Am 14. November 2023 fand der Zero Project Unternehmensdialog in Wien statt. Ziel des Dialogs ist es, Bewusstsein für das Potential von Menschen mit Behinderung als wertvolle Arbeitskräfte zu schaffen. Im Mittelpunkt standen Best-Practice-Beispiele aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich.
„Unternehmen tragen essentiell zur Inklusion bei“, betont Sozialminister Johannes Rauch zum Einstieg in den zum 58. Unternehmensdialog. Mittlerweile über hundert Best-Practice-Beispiele zeigen vor, wie das Potential von Menschen mit Behinderung genutzt werden kann. Und welchen Mehrwert Inklusion sowohl für die Arbeitskräfte als auch für das Unternehmen hat.
Seit 2017 werden die Zero Project Unternehmensdialoge von der Essl Foundation organisiert. Im Rahmen der Veranstaltung konnten bereits 2000 Unternehmer:innen motiviert werden, zusätzlich Menschen mit Behinderungen anzustellen.
Menschen mit Behinderungen werden oft unterschätzt
Österreich hat sich im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention zu Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung verpflichtet. Dennoch erleben Menschen mit Behinderung häufig Stigmatisierung, Talente und Begabungen werden vielfach unterschätzt. Dreiviertel der österreichischen Unternehmen zahlen eine Ausgleichstaxe anstatt wertvolle Arbeitskräfte zu nutzen. Gleichzeitig leben 15% der Bevölkerung mit einer Behinderung, die Mehrheit davon ohne Beschäftigung.
„Unternehmen denken häufig an wirtschaftliche Faktoren. Aber, was man auch im Kopf haben sollte: Inklusion bringt Diversität. Da ist ein großer Talentepool, der uns verloren geht als Unternehmen,“ liefert Michaela Posch, Lehrlingscoach des Caritas, einen wichtigen Anstoß zum Umdenken.
Individuelle Talente als großer Mehrwert
„Menschen mit Behinderung haben ganz viele Begabungen, die ihnen von vornherein nicht zugetraut werden. Dass zum Beispiel der Blinde auf seiner Braille-Zeile im Excel wesentlich schneller ist als jeder Sehende“, weiß Gregor Demblin von MyAbility.
Das Projekt „Discovering Hands“ macht sich beispielsweise gezielt die Tastfähigkeiten von blinden und sehbehinderten Frauen zunutze, indem diese in der Brustkrebs-Früherkennung eingesetzt werden „So machen wir eine Behinderung zur Begabung, die auch die Gesundheit fördert“, zeigt sich Marisa Mühlböck von „Discovering Hands“ begeistert.
Eine Apothekerin erzählt von einem nonverbalen Mitarbeiter, der durch seine Beratung in Gebärdensprache einen großen neuen Kundenkreis angesprochen hat.
Berufliche Teilhabe braucht auch soziale Teilhabe
Wie wichtig die soziale Teilhabe für den Einstieg in den Beruf ist, betont Hand-Peter Arzberger von Otto Bock: „Wenn Menschen in ihrer Freizeit nicht das machen können, wofür sie eine Leidenschaft haben, wofür sie brennen, dann wird es beruflich auch schwer“.
Auch Lehrlingscoach Michaela Posch verweist auf die Bedeutung von Inklusion in allen Lebensbereichen. Anfänglich seien viele der Lehrlinge mit Behinderungen, die sie berät, ausschließlich auf ihre Defizite fokussiert, „die Gesellschaft macht sie zu dem, sagt ihnen ‚das kannst du nicht, und das kannst du nicht‘“. Ihre Aufgabe sieht sie vor allem darin, die jungen Menschen zu stärken und ein Bewusstsein für ihre Begabungen zu schaffen, denn „jeder hat eine Besonderheit.“
Gesundheitsreform als Wegbereitung für Inklusion
Im Rahmen seiner Eröffnungsrede erwähnte Sozialminister Johannes Rauch auch seine Gesundheitsreform, welche „eine Wegbereitung dafür sein soll, die Integration von Menschen mit Behinderungen im Gesundheitsbereich besser zustande zu bekommen.“
Welche Maßnahmen hierbei konkret gemeint sind, bleibt abzuwarten.
Quellen:
Zero Project via Youtube | 14.11.2023
Zero Project Unternehmensdialog Gesundheit und Pflege
youtube.com/watch?v=jYmyY5RYli0
Zero Project Webauftritt
austria.zeroproject.org
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 20.11.2023
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
Permalink: [Kurzlink]