Er wollte heuer nicht mehr, aber er muss zu den Skurrilitäten, die Sissy Mayerhoffer (beim ORF für „Licht ins Dunkel“ verantwortlich) in „Ich wünsche mir von Licht ins Dunkel 2“ von sich gibt, Stellung nehmen. Also, noch einmal ein Kommentar zu „Licht ins Dunkel“ von Thomas Stix.
Von vorne: Zitronenwasser hat im Dezember vergangenen Jahres Interviews mit behinderten Menschen und BehindertenvertreterInnen zum Thema „Ich wünsche mir von Licht ins Dunkel“ gemacht. In den 4 Interviews – eines davon wurde mit mir geführt – wird scharfe Kritik an LiD geübt, was von einer völligen Neuausrichtung bis hin zum Wunsch der Abschaffung dieser Aktion reicht.
Bei einer zweiten Interviewrunde waren dann BefürworterInnen von LiD – darunter Sissy Mayerhoffer, Leiterin des ORF-Humanitarian Broadcasting – am Wort. Frau Mayerhoffer nahm direkt zu den Aussagen der LiD-GegnerInnen Stellung und urteilte gleich mal:
Es haben Funktionäre gesprochen, die eigentlich Menschen mit Behinderung vertreten sollten.
Diese würden gegen LiD sein…
…weil sie privilegiert sind, weil sie Funktionäre sind, weil sie Unterstützung haben von der Körperschaft, die sie nominiert hat…
Und dann noch: LiD würde Rollstühle, Treppenlifte und Badewannenlifter finanzieren…
Das könnte der Staat und die Gemeinschaft, der Sozialstaat nicht fördern.
[sic!]
Erstens: Ich bin kein Funktionär sondern Einzelunternehmer. Ich vertrete keine behinderten Menschen. Ich bin in der Behindertenbewegung aktiv und habe sowohl gemeinsam mit anderen als auch als Einzelkämpfer für mich selbst viel erreicht.
Zweitens: Was versteht Frau Mayerhoffer unter „privilegiert“? Ist es ein Privileg, dass meinen Rollstuhl die Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft bezahlt hat? Ist es ein Privileg, dass die Wiener Gebietskrankenkasse die Kosten für meinen Badewannenlifter übernommen hat? Bis jetzt dachte ich, das sei normal…
In der vom Licht ins Dunkel geblendeten Welt der Frau Mayerhoffer bekommen ein paar „privilegierte“ Behinderte Unterstützung von „Körperschaften“ und auf diesem Wege Hilfsmittel finanziert. Und alle anderen werden von LiD versorgt und sind dankbar dafür…
Die Fakten dazu aus dem LiD-Rechenschaftsbericht 2011/12:
An 4.527 Familien wurden insg. € 2.088.951 vergeben. Dividiert man das durch, so ergibt sich ein Betrag von € 461 pro bedürftiger Familie. Wieviel Rollstuhl, Treppenlift oder Badewannenlifter lässt sich mit € 461 finanzieren??? Weiß Frau Mayerhoffer, wovon sie redet?
Die Wahrheit ist – und ich hab das schon früher auseinandergesetzt – dass klarerweise der Staat und die Gemeinschaft mit Steuern und Abgaben den allergrößten Teil der Ausgaben für behinderte Menschen trägt, und einen mini-winzigen Beitrag die vom Staat (durch den ORF) subventionierte Aktion „Licht ins Dunkel“ beiträgt.
Es steckt aber noch etwas Tieferes hinter den Aussagen von Frau Mayerhoffer. Und damit komme ich zum Titel dieses Kommentars. Im Interview mit Frau Mayerhoffer ist eine Angst spürbar, ein Unbehagen gegenüber Menschen, die nicht in die Bittsteller-Rolle eines Behindertenbildes von vorgestern (das LiD noch immer verteidigt und fördert) passen, gegenüber Menschen, die nicht um Hilfe bitten sondern selbstbewusst auf ihre Rechte bestehen. Und diese Angst ist aus der Sicht von Frau Mayerhoffer verständlich: Denn je mehr mündige behinderte Menschen es gibt desto weniger Sinn macht eine Aktion wie „Licht ins Dunkel“.
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Kommentare, News
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