In den letzten Wochen hat die Diskussion um die ORF-Spendenaktion „Licht ins Dunkel“ wieder Fahrt aufgenommen. Die Form der Auseinandersetzung steht exemplarisch für den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Behinderung hierzulande.
In der ZIB 1 om ORF gab es am 30. November 2022 einen kurzen Beitrag zum Thema „Kritik an Licht ins Dunkel“. Dabei wurde auch aus einem schriftlichen Statement von Bundespräsident Van der Bellen zitiert.
Zitat Bundespräsident in der ZIB 1 vom 30.11.2022:
„Licht ins Dunkel hat in den letzten Jahrzehnten Großartiges geleistet. […] Dies gilt fraglos anzuerkennen. Gleichzeitig müssen sich die Zuständigen der Kritik, die in den letzten Wochen vermehrt öffentlich wurde, stellen. Es ist nie falsch, ein Konzept zu hinterfragen oder zu überdenken, wenn es – insbesondere von Menschen mit Behinderungen – als veraltet empfunden wird. Als Schirmherr von Licht ins Dunkel erwarte ich mir einen sachlichen Dialog auf Augenhöhe, der dem Wunsch nach einer inklusiven Gesellschaft Rechnung trägt.“
Gleich am Anfang sagt der Bundespräsident man müsse die Großartigkeit von Licht ins Dunkel „fraglos anerkennen“. Damit steht schon von vornherein fest, dass das Nachfolgende – nämlich die Kritik – nicht mehr wirklich ernst zu nehmen ist. Wie soll da eine echte Änderung möglich sein, wenn die Kritik schon von vornherein Platt gemacht wird?
Meiner Meinung nach muss es ganz am Anfang stehen, ernsthaft zu hinterfragen, ob diese Leistung, die Licht ins Dunkel bis jetzt erbracht hat, wirklich so Großartig war, oder ob das Ganze behinderten Menschen insgesamt mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Dazu müsste ein objektiver Blick auf die Aktion gemacht werden und wissenschaftlich untersucht werden, welchen Einfluss Licht ins Dunkel auf das Image von Menschen mit Behinderung in Österreich hat.
Und was im Zitat weiter folgt, das kennen wir behinderten Menschen auch nur zu gut. Ein bisschen Selbstkritik und ein bisschen den behinderten Menschen recht geben und das Ganze abrunden mit dem Aufruf zum Dialog. So kann man die Lösung eines Problems und die Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen, sehr elegant im Sande verlaufen lassen.
Es muss jetzt endlich aufgehört werden mit diesem Beschwichtigen und Hinauszögern. Es muss an den Grundfesten der Spendenaktion Licht ins Dunkel gerüttelt werden. Es wäre die Aufgabe des Bundespräsidenten, eine Kommission einzurichten, die sich damit auseinandersetzt, wie diese Aktion beendet werden kann und die finanziellen Mittel anderweitig aufgebracht werden können. Die frei werdenden Sendezeiten könnten dann mit Beitragen von behinderten Menschen gefüllt werden, die wirklich eine Förderung der Teilhabe an der Gesellschaft vorantreiben. Herr Bundespräsident, machen Sie was! Zeigen Sie Eier!
Thomas Stix
Redaktion Behindertenarbeit.at
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 05.12.2022
Artikel-Kategorie(n): News, Selbstbestimmtes Leben
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