Das Sozialministerium will weg von den Invaliditätspensionen hin zu einer Integration in den Arbeitsmarkt. In Zukunft soll mehr in die berufliche Rehabilitation investiert werden.
Im Rahmen der Pressekonferenz der Online-Plattform Career Moves am 20.08.2012 zum Thema „(R)Evolution am Arbeitsmarkt – Zukunftsbranche Disability“ wurden die Konsequenzen einer älter werdenden Bevölkerung für den Arbeitsmarkt klargestellt: Österreich müsse alle Leistungspotenziale ausschöpfen, um auch 2050 Wohlstand und Lebensqualität zu sichern. Die Gruppe der Menschen mit Behinderung spielt dabei eine besondere Rolle.
Kennzeichnung von Stelleninseraten durch Arbeitgeber soll Bewerbung erleichtern
Die Jobplattform Career Moves, welche Teil des europäischen Jobvermittlers Careesma ist, versucht, Unternehmen dazu zu bewegen, ihre Stellenausschreibungen zu kennzeichnen: ob diese für behinderte Menschen, Blinde, Gehörlose oder Bewegungseingeschränkte geeignet seien. Derart gekennzeichnete Jobs erscheinen dann auf Career Moves.
Lt. Gregor Demblin soll es dadurch behinderten Menschen erleichtert werden, sich zu bewerben. Eine gewisse Schwellenangst soll dadurch abgebaut werden. „Es gibt jede Menge von Menschen mit Behinderung, die ganz Unglaubliches leisten. Wenn man sie lässt“, erklärte Demblin, Co-Gründer von Career Moves und selbst Betroffener, da er nach einem Badeunfall mit 18 Jahren im Rollstuhl sitzt.
behindertenarbeit.at hat Anfang 2011 Kritik an der diskriminierenden Ausdrucksweise „Akzeptierte Einschränkungen“, die Career Moves verwendete, geübt. Diese Umschreibung wurde mittlerweile geändert. Nun heißt es „Bewerbung von Menschen mit Behinderung ausdrücklich erwünscht.“ bzw. „Ausübung auch gut möglich mit: Einschränkungen im Sehvermögen, Einschränkung im Hör- und Sprechvermögen, Einschränkungen im Bewegungsapparat“.
NEBA – Netzwerk Berufliche Integration
Eine hohe Erwerbsquote sei unverzichtbar für Lebensqualität und Wohlstand, stellte Sozialminister Hundstorfer in seinem Statement fest. Das betreffe auch die Integration von Menschen mit Behinderung in alle Lebensbereiche. Dem Bundessozialamt komme dabei eine Drehscheibenfunktion zu. Hundstorfer unterstrich die Bedeutung des Netzwerkes Berufliche Integration (NEBA), das sich in fünf Programmlinien um eine Verbesserung der Berufschancen von Jugendlichen, aber auch um die Förderung von Menschen mit Behinderung kümmert. Grundsätzlich gehe es angesichts der demografischen Entwicklung darum, dass die Menschen „länger gesund im Erwerbsleben bleiben“, soHundstorfer. Darum gehe es auch bei der jetzt diskutierten Neugestaltung der Invaliditätspension. Denn Österreich könne es sich nicht leisten, „auf die Fähigkeiten von Menschen zu verzichten“, auch wenn sie durch eine Behinderung ihren angestammten Beruf nicht mehr ausüben können oder dürfen.
Arbeitskräftepotenzial beachten und fördern
Die Statistik Austria errechnet, dass der Anteil älterer Erwerbspersonen immer mehr ansteigen wird. Folgen dieser dramatischen Verschiebung seien, dass es in den Betrieben auch mehr Menschen mit gesundheitsbedingten Problemen und Beeinträchtigungen geben wird. „Um erfolgreich zu sein, werden die Unternehmen diesem Trend Rechnung tragen müssen.“, so ein Vertreter der Statistik Austria auf der Pressekonferenz.
Ähnlich argumentiert Johannes Kopf, Vorstand des AMS. Während sich etwa in Deutschland schon jetzt Unternehmen intensiv mit dem Thema „ältere Arbeitskräfte“ befassen, hätten österreichische Betriebe vielfach noch Nachholbedarf. „Die demografische Entwicklung zwingt zum Handeln“, erklärte Kopf. Die Arbeitslosenzahlen bei der Gruppe von Menschen mit Behinderungen sei noch immer sehr hoch. Von derzeit knapp 63.000 Menschen mit einer staatlich anerkannten Behinderung im erwerbsfähigen Alter waren 2011 9,6 Prozent beim AMS als arbeitslos gemeldet. „Natürlich seien Förderungen in diesem Zusammenhang ein Thema, aber es geht auch um Informationen, eine Bewusstmachung und ein Überwinden von Ängsten und Tabus“, so Kopf.
Dass Menschen mit Behinderung „ernstgenommen“ werden müssen, war das Credo der Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke Holding AG, Dr. Gabriele Payr. „Menschen mit Behinderung wollen nicht bedauert werden, sondern haben Anspruch auf entsprechende Dienstleistungen.“ Dazu zählt nicht nur eine Barrierefreiheit für das Mobilitätsverhalten, „das kommt ja auch älteren Personen oder Müttern mit Kinderwagen zugute“.
Quelle: career moves, APA
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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