen sowie Menschen ohne abgeschlossene Matura zu thematisieren, so der Urheber.
Die Werbekampagne sorgte jedoch innerhalb kurzer Zeit für erboste Reaktionen. Überall dort, wo die Plakate zu finden waren, zeigten sich Personen verärgert. Darunter auch Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Dieser bekräftigte, dass eine solche diskriminierende und verletzende Werbung nicht zu akzeptieren sei.
Scharfe Kritik von Behindertenorganisationen
Auch das Beratungszentrum BIZEPS übte scharfe Kritik: „Hier wird mit einer kalkulierten widerlichen Provokation Aufmerksamkeit erregt“, so der Obmann Martin Ladstätter. „Angeblich sollen diese Werbeplakate noch bis 21. Oktober hängen und dann ‚aufgelöst‘ werden.“ BIZEPS hat außerdem eine offizielle Beschwerde beim Österreichischen Werberat eingebracht. Zudem lässt das Beratungszentrum die Kampagne auf Verhetzung laut § 283 des Strafgesetzbuches überprüfen.
Die ursprüngliche Idee, die Werbung am 21. Oktober „positiv aufzulösen“, birgt außerdem ein riesiges Problem: die Menschen, die auf den Plakaten angesprochen werden, müssen deren Schriftzug für ganze zwei Wochen überall ertragen – „Sie werden nämlich damit öffentlich als unbrauchbar dargestellt.“, so der Präsident des österreichischen Behindertenrats Michael Svoboda. Der Schriftzug bestätigt die angesprochenen Menschen in ihren Gefühlen – in ihrer gefühlten Minderwertigkeit. „Er traumatisiert“, so die Organisation Lichterkette.
Mit „Irritation“ aufmerksam machen
Mittlerweile hat sich auch der Urheber, die Supermarktkette BILLA, zu Wort gemeldet. Sie haben sich dabei an BIZEPS gewandt: „Wir möchten uns ausdrücklich bei allen entschuldigen, die diese Kampagne als diffamierend wahrgenommen haben“. Es wurde versucht, „durch diese Irritation bewusst Aufmerksamkeit auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen zu lenken“. Dem Konzern seien Alter, abgeschlossene Matura oder Behinderung bei der Wahl ihrer Mitarbeiter nicht zentral – es sei ihnen wichtig, gegen Vorurteile gegenüber diesen Menschen und deren oftmals schwierige Arbeitsplatzsituation aufzustehen.
BIZEPS hebt jedoch hervor, dass dies in keiner Weise einer Entschuldigung entsprach. Vielmehr soll sich BILLA ordentlich, öffentlich wahrnehmbar entschuldigen – es soll der Fehler, für eine Werbekampagne Menschen öffentlich zu diskriminieren, eingestanden werden. Dies solle für ein verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ein No-Go sein!
Kampagne wird vorzeitig aufgelöst
Wohl aufgrund der massiven Einwände seitens der Behindertenorganisationen, hat sich BILLA entschlossen, die Sprüche schon vorzeitig mit den neuen Werbesujets zu ersetzen. Anstatt „Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht“ ist jetzt ein BILLA-Mitarbeiter mit der Satz „Mit einer Behinderung wirst du gebraucht“ zu sehen.
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 09.12.2021
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
Permalink: [Kurzlink]