Nun ist es gewiss: die Aktionsgemeinschaft „Plattform 25“ stellt nach 5-jährigem Bestehen ihre Tätigkeit ein. behindertenarbeit.at hat Yvonne Seidler und Gerhard Zückert zum Ende der „Plattform 25“ befragt…
Beim letzten Treffen am 25.01.2016 wurde beschlossen, dass die „Plattform 25“ ihre Tätigkeit nunmehr auch offiziell beendet, nachdem schon über ein Jahr lang keine Aktionen mehr organisiert wurden.
Im Jahr 2011, als die Steiermärkische ÖVP-SPÖ-Landesregierung massive Budgetkürzungen im Sozial- und Kulturbereich von bis zu 25% angekündigt hatte, regte sich von Graz ausgehend Widerstand. Die „Plattform 25“ formierte sich aus verschiedenen Organisationen und EinzelkämpferInnen und erlangte nach einigen großen Demonstrationen auch Aufmerksamkeit in den Medien und in der Politik.
Die beiden Sprecher_innen, Gerhard Zückert und Yvonne Seidler, ziehen im Interview mit behindertenarbeit.at Bilanz über die vergangenen Jahre:
Sie haben 2011 die Plattform 25 anlässlich massiver Sozialbudget-Kürzungen in der Steiermark gegründet. Würden Sie das noch einmal so machen?
Gerhard Zückert: Ja, auf alle Fälle.
Yvonne Seidler: Natürlich! Wobei sich die Plattform ohne unser Zutun gegründet hat, wir wurden vor der ersten Demonstration als Sprecher_innen der Plattform gewählt.
Hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit von sehr vielen Menschen unterstützt wird, oder haben Sie sich mehr erhofft?
Zu Beginn waren wir von der Beteiligung überwältigt, es gab im Frühjahr 2011 immerhin innerhalb von nur einem Monat 2 Großdemos mit 10000 oder mehr TeilnehmerInnen und eine Menschenkette mit 5000 TeilnehmerInnen. Bis Ende 2013 schafften wir es immer wieder, für Aktionen oder Demos mehr als 1000 TeilnehmerInnen zu mobilisieren, was für Grazer Verhältnisse durchaus viel ist. Dann allerdings nahm die Beteiligung an unseren Aktionen stark ab.
Wurden Ihre Anliegen von den politisch Verantwortlichen gehört? Hat die Arbeit der Plattform 25 die Entscheidungen der PolitikerInnen beeinflusst?
Ja, wenn auch nicht in zufriedenstellendem Ausmaß. Im Bereich der Behindertenhilfe konnten wir Nachbesserungen gegenüber den ursprünglichen Kürzungsplänen erreichen, mit denen das Schlimmste verhindert werden konnte. Und die Abschaffung des Pflegeregresses ist sicher (unter anderem) auch auf unsere Aktionen zurückzuführen.
War diese Tätigkeit als Aktivist/in, der/die in der Öffentlichkeit steht, für Sie persönlich eine gute Erfahrung?
Gerhard Zückert: Ja, es war eine sehr aufregende Zeit, in der ich sehr viel gelernt habe.
Yvonne Seidler: Genau :-) Die persönliche Weiterentwicklung, an die eigenen Grenzen stoßen und Risiken eingehen – das war spannend und herausfordernd. Außerdem haben sich Freundschaften und tolle Kooperationen entwickelt.
Was hätte es gebraucht, damit die Plattform 25 weiterbesteht? Gab es am Ende zu wenige aktive MitstreiterInnen?
Am Ende war es gerade noch ein Handvoll AktivistInnen, die wirklich tatkräftig an der Organisation von Aktionen mitarbeitete, und an unseren Aktionen in der Öffentlichkeit beteiligten sich etwa 20 bis 30 Personen. Das ist für eine lebendige Bewegung definitiv zu wenig. Zudem agierten wir unter der Wahrnehmungsschwelle der Medien. Für ein erfolgreiches Weiterbestehen der Plattform 25 wäre eindeutig mehr Beteiligung notwendig gewesen – sowohl von kontinuierlich tätigen AktivistInnen, also auch von SympathisantInnen, die regelmäßig bei Aktionen in der Öffentlichkeit mitmachen.
Werden Sie persönlich weiterhin (sozial-)politisch / aktivistisch tätig sein?
Gerhard Zückert: Ja, ich weiß aber noch nicht, in welcher Form.
Yvonne Seidler: Wenn das Anliegen auch mein Anliegen ist: sicherlich!
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 18.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsbedingungen, News
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