Wie kann man den Kalender am Handy leicht lesbar machen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Wiener Start-up Independo. Gemeinsam mit integration wien und Partnerschulen wurde eine non-verbale Kalender-App entwickelt, die sich diesem Problem widmet. Behindertenarbeit.at hat mit Julia Kruselburger, Co-Founder und CEO von Independo, gesprochen.
Das digitale Kalender-Tagebuch von Independo macht Termine sicht- und hörbar und möchte Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen damit unterstützen, ihren Alltag besser zu organisieren und eigene Gedanken oder Meinungen auszudrücken. Konkret erscheinen alle Kalendereinträge in Form von Metacom-Symbolen, welche dem aktuellen Standard der alternativen Kommunikation entsprechen. Nutzer:innen haben zusätzlich die Möglichkeit, Termine durch Emojis, persönliche Fotos oder Audiofiles zu ergänzen und so eine Art Tagebucheintrag zu gestalten.
Gemeinsame Entwicklung mit drei Partnerschulen
Die App wurde von drei Studierenden der Technischen Universität (TU) Wien entwickelt und ist seit Frühjahr 2023 als Testversion an Sonderschulen im Einsatz. „Wir haben von Anfang an eng mit Schulen zusammengearbeitet und jedes Feature gemeinsam getestet. So wurde deutlich, welche Funktionen wichtig sind, welche man verändern muss oder einfach weglassen kann“, betont Julia Gruselburger im Gespräch mit Behindertenarbeit.at.
Synchronisierung mit gängigen Kalendern möglich
Wichtig ist auch die Möglichkeit des Austauschs. Die Independo-App kann problemlos mit anderen digitalen Kalendern wie Google Calender und iCal synchronisiert werden. Textbasierte Termine werden dabei automatisch in Piktogramme übersetzt und sind so für alle Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen zugänglich. Gerade in der Schule ist diese Funktion sehr nützlich. So können Stundenpläne, Termine oder Informationen zwischen Schüler:innen, Lehrpersonen und Eltern einfach ausgetauscht werden.
Idee entstand im Gespräch mit integration wien
Die Anfänge der Kalender-App gehen auf ein Sommercamp zurück, das Kruselburger im vergangenen Herbst zum Thema „Assistive Technologien“ veranstaltete. Gemeinsam mit dem Verein integration wien wurde nach neuen Ideen gesucht, welche Menschen mit Behinderungen im Alltag unterstützen können. Im Gespräch stellte sich heraus, dass es bis dato keinen digitalen Kalender gibt, der auch von Menschen mit Leseschwierigkeiten genutzt werden kann. „Aktuell werden non-verbale Kalender meist manuell erstellt, Symbole müssen händisch ausgeschnitten und aufgeklebt werden“, erinnert sich Kruselburger an die ersten Gespräche. Die Idee wurde schließlich aufgegriffen und weiterentwickelt. Auch Expert:innen für alternative Kommunikation wurden in den Prozess miteinbezogen.
Independo-App ab Herbst 2023 erhältlich
Ab Oktober ist die Kalender-App für Schulen offiziell am Markt, im Dezember folgt eine weitere Version für Einrichtungen wie Tagestrukturen. „Im Rahmen der Entwicklung hat sich gezeigt, dass Schulen völlig andere Anforderungen an einen Kalender haben als beispielsweise Werkstätten. Wir haben uns daher entschieden, beide Bereiche getrennt zu betrachten, weshalb es auch zwei unterschiedliche Termine für den Launch geben wird“, so die Gründerin von Independo.
Aktuell wird noch an der finalen Version gefeilt. Letztlich soll die Kalender-App auch unterschiedliche Schwierigkeitslevels und zusätzliche Funktionen bieten wie das Hochladen eigener Symbolbilder. „Es gibt aktuell 17.000 Metacom-Symbole. Wir waren selbst überrascht wie viel dadurch ausgedrückt werden kann. Wer dennoch mehr benötigt, wird zukünftig die Möglichkeit haben, persönliche Bilder oder Fotos als Symbole zu nutzen“, verrät Julia Kruselburger abschließend. Das Team von Behindertenarbeit ist von der Idee jedenfalls begeistert und bedankt sich für das sympathische Gespräch.
Website von Independo:
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 11.09.2023
Artikel-Kategorie(n): Hilfsmittel und Therapien, News
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