Mit dem Artikel „Mario will in die Schule“ in der Stadtzeitung FALTER gewann Nina Horaczek den diesjährigen ÖZIV-Medienpreis in der Kategorie Print. Behindertenarbeit.at hat mit der Journalistin und Chefreporterin gesprochen.
Zum 17. Mal wurde der ÖZIV Medienpreis am 9.November an herausragende Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen vergeben. Die Auszeichnungen gingen an Nina Horaczek von der Wochenzeitung FALTER und an das Team des „Ö1 Radiokollegs“ rund um Juliane Nagiller. Ein Anerkennungspreis erhielt das Team von OKTO TV.
„Die Preisträger:innen sind Vorbilder, was qualitätsvolle Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen betrifft.“ so ÖZIV-Präsident Rudolf Kravanja über die Bedeutung des Journalismus für die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen.
„Das ist ein Bereich, wo wenig hingeschaut wird“
Nina Horaczek ist sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. In ihrem Artikel portraitiert sie einen 15-jährigen Burschen mit frühkindlichem Autismus und beschreibt den Kampf von Jugendlichen mit Behinderungen und deren Familien um die Möglichkeit, ein 11. bzw. 12. Schuljahr absolvieren zu können. „Es ist eine Form der Diskriminierung in unserer Gesellschaft, die viel zu wenig gesehen wird. Wir reden über Gleichstellung der Geschlechter, über Ausländer:innen. Aber dass Menschen mit Behinderung diskriminiert werden, das ist noch nicht angekommen.“ Diese Sichtbarkeit zu verändern „das ist mein Antrieb“, so Horaczek im Gespräch.
Persönliche Begegnungen als Ausgangspunkt
Die Geschichte zu ihrem Artikel beginnt für Nina Horaczek mit zufälligen Begegnungen am Kebab-Stand, mit Gesprächen mit einer Nachbarsfamilie. Allen gemein ist der ständige Kampf um einen Betreuungs- oder Schulplatz für ein Kind mit Behinderung. „Ich sehe, wie schwierig es diese Familien haben. Ich sehe, wie den Kindern Chancen genommen werden“, so die Journalistin über ihre Eindrücke. Die Erfahrungen im Umfeld, verbunden mit der Motivation, diese Missstände aufzuzeigen und bekannt zu machen, führten schließlich zur Geschichte von Mario.
Veröffentlichung im FALTER mit großer Wirkung
Am 13. Juli 2022 erschien der Artikel als Cover-Story des Wiener FALTER. „Ich hatte das Glück, dass man so eine Geschichte beim Falter machen kann. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Der Artikel rückte die Bildungs-Schieflage auf eine größere Bühne, wodurch auch andere Medien die Thematik aufgriffen. Damit stieg der Druck auf die Politik. Bald folgte die Bürgerinitiative „Recht auf Bildung für ALLE Kinder“, welche ebenfalls durch einen Bericht von Horaczek größere Bekanntheit erlangte.
Wie sehr sich betroffene Familien durch den Text angesprochen fühlten, zeigt die Kontaktaufnahme des Schauspielers Michael Ostrowski, der den Artikel als Anlass nahm, um erstmals öffentlich über seinen Sohn zu sprechen, der das Down-Syndrom hat.
„Ich versuche nicht über die Leute zu schreiben, sondern dort zu sein.“
Für Nina Horaczek war der Artikel „Mario will in die Schule“ der Auftakt für viele weitere journalistischer Beiträge über inklusive Bildung. Das Thema liegt ihr am Herzen, das spürt man, Und man spürt die Nähe, die Horaczek zu den Menschen hat, die sie portraitiert. „Ich versuche nicht über die Leute zu schreiben, sondern dort zu sein“, antwortet sie auf die Frage, wie Inklusion im Journalismus gelingt.
Für Mario brachte der Artikel leider keine Veränderung. Er hat kein weiteres Schuljahr bekommen. Und auch keinen Platz in einer Tagesstruktur. Mario muss weiterhin von seiner Mutter zuhause betreut werden.
Team Behindertenarbeit.at gratuliert Nina Horaczek zum ÖZIV Medienpreis und bedankt sich für das Gespräch!
Quellen:
Artikel „Mario will in die Schule“ im FALTER | 12.07.2022
https://www.falter.at/zeitung/20220712/mario-will-in-die-schule
ÖZIV Medienpreis | 09.11.2023
https://www.oeziv.org/medien_presse/der_oeziv_medienpreis
AutorIn: Alice Bauer
Zuletzt aktualisiert am: 08.01.2024
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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