Ja, Sie finden dieses abgewandelte Carl-Sandburg-Zitat unpassend, vielleicht sogar makaber? Ich schreib es trotzdem so hin, als eine drastische Form, Wach zu rütteln oder zumindest kurz Aufmerksamkeit zu erreichen. Ein Kommentar von Thomas Stix.
Die Sozialwirtschaft Österreich hat bei der gestrigen Pressekonferenz wieder einmal aufgezeigt, was schon seit längerem böse Wirklichkeit im Sozialbereich ist: den Sozial- und Gesundheitsbetrieben geht es langsam aber sicher an den Kragen. Wenn die Politik der Nicht-Valorisierung von Fördergeldern so weitergeht, wird es zu einer (weiteren) Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und zu (weiteren) Qualitätseinbußen bei den Leistungen kommen müssen. Es war sogar von der Schließung von Sozialbetrieben, die nicht mehr kostendeckend arbeiten können, die Rede.
Die Schere zwischen den Einnahmen (Fördergelder) und Ausgaben (Mieten, Betriebskosten, Personalkosten) klafft Jahr für Jahr weiter auseinander. Während die Ausgaben jährlich inflationsbedingt steigen (bei den Löhnen gab es ohnehin seit langem keine echte Steigerung mehr!), ist das „Einfrieren“ von Fördergeldern seitens der Länder schon beinahe zum Usus geworden.
Ähnlich ergeht es NutzerInnen von Persönlicher Assistenz. Auch hier wurden die Budgets (Pflegegeld, Pflegegeldergänzungsleistung etc.) seit Jahren nicht wertangepasst. Der vielerorts übliche Stundenlohn (bei freiem Dienstvertrag) von 11 Euro brutto ist schon seit mehr als zehn Jahren der selbe. Das alleine bedeutet einen realen Wertverlust von mehr als 20%!
Besser ergeht es zwar Persönlichen AssistentInnen mit einer Festanstellung (echter Dienstvertrag), da diese zumindest die Erhöhung lt. BAGS-Kollektivvertrag bekommen, doch in diesem Fall sind dann die Leidtragenden die AssistenznutzerInnen, die sich weniger Assistenzstunden leisten können, oder die Dienstleistungsanbieter, die mit dem Kostenproblem zu kämpfen haben.
Alles in allem wird so die Arbeit im Sozialbereich, die Arbeit mit und für Menschen (die nicht aus eigenen Mitteln gut bezahlen können), immer unattraktiver. Und letzten Endes bedeutet das, dass sozial Benachteiligte – Menschen, die jemanden brauchen, der für sie soziale Arbeit leistet – mehr und mehr ins gesellschaftliche Abseits geraten.
Es stellt sich die Frage, wie lange die Österreichische Politik diese Entwicklung im Sozialbereich noch verantworten kann. So lange, bis niemand mehr soziale Arbeit leisten will? Oder findet doch vorher ein Umdenken bei den Verantwortlichen statt…?
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, Kommentare, News
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