Am 18. und 19. Februar 2013 war das Palais Niederösterreich Austragungsort der 2. Zero Project Konferenz. Über 250 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, dem Bereich der NGOs und Aktivisten aus dem Behindertenbereich nahmen an dieser international einzigartigen Veranstaltung teil. Im Fokus der Konferenz lag das Thema Beschäftigung und Behinderung.
Das Recht auf Arbeit, und wie dieses Recht für behinderte Menschen weltweit sichergestellt werden kann, war Thema der diesjährigen Zero Project Konferenz. Die Initiatoren des Zero Projects, die Essl Foundation, das World Future Council und die Bank Austria luden dazu mehr als 250 Experten aus Politik, Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Aktivisten aus der Behindertenbewegung ein, um zwei Tage über die neuesten Entwicklungen aus Politik und Praxis zu diskutieren. Insgesamt wurden elf Beispiele aus dem Bereich Politik und 20 Praxisbeispiele vorgestellt.
Zero Project
Ziel dieser internationalen Veranstaltung ist es, diese bereits vorhandenen positiven Beispiele zu sammeln und anderen Organisationen, Ländern und Regierungen weltweit zugänglich zu machen. Die Internetplattform www.zeroproject.org soll hier als zentrale Kommunikationsplattform dienen. Alle auf der Konferenz vorgestellten Projekte sowie der jährliche Zero Project Report „Internationale Studie zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ werden auf dieser Plattform frei verfügbar zum Download bereitgestellt.
Beispiele aus Politik und Praxis
Zwei Beispiele aus der Politik waren besonders aus österreichischer Sicht interessant. Zum einen wurde 2003 das Gesetz zur Berufsausbildung von Jugendlichen dahingehend geändert, dass nun die Möglichkeit einer verlängerten Qualifizierung oder einer Teilqualifizierung besteht.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass 70 % der Jugendlichen die eine inklusive Berufsausbildung absolvierten, nach vier Jahren immer noch im Unternehmen tätig sind.
Betroffene beraten Betroffene – ein Erfolg
Ein bisher international einzigartiges Bespiel kommt aus Oberösterreich. Im Rahmen des Sozialberufegesetzes von 2008 wurde Peer-Beratung als Beruf anerkannt. Derzeit bieten 54 Peer-Berater und -Beraterinnen wöchentlich bis zu 1.000 Stunden Beratung an!
Dieses Beispiel wurde auch im Zuge der Keynote-Ansprache von Sozialminister Rudolf Hundstorfer besonders positiv hervorgehoben.
Wenn Hände sehen…
Weiters zeigte der Sozialminister großes Interesse an einem Praxisbeispiel aus Deutschland.
Discovering Hands, ein Praxisprojekt bei dem blinde und sehbehinderte Menschen zu Medizinischen Tastuntersucherinnen (MTU) ausgebildet werden. Ziel ist es, den überlegenen Tastsinn von blinden und sehbehinderten Menschen zur Verbesserung in der Tastdiagnostik im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung zu nutzen. Sozialminister Hundstorfer zeigte sich bereit, um zwischen möglichen Ausbildungspartnern und Gebietskrankenkassen zu vermitteln.
Post inklusive
Ein anderes Österreichisches Praxisprojekt nennt sich „Inklusive Postpartnerschaft“, initiiert von slw Soziale Dienste GmbH und der Post AG. Bei diesem Projekt wird eine Postpartnerfiliale von Menschen mit Behinderungen geleitet, die wiederum durch Mitarbeiter der slw Soziale Dienste unterstützt werden.
Software schafft Barrierefreiheit
F123 ist ein reines Online Projekt, dass blinden und sehbehinderten Menschen durch open source Software (gratis im Internet erhältliche Programme) einen preiswerteren Zugang zu Programmen wie Screenreader und Bildschirmtastaturen ermöglicht. Vor allem in Entwicklungsländern ist es wichtig, dass behinderte Menschen einen leistbaren Zugang zu derartigen Programmen haben, um überhaupt in den Arbeitsmarkt eintreten zu können.
Fazit: Es gibt viele gute Ideen… und sie müssen umgesetzt werden!
Diese und all die anderen, in den beiden Tagen präsentierten Projekte und Initiativen zeigen wie auch für behinderte Menschen das Recht auf Arbeit realisiert werden kann.
Die zweitägige Zero Project Konferenz bot einen internationalen barrierefreien und baulich pittoresken Rahmen, um auf hohem Niveau zu Netzwerken und sich anschließend mit neuen Ideen, im jeweils eigenen Wirkungsbereich, frisch ans Werk zu machen.
Martin Habacher
mabacher.com
AutorIn: Martin Habacher
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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