In unserer zweiten Online-Umfrage haben wir unsere Leser:innen zum Thema Teilzeitarbeit befragt. 45 Personen, die im Gesundheits- und Sozialbereich in der Pflege / Betreuung / Assistenz tätig sind, haben an der Umfrage teilgenommen. Hier die Ergebnisse.
Die Umfrage zum Thema Arbeitszeit wurde von 45 Teilnehmer:innen beantwortet, wovon 34 angegeben haben Teilzeit und 11 Vollzeit zu arbeiten.
Unter den Teilzeit-Beschäftigten gaben 6 Personen an, dass sie gerne Vollzeit oder mehr Stunden arbeiten würden, jedoch aufgrund von Betreuungspflichten zuhause nicht können. 14 Teilnehmer:innen wiederum würden gerne Vollzeit oder mehr Stunden arbeiten, finden dies jedoch zu anstrengend. 3 Teilnehmer:innen möchten gerne Vollzeit oder mehr Stunden arbeiten, dies ist jedoch aufgrund ihrer aktuellen Stelle nicht möglich. Nur etwa ein Drittel, nämlich 11 Personen, gaben an, gerne Teilzeit zu arbeiten.
Unter den Vollzeit-Beschäftigten gaben 2 Teilnehmer:innen an, dass sie gerne Vollzeit arbeiten und zufrieden damit sind. 3 Teilnehmer:innen würden lieber Teilzeit arbeiten, aber diese Stelle ist nur Vollzeit möglich. 6 Personen würden lieber Teilzeit arbeiten, brauchen jedoch das Geld und arbeiten daher Vollzeit.
Kommentare unserer Leser:innen
Einige der Umfrage-Teilnehmer:innen haben Kommentare gesendet, die hier zu lesen sind:
Teilzeit muss noch besser bezahlt werden, man muss davon leben können, wenn man ein Betreuungspflichtiges Kind hat.
Nach 25 Jahren in dem Beruf geht mehr gesundheitlich nimmer. Auch sind im „Teilbetreuten“ und der Wohnassistenz mehr Stunden fast nicht möglich.
Mehr als 25h wären mir nicht nur zu anstrengend, ich würde krank werden und müsste den Sozialbereich verlassen. Mit den 25h hab ich für mich genug Erholungszeit um dann wieder gute Arbeit in diesem forderndem Beruf leisten zu können.
Ich habe über 20 Jahre Vollzeit gearbeitet und bin die letzten eineinhalb Jahre vor Pensionsantritt in Altersteilzeit (18,5 h/Woche). Vollzeit wäre mir nach dem jahrelangen hohen Einsatz in der Leitungstätigkeit zu anstrengend geworden, um gesund bis zur Pension zu kommen bzw. dann auch in der Pension noch gesund zu bleiben. Ich möchte auch in der Pension noch einer sinnstiftenden Tätigkeit im Ausmaß von maximal 10 h/Woche nachgehen, aber keine Leitungstätigkeit ausüben.
Ich habe 15 Jahre als Behinderten Betreuerin im Wohnbereich in Vollzeit gearbeitet. Vor einem Jahr bin ich mit Burnout Symptomen in Bildungskarenz und nicht mehr an meine alte Stelle zurück gekehrt. Ich arbeite jetzt 30 Stunden mit regelmäßigen Diensten in der Tagesstruktur. Mir geht es physisch und psychisch wieder gut, aber ich möchte nicht noch einmal an diesen Punkt gelangen Die Vollzeit in Betreuung und Pflege lässt keinen Raum für Erholung und Regeneration. Der ist dringend notwendig, da diese Arbeit extrem belastend ist. Außerdem werden kaum mehr Vollzeitstellen im Bereich Behindertenbetreuung angeboten. Auch wenn ich wollte, könnte ich nicht mehr in Vollzeit arbeiten. Im Moment ist mir meine Gesundheit wichtiger als das Geld.
Ich arbeite aber doch gerne Teilzeit. Weiters sollte im Sozialbereich eine 35h Woche eingeführt werden, sowie eine 6. Urlaubswoche für alle.
Ich arbeite 50% in Teilzeit am Vormittag und suche noch eine weitere Stelle mit Arbeitszeiten am Nachmittag, Abends und Wochenende. Erhalte nur Absagen, da ich wegen der Fairness zum Stammpersonal zu wenig flexibel bin. Obwohl vielleicht jemand vom Team wegen Schulkinder, den Vormittag bevorzugen würde, gibt es keine Flexibilität der Institution. Leider.
Einerseits genieße ich das Mehr an Freizeit, andererseits rede ich nicht gerne darüber, dass ich Teilzeit arbeite. Manchmal kriege ich zu hören: „Na das ist aber schon wenig!“ Ich geniere mich ein wenig dafür und es ist mir unangenehm. Mir macht die Arbeit mehr Spaß, wenn sie mir nicht so viel ist.
Eigentlich wäre es mir lieber fünf Stunden weniger zu arbeiten. Auf Grund dessen, dass die Bewerber*innen zur Zeit zum Teil irrationale Vorstellungen haben, ist es schwer ein neues Teammitglied einzustellen.
Die psychisch-emotionale Belastung im zwischenmenschlichen Bereich- mit schwierigen oder besser anspruchsvollen Klienten wird unterschätzt. Es braucht Zeiten der Regeneration und einen höheren Betreuungsschlüssel damit sich Kollegen und Kolleginnen besser gegenseitig entlasten können. Dann ist die Arbeit im Sozialen Bereich befriedigend und schön!
Aufgrund körperlicher und psychischer Anstrengung im Beruf ist es kaum möglich mehr als 30 Stunden zu arbeiten (ansonsten Burnout Gefahr), auch der Arbeitgeber / Arbeitsstelle rät selbst davon ab. Im Gegenzug dazu gibt es aber kaum finanzielle Anreize. Der Arbeitgeber ist laut eigener Aussage vom FSW abhängig und kann nicht mehr geben.
Aufgrund der psychischen Belastungen und auch der Tatsache des immer wieder einspringen würde ich Vollzeit psychisch nicht schaffen.
Fazit aus der Umfrage
Die meisten Teilnehmer:innen (76%) arbeiten Teilzeit, während nur eine Minderheit (24%) Vollzeit arbeitet. Dies stimmt Überein mit dem Umstand, dass im Bereich der Betreuung, Pflege und Assistenz von Menschen mit Behinderung der Anteil der Teilzeitbeschäftigten im Vergleich zu anderen Branchen sehr hoch ist.
Gut ein Drittel der Teilzeitbeschäftigten arbeitet gerne Teilzeit. Der überwiegende Teil würde jedoch lieber Vollzeit arbeiten, was aber aufgrund von Betreuungspflichten, der Anstrengung oder der Verfügbarkeit von Vollzeitstellen nicht möglich ist.
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AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 19.03.2023
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, News
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