Im Rahmen der III. Internationalen Hartheim-Konferenz wird das Thema „Biologisierung des Sozialen“ aus verschiedenen Perspektiven behandelt werden, wobei soziologische, politikwissenschaftliche und historische Zugänge der Brisanz der Probleme gerecht werden sollen.
In den Jahrzehnten nach dem Ende des Nationalsozialismus waren eugenische Konzepte der sozialen Steuerung in den westlichen Gesellschaften zutiefst diskreditiert. Vor allem in der BRD und Österreich bildete die historische Erfahrung des Nationalsozialismus eine Barriere, die ein Vordringen eugenischen Gedankenguts in den Mainstream der einschlägigen Wissenschaften nicht zuließ.
Allerdings sind ab der Jahrtausendwende, vor allem in der Diskussion um Probleme des Systems der sozialen Sicherung – Stichwort: Geburtenrückgang in den westlichen Gesellschaften – vermehrt biologistische Argumentationen zu finden, die in Vorschläge münden, die Vermehrung der „richtigen“ Schichten zu fördern und die der nicht erwünschten zu verhindern. Die Basis dieser Vorschläge bildet die Annahme, dass die Schichtzugehörigkeit zentral durch die Intelligenz eines Individuums bestimmt werde und diese überwiegend genetisch festgelegt sei, so dass sozial- und bildungspolitische Programme zum Scheitern verurteilt seien. Diese Biologisierung sozialer Unterschiede mündet in eine Befürwortung von Maßnahmen der „alten“ Eugenik, also der Befürwortung staatlicher Steuerung des Fortpflanzungsverhaltens einer Gesellschaft.
Programm
Freitag, 9. März 2012
15.00 Begleitung durch den Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim (optional)
17.00 Eröffnung durch Bundesministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer
17.30 Eröffnungsvortrag: Univ.Prof. Dr. Josef Weidenholzer MEP, Johannes Kepler Universität Linz: Biologisierung des Sozialen – die Faszination der Machbarkeit
19.00 Empfang des Landes Oberösterreich
Samstag, 10. März 2012
9.30 – 12.30 PANEL 1: Historische Kontinuitäten?
Prof. Dr. Lutz Kaelber, University of Vermont, USA: Eugenik in Nordamerika im 20. Jahrhundert
Univ.Doz.in Dr.in Maria Mesner, Universität Wien: Am Beispiel:
Die Eheberatung der Gemeinde Wien. Totalitärer Anspruch und die kleinen Niederlagen des Alltags (1922 – 1934)
Dr. Sebastian Linke, Universität Göteborg: Darwins Erben in den Medien. Zur Renaissance der Soziobiologie
12.30 – 14.00 Mittagspause
14.00 – 15.30 PANEL 2: Wissenschaftliche Diskurse und ihre politische Relevanz
Prof. Dr. Thomas Etzemüller, Universität Oldenburg: Von Malthus bis Sarrazin. Eine Ahnenreihe und ihre politische Bedeutung
Univ.Prof.in Dr.in Margitta Mätzke, Johannes Kepler Universität Linz: Unterschichtdebatten in der Sozialpolitik
15.30 – 16.00 Kaffeepause
16.00 – 17. 30 PANEL 3: Ein Tabubruch. Reflexionen der Sarrazin-Debatte
Prof.in Dr.in Claudia Diehl, Universität Göttingen: Kühle Köpfe in einer heißen Debatte? Einstellungen zur Zuwanderung nach der Veröffentlichung von „Deutschland schafft sich ab“
Prof.in Dr.in Nadja Meisterhans, Universität Gießen: Der Fall Sarrazin und die öffentliche Anerkennung der Islamophobie – Schafft sich Deutschland ab? Zur psychoanalytischen Entlarvung biologistischer Exklusionserzählungen
Veranstaltungsort
Der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim befindet sich 20 km westlich von Linz. Die Tagung findet im Kulturtreff der Gemeinde Alkoven, im ehemaligen Wirtschaftstrakt des Schlosses statt.
Kosten
Der Tagungsbeitrag beträgt 45 € bzw. 25 € für Personen mit Ermäßigung (SchülerInnen, Studierende, Senioren). Menschen mit Behinderung frei.
Mehr Infos und Anmeldung
Dieser Termin ist bereits abgelaufen!
Eingetragen von: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 01.05.2016
Kategorie(n): Events
Permalink: [Kurzlink]