Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 27.10.2011 forderten Helene Jarmer (Die Grünen) und Franz-Joseph Huainigg (ÖVP) einmal mehr den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten SchülerInnen.
„Es ist nicht üblich, dass Vertreter von Regierungs- und Oppositionsparteien eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten. Wir tun es trotzdem, weil wir eine wichtige und klare Botschaft haben: Sonderschulen gehören abgeschafft! Inklusiver Unterricht muss für alle Kinder ermöglicht werden“, sagt Abg. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen, zu Beginn einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Abg. Helene Jarmer, Behindertensprecherin der Grünen.
SonderschullehrerInnen auch in Zukunft dringend benötigt
Huainigg betont, dass seine Forderung nach der Abschaffung von Sonderschulen keinesfalls eine Geringschätzung der Arbeit von SonderschullehrerInnen bedeutet: „Ganz im Gegenteil – hier wird wertvolle Arbeit geleistet, die wir auch in Zukunft dringend benötigen. Dann allerdings in Regelschulen, wo alle Kinder gemeinsam lernen. Es geht um die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes“, sagt Huainigg.
Jarmer: Geld von den Sonderschulen für inklusiven Unterricht verwenden
„Jedes Kind hat besondere Bedürfnisse. Der Schulbesuch darf nicht an einer Rampe oder gebärdensprachkompetentem Personal scheitern“, macht Jarmer deutlich. Für jedes Kind in einer Sonderschule stehen jährlich 23.000 Euro zur Verfügung. Wenn man dieses Geld in die Hand nimmt, kann auch die Inklusion von Kindern in die Regelschulen ermöglicht werden.
Sonderschulen sollen zu Kompetenzzentren werden
„Kein Kind soll in die Sonderschule gehen. Alle Kinder haben ein Recht auf inklusiven Unterricht an einer Regelschule“, so Jarmer. Die Sonderschulen sollen künftig als Kompetenzzentren für Inklusiven Unterricht dienen. In diesen Zentren sollen die Eltern von Kindern mit Behinderungen beraten werden, LehrerInnen fortgebildet und die Ressourcen verwaltet werden. Die Zentren sollen daszu beitragen, dass sich die Schulen besser an die Bedürfnisse der Kinder anpassen können.
Von Inklusion profitieren alle
Huainigg setzt sich für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern ein, weil davon alle Beteiligten profitieren: „Studien belegen, dass sich für behinderte Kinder, die inklusiv beschult werden, mehr Chancen und Möglichkeiten eröffnen und die spätere Integration in die Gesellschaft erleichtert wird, während Kinder mit einem Sonderschulabschluss etwa beim Berufseinsteig massiv benachteiligt werden. Nicht-behinderte Kinder, die eine Integrationsklasse besuchen, erwerben ganz selbstverständlich soziale Kompetenzen“, zählt der ÖVP-Behindertensprecher die Vorteile auf.
Schulische Integration muss alle Bereiche umfassen
Abschließend fordert Huainigg die Fortführung der schulischen Integration nach der achten Schulstufe: „Ein aktueller Gesetzesentwurf sieht die Weiterführung der schulischen Integration in Polytechnischen Schulen und in einjährigen Haushaltungsschulen vor. Das ist ein wichtiger Schritt, muss aber künftig auch für mittlere Schulen und in Folge für höhere Schulen gelten. Das Recht auf inklusiven Unterricht ist auch nach der achten Schulstufe zu verankern“, so Huainigg.
„Zur Umsetzung dieses Zieles brauchen wir einen verbindlichen Inklusionsfahrplan“, fordert Jarmer weiter. Derzeit endet die schulische Integration in Polytechnischen und einjährigen Haushaltungsschulen. Inklusion bedeutet Bildungszugang in allen Schulen.
Quelle: APA, ÖVP, Die Grünen
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): News, Schulische Integration
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