Das Übergehen von behinderten Menschen ist kein Einzelfall sondern tagtägliche Lebensrealität… Ein Kommentar von Thomas Stix.
Franko Wittrock fühlt sich von den MitarbeiterInnen seiner Bankfiliale – der Hamburger Sparkasse (Haspa) – diskriminiert. Diese wollen ihn nicht mehr bedienen, weil ihnen vor ihm ekle. Der Fall ist durch die Internetmedien gegangen:
- Gerlef Gleiss berichtete in gerlef’s blog,
- die Deutsche taz.de: „Bank diskriminiert Behinderten“,
- BIZEPS kommentiert ebenfalls: „Beschämende Entschuldigung der Hamburger Sparkasse“,
- sowie kobinet-nachrichten: „Sparkassen-Kunden in Hamburg angemessen entschädigen“.
Das Detail, das meiner Meinung nach das entscheidende in dieser Sache ist, möchte ich noch kurz darstellen: Wittrock, der eine schwere Körper- und Sprechbehinderung hat, beschreibt das vorgehen der Haspa-Mitarbeiterin so: Sie hätte, als er einmal nicht alleine sondern mit Persönlicher Assistenz in die Bank gekommen war, ebendiese Assistentin über seinen Kopf hinweg gebeten, doch fortan bei jedem Bankbesuch mitzukommen um den BankmitarbeiterInnen gewisse Arbeiten abzunehmen, da diese vor dem Kunden ekle.
Menschen mit einer Sprechbehinderung und/oder sehr leisen Aussprache wissen sehr gut – und ich spreche aus Erfahrung – wie schnell man übergangen wird, wenn man sich nicht lautstark Gehör verschaffen kann. Behinderte Menschen müssen sich allgemein zuerst einmal beweisen um überhaupt ernst genommen zu werden. Wittrock hat das offenbar nicht gut genug geschafft, daher hat man ihn (obwohl juristisch gesehen voll geschäftfähig, sei noch angemerkt) bewusst übergangen.
Ich vermute, dass Wittrock nicht zum ersten Mal eine derartige Erfahrung machen musste. Wahrscheinlich hat er solche Erfahrungen meistens weggesteckt, man will doch einfach nur ganz normal (weiter)leben. Doch diesmal hat er die Anstrengung auf sich genommen sich zu wehren, es nicht auf sich beruhen zu lassen, und das finde ich stark.
Quelle: taz.de, kobinet, BIZEPS, gerlefs blog
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2012
Artikel-Kategorie(n): Kommentare
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