Am 13. Jänner 2011 präsentierte der Personalvermittler Careesma die Jobinitiative für Menschen mit Behinderungen „career moves“ bei einer Pressekonferenz im Imperial Riding School Vienna Renaissance Hotel, Wien. behindertenarbeit.at war dabei.
Am Podium saßen Herr Mag. Demblin, Initiator des Projekts, Herr Dr. Schuster vom Bundessozialamt, welches „career moves“ im Jahr 2011 mit € 200.000 fördert, Herr Mag. Kowatsch von Careesma Österreich und Herr Komm.Rat Schielin von SPAR Österreich.
„One-Stop-Shop“ – Es kommt drauf an, was man darunter versteht.
„career moves“, diese Internetjobbörse, gibt es ja schon länger. Herr Mag. Demblin, Initiator und Leiter von „career moves“ spricht in seinem Statement von der Erweiterung der Jobbörse durch einen „One-Stop-Shop“. Da werden Zuhörerinnen und Zuhörer aufmerksam, und das Interesse steigt: eine ambitionierte Sache, denkt man, endlich ein Projekt, bei dem man alles aus einer Hand bekommt, wenn man als Behinderter einen Job sucht! Ganz so einfach läuft das allerdings nicht. Der „One-Stop-Shop“ ist lediglich ein Eingabeformular auf der Homepage von „career moves“, die Leistung des „One-Stop-Shops“ ist das Weiterleiten der Email an die richtige Stelle. Ähnliche Services bieten freilich alle Clearing-/Arbeitsassistenzstellen bzw. mit Arbeit und Behinderung befassten Projekte sowie das Bundessozialamt und deren BeraterInnen selbstverständlich auch.
„Akzeptierte Einschränkungen“

akzeptierte Einschränkungen als Icons
Die Jobbörse „career moves“ listet Jobs auf, die mit einem oder mehreren Icons versehen sind. Die drei möglichen Symbole stehen für Seh-, Hör- und Mobilitätseinschränkung. In der „Mutterjobbörse“ careesma.at befinden sich derzeit ca. 5000 offene Stellen in Österreich. careermoves.at listet ganze 75 Jobs mit „akzeptierten Einschränkungen“ auf. Ich tu mir mit diesem Ausdruck schwer und es klingt für mich diskriminierend, wenn ich sowas lesen muss. Bei 1,5% der Jobs werden sozusagen Behinderte akzeptiert! Müssen nach dem Gleichstellungsrecht nicht 100% der Jobs vorurteilsfrei für behinderte Menschen offen sein?!
Wird ein Job nicht für behinderte Menschen angeboten, so ist das eine Diskriminierung!
Es ist selbstverständlich zu begrüßen, wenn es Initiativen gibt, die behinderte Menschen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt unterstützen. In diesem Fall jedoch wird das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Bei „career moves“ scheint es so zu sein, als obliege es dem Wohlwollen des Arbeitgebers bzw. der Arbeitgeberin, ob die Bewerbung von behinderten Menschen erwünscht ist oder nicht.
Klarerweise muss jede Stelle prinzipiell für behinderte Menschen genauso wie für nichtbehinderte angeboten werden. Was dann wichtig ist, sind Arbeitsassistenz, Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz, Jobcoaching usw., damit bestehende Hindernisse aus dem Weg geräumt werden und der/die behinderte ArbeitnehmerIn sowie der/die UnternehmerIn die notwendige Unterstützung erhält, damit die Arbeit für einen behinderten Menschen an einem bestimmten Arbeitsplatz möglich ist.
Gesellschaft noch nicht reif für Gleichstellung?
Wenn es ein Projekt braucht, bei dem Arbeitsplätze mit Symbolen für „akzeptierte Einschränkungen“ versehen sind, dann macht das wieder einmal deutlich, wie wenig unsere Gesellschaft mit den Themen Gleichstellung, Diskriminierung und behinderte Menschen anfangen kann. Denn es sollte selbstverständlich sein, dass behinderte Menschen mit der entsprechenden Qualifikation genauso willkommen sind wie nichtbehinderte Menschen.
Bleibt zu hoffen, dass die Initiative „career moves“ trotz der hier geäußerten Skepsis behinderten Menschen bei der Suche nach dem richtigen Job helfen kann.
Links:
www.careermoves.at
www.careesma.at
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 08.01.2017
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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