Zahlreiche Organisationen und Einrichtungen haben erste Reaktionen zur geplanten Zivildienstreform abgegeben. Der Tenor ist grundsätzlich positiv, wobei es noch weitgehendere Verbesserungsvorschläge gibt…
Hier eine Übersicht über die Reaktionen:
Lebenshilfe begrüßt geplante Änderungen im Zivildienst
„Der Zivildienst wird sowohl für Einrichtungen der Behindertenhilfe als auch für die Zivildiener attraktiver“, erklärt Lebenshilfe-Generalsekretär Albert Brandstätter nach der heutigen Vorstellung des Begutachtungsentwurfes. Die von Innen- und Sozialministerium gemeinsam erarbeiteten und vorgestellten Änderungen zur Verbesserung des Zivildienstes finden bei der Lebenshilfe weitgehende Zustimmung.
„Die Finanzierung von optionalen Ausbildungen bis zu 70%, der qualifizierte Einsatz von Zivildienstleistenden sowie berufsvorbereitende Maßnahmen und Kompetenzbilanzen sind sehr positive Weiterentwicklungen“, meint Brandstätter. Es werde nun seitens der Einrichtungen nötig sein, gemeinsam mit den staatlich anerkannten Ausbildungsstätten modularisierte Ausbildungen zu entwickeln beziehungsweise bestehende Lehrgänge an die Erfordernisse des Zivildienstes anzupassen.
Caritas – Küberl: „Viel ist gelungen, aber für ein Gesamtpaket fehlen noch wichtige Maßnahmen“
Franz Küberl hebt lobend hervor, dass Zivildiener in Zukunft über Hilfstätigkeiten hinausgehende Aufgaben, entsprechend ihren Qualifikationen und Fähigkeiten, wahrnehmen dürfen. Das würde mit dazu beitragen, dass Zivildiener ihren Einsatz noch sinnvoller und bereichernder empfinden werden.
Eine gute Idee sei es, für Zivildiener der Kategorie II Ausbildungsmöglichkeiten vorzusehen und dies seitens der öffentlichen Hand mit einem Ausbildungsbeitrag zu fördern. (Kategorie I sind Zivildiener im Rettungswesen, mit 600 Euro abgegolten, Kategorie II sind Zivildiener im sozialen Bereich, bis jetzt mit 400 Euro abgegolten.) „Damit gibt es mehr Gleichstellung zwischen den Zivildienstträgerorganisationen, und wir heben insgesamt die Qualität des Zivildienstes. Zwei Fliegen auf einen Streich, dass kommt in der Politik wirklich nicht sehr oft vor, das lob‘ ich mir“, so Franz Küberl.
Küberl wünscht sich außerdem eine Zusammenführung der beiden Systeme Zivildienst und Freiwilliges Soziales Jahr. Für die Bildungsarbeit im Freiwilligen Sozialen Jahr muss es ebenso einen Ausbildungsbeitrag der öffentlichen Hand geben. Absolut nicht in Ordnung ist, dass die Republik für jene Männer, die ihren Zivildienst im FSJ ableisten, keine Förderung analog zum Zivildienst vorsieht, denn hier werden Kosten der Republik auf die Träger und auf den Rücken der Eltern abgewälzt.
Diakonie begrüßt Vorschläge für Neuregelungen beim Zivildienst
Die Diakonie begrüßt die Verbesserungen im Vorschlag für die Neuregelungen beim Zivildienst, der heute in Begutachtung geht. „Insbesondere ist es erfreulich, dass der Einsatz im Freiwilligen Sozialjahr zukünftig auch als Zivildienst angerechnet werden kann“, zeigt sich Diakonie Direktor Michael Chalupka erfreut.
„Die Anrechenbarkeit ist ein guter Anreiz, insbesondere für junge Männer, die bisher diese Möglichkeiten weniger genutzt haben“, betont Chalupka. Wesentlich wird jetzt aber sein, die Bedingungen unter denen ein Freiwilliges Sozialjahr geleistet werden kann, sowohl für die Trägerorganisationen, als auch für die jungen Menschen, die freiwillig tätig werden wollen, zu verbessern.
Volkshilfe: Attraktivierung des Zivildienstes gelungen
Die Volkshilfe begrüßt die erzielte Einigung zur Novellierung des Zivildienstgesetzes. „Obwohl die Positionen zu Beginn weit auseinander lagen, ist es in kurzer Zeit zu einem tragfähigen Kompromiss zwischen Sozialministerium und Innenministerium gekommen“, freut sich Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich.
„Wir begrüßen, dass der Zivildienst nicht für Frauen geöffnet wurde, denn eine Öffnung hätte de facto nichts anderes bedeutet als Lohn- und Sozialdumping. Der Personalbedarf im Gesundheits- und Sozialbereich soll mit qualifizierten MitarbeiterInnen und geregelten Arbeitsverhältnissen abgedeckt werden“, betont Fenninger.
Hilfswerk begrüßt Pläne zur Zivildienstreform Präsident Othmar Karas:
In einer ersten Reaktion positiv äußert sich Hilfswerk-Präsident Othmar Karas zu den heute bekannt gewordenen Plänen zur Zivildienstreform: „Der Begutachtungsentwurf liegt zwar noch nicht im Detail vor, aber die Signale sind sehr ermutigend!“. „Einige Forderungen des Hilfswerks sollen umgesetzt werden“, so Karas weiter, „darunter die Förderung der Ausbildung, die bessere Berücksichtigung der Qualifikationen und die Anrechenbarkeit von freiwilligem Engagement“, so Karas abschließend.
Rotes Kreuz begrüßt Zivildienstreform
Die Möglichkeit, das Freiwillige Soziale Jahr auch im Rettungsdienst leisten zu können, sei begrüßenswert, da dieses auch Frauen offen steht. „Bereits jetzt haben wir schon viele Frauen unter den Freiwilligen im Rettungsdienst“, sagt Kerschbaum. „Dieses Engagement weiter zu fördern, halte ich für einen wichtigen und richtigen Schritt.“ Die Details wie Kosten müsse man sich allerdings noch ansehen. Positiv sei ebenfalls die geplante Evaluierung der Maßnahmen in vier Jahren. „Wir wünschen uns, dass die gute interministerielle Zusammenarbeit und eine verstärkte Einbindung der Trägerorganisationen auch in Zukunft fortgesetzt werden“, so Kerschbaum.
Samariterbund zum Zivildienst: „Aufwertung statt Verkürzung ist der richtige Weg“
Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs (ASBÖ) begrüßt die heute präsentierten Maßnahmen der Zivildienstreform. „Die Zivildienstleistenden beim Samariterbund erhalten bereits gegenwärtig eine vollwertige Ausbildung zum Rettungssanitäter. Dass Ausbildungskosten nun in anderen Bereichen eine staatliche Förderung erfahren, macht den Zivildienst insgesamt attraktiver“, kommentiert Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes.
Mehr Infos
[Link – behindertenarbeit.at – Zivildienst soll Investition in die Zukunft durch Ausbildung werden]
Quelle: APA
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Behindertenpolitik, Bildungsnews, News
Permalink: [Kurzlink]