Zur Frage wie die Lebensweisen von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung verändert werden können, damit sie ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen können, veranstaltet die Lebenshilfe vom 6. bis zum 7. November 2015 einen zweitägigen Workshop mit den internationalen ExpertInnen Beth Mount und John O’Brien in Wien.
Die meisten Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung sind in ihrer Wahlfreiheit beschnitten. Es gibt fertige Boxen, die ihnen bestimmte Lebensweisen vorgegeben. Wollen wir Selbstbestimmung leben, gilt es diese Boxen aufzubrechen. Nichts eignet sich dazu besser als die aktuellen Transformationsprozesse der Gegenwartsgesellschaft: „Neue Standards können dort gesetzt werden, wo sich alte Strukturen lösen. Etwas Neues auf eine NEUE Art auszuprobieren lautet das Geheimnis“, so John O´Brien, Experte für personenzentrierte Organisationsentwicklung und Gemeinwesenarbeit.
John O`Brien
arbeitet zusammen mit Connie Lyle O`Brien und dem Centre for Welfare Reform (Zentrum für die Reform der Wohlfahrt) in Großbritannien, mit dem Center on Human Policy, Law & Disability (Zentrum für soziale Gesetzgebung & Behinderung) an der Syracuse Universität in den USA, mit der InControl (In Kontrolle sein) Partnerschaft in Großbritannien sowie dem Marsha Forrest Zentrum in Kanada. Er begleitet und unterstützt das EU-Projekt „Neue Wege zur InklUsion“.
Nehmen wir zum Beispiel Ken aus den USA. Er ist taub und blind, hat eine komplexe Beeinträchtigung. Aus Autoaggression verletzte er sich immer wieder selbst. Eine selbstbestimmte Zukunft war nicht vorstellbar. Bis ein Unterstützungskreis aus Angehörigen, Bekannten und Vereinen versuchte mit Persönlicher Zukunftsplanung Kens Stärken herauszufinden. Fazit: Das Umfeld auf einem Bauernhof ist ideal für ihn. Die Hühner wirken beruhigend, seine Selbstaggressionen ließen nach. Seither hat Ken einen 35-Stunden Job.
„Kreative Lösungen abseits konventioneller Wege eröffnen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen neue Türen, dadurch können sie selbstbestimmt ihren Beitrag zum Gemeinwesen leisten. Erst durch das Aussteigen aus Alltagsroutinen können neue Zukunftsmöglichkeiten gegenwärtig werden. Derartige Veränderungsprozesse gelingen Schritt für Schritt, mit dem großen Ziel Inklusion vor Augen und den individuellen Bedürfnissen von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung im Blick“, ist Albert Brandstätter, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich, überzeugt.
Die Veranstaltung ist Teil des EU-Projekts „New Paths to InclUsion Network“, das sich mit neuen Wegen zur Inklusion und der Frage beschäftigt, wie Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen zu Gunsten von Wahlfreiheit und Selbstbestimmung verändert werden kann. Die ‚Theorie U‘ von Claus Otto Scharmer, Forscher am Massachusetts Institute for Technology (MIT), hilft dabei.
Beth Mount
lebt und arbeitet in New York. Sie leitet eine Vielzahl an Lern- und Führungsprogrammen zur Förderung von gesellschaftlicher Veränderung und Innovation. Methoden und Haltungen aus der Theorie U integriert sie in die Praxis der Persönlichen Zukunftsplanung mit Menschen mit Beeinträchtigungen, Familien, Regionalen Netzwerken und Regierungsbehörden. Beth Mount arbeitet an einem Wandel hin zu sozialer Inklusion und hat hierfür eigene Sozial-Programme entwickelt: „Everyday Heroes“ (Helden des Alltags) und „Make A Difference“ (Mach einen Unterschied).
Sie handelt von möglichen Bruchstellen bestehender Systeme um sie als Anknüpfungspunkte für gesellschaftliche Veränderung zu nutzen. Das EU-Projekt beschäftigt sich damit wie Organisationen personenzentrierter ausgerichtet werden und wie Sozialraumorientierung und inklusives Lernen in jeder Hinsicht gelingen können.
„Wir müssen genau zuhören, was Menschen mit Beeinträchtigungen mit ihrem Leben anfangen wollen, welche Ziele sie haben und wie sie diese gemeinsam mit ihrem Umfeld umsetzen können.“ Das kann uns nur gelingen, wenn wir als Gemeinschaft auftreten und uns gegenseitig unterstützen“ erklärt auch Expertin Beth Mount.
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Quelle: Lebenshilfe Österreich
AutorIn: Lebenshilfe Österreich
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Menschen mit Lernschwierigkeiten, News
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