Wie Inklusion in Österreichs Bildungssystem umgesetzt wird und welche Auswirkungen dies hat, ist weitgehend unbekannt. Die Ausarbeitung und Evaluierung eines vernünftigen Maßnahmenplans ist dadurch kaum möglich.
Vieles ist unklar, wenn es um inklusive Bildung in Österreich geht. „Wir wissen nicht, wie viele Kinder mit Behinderungen in Österreich auf einen inklusiven Kindergartenplatz warten. Wir wissen nicht, wie viele der rund 7.000 Kleinkinder-Betreuungseinrichtungen und Kindergärten Integrations- oder Inklusionsplätze anbieten. Wir wissen nicht, wie viele Schüler:innen in Sonderschulen Schulabschlüsse schaffen und wie viele Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in inklusive Klassen gegangen sind, Schulabschlüsse schaffen. Wir wissen nicht, wie sich der sonderpädagogische Förderbedarf auf die berufliche Karriere auswirkt. Es gibt keine verfügbaren Zahlen und Fakten“, zählt Moser auf.
Fehlenden Daten als Kritikpunkt des UN-Fachausschusses
Bereits vergangenes Jahr wurde in Rahmen der UN-Staatenprüfung festgestellt, dass Daten zu inklusiver Bildung in Österreich äußert mangelhaft sind. Gleichzeitig zeigte der Fachausschuss viele Versäumnisse der Politik und sogar Rückschritte in Österreichs Bildungssystem auf – ein alarmierendes Ergebnis, das sofortigen Handlungsbedarf deutlich macht. Und dennoch auf politischer Ebene bisher nur wenig Beachtung findet. „Man will es nicht wissen. Eine Vogel-Straus-Politik. Kopf in den Sand“, kritisiert Moser das politische Desinteresse an inklusiver Bildung.
Bildung als Voraussetzung für Chancen am Arbeitsmarkt
Es braucht einen konkreten Maßnahmenplan für ein inklusives Bildungssystem, das alle Kinder – mit und ohne Behinderung – bestmöglich fördert und unterstützt. Viele der zuletzt gesetzten Schritte in Österreich erwiesen sich eher als Verschlechterung anstatt als sinnvolle Strategie für die beruflichen Chancen von Menschen mit Behinderungen.
Ein Blick nach Deutschland zeigt: Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf an Sonderschulen erreichen deutlich seltener einen Hauptschulabschluss als an Regelschulen, wo alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Nur 28% der Kinder in Sonderschulen erreichen einen Abschluss, an Regelschulen sind es 46%. Daten und Zahlen, welche die Bedeutung von inklusiver Bildung klar belegen. Daten und Zahlen, die in Österreich fehlen.
Österreich darf nicht länger wegschauen
Der UN-Fachausschuss fordert in seinen Handlungsempfehlungen eine unverzügliche Beendigung des Ausbaus von segregierenden Schulformen sowie eine bundesweite Strategie für inklusive Bildung. Die Diakonie konkretisiert: Es braucht ein verpflichtendes Kindergartenjahr für Kinder mit Behinderungen sowie den Abbau von bürokratischen Hürden bei der Eröffnung von inklusiven Gruppen. Auch fehlt es an Ausbildungsplätzen für inklusive Elementarpädagog:innen, Interesse gibt es laut Diakonie genug.
Nach wie vor besteht kein Rechtsanspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit Behinderungen. Bestehende Schulversuche inklusiver Oberstufenklassen müssen dringend ins Regelschulwesen überführt werden. Das Sammeln von zuverlässigen Daten ist hierfür eine wesentliche Voraussetzung und ebenfalls als Handlungsempfehlung der Vereinten Nationen festgeschrieben.
Unser Land darf nicht länger wegschauen! Schließlich hat sich Österreich – vor mittlerweile 16 Jahren – zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) rechtlich verpflichtet. Eine Verantwortung, der nun Taten folgen müssen.
Quellen:
Diakonie via OTS | 28.03.2024
„Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!“ Es fehlt an allem bei der Inklusion.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240328_OTS0086
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 02.04.2024
Artikel-Kategorie(n): News, Schulische Integration
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