Die Probleme mit der unzulänglichen Betreuung von Menschen in Salzburgs Behindertenheimen kommen nicht zur Ruhe, und bei der Persönlichen Assistenz gibt es keine Fortschritte.
Nachdem Ende 2013 die mangelhafte Betreuungssituation im Großheim Schernberg publik wurde (Bericht auf orf.at vom 24.09.2013) gerät nun das Behindertenheim „Konradinum“ in Eugendorf in die Kritik. Die Volksanwaltschaft spricht von massiven Mängeln im Sanitärbereich und ortet sogar unzulässige Freiheitsbeschränkungen und Ruhigstellung mit Psychopharmaka (Bericht auf orf.at vom 16.02.2016).
Schernberg: Verkleinerter Neubau fix
Das Land Salzburg reagiert auf diese Misstände nun mit Neubauplänen. In Schernberg soll das Heim neu gebaut und etwas verkleinert werden. Die Pläne dazu sind lt. Landeskorrespondenz schon fix. „Der neue Provinzenz-Weg“ lautet der Titel, unter dem das Projekt vom Betreiber, der PROVINZENZ gemeinnützige Betriebsges.m.b.H., unter der Schirmherrschaft des Landes Salzburg nun verwirklicht werden soll.
Konradinum: Weiterer Neubau?
Nach der Kritik der Volksanwaltschaft ist auch hier ein Heimneubau die Problemlösung, die der Salzburger Landesregierung vorschwebt (Salzburger Landeskorrespondenz, 16.02.2016). Betont wird dabei, dass diese Pläne erst im Anfangsstadium sind, es sei noch nicht einmal ein passendes Grundstück gefunden.
Scharfe Kritik an Neubauplänen: Nicht menschenrechtskonform!
Der Salzburger Publizist Bernhard Jenny sieht in der Vorgehensweise der Landesregierung einen Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Die veraltete Behindertenpolitik des Landes Salzburg kommentiert er in einem Blog-Eintrag (20.02.2016, „inklusion ist sicher kein heim“) so:
denn selbst wenn alle betten in eigenen barrierefreien räumen stünden und kein medikamentöser freiheitsentzug stattfände, müsste es im jahre 2016 allen verantwortlichen klar sein, dass das konzept “heim”, also die ghettoisierung von menschen mit behinderung, samt den damit verbundenen betreuungskonzepten längst nicht mehr dem menschenbild entspricht, das gerade in der un-konvention über die menschenrechte von menschen mit behinderungen verbindlich festgeschrieben wurde.
Persönliche Assistenz wird hintangehalten
Bestürzt über das Festhalten am „Konzept Behindertenheim“ der Landesregierung zeigt sich auch die Salzburger Selbstbestimmt-Leben-Organisation „knack:punkt“, die schon seit langem für die Umsetzung eines Projektes Persönliche Assistenz kämpft. In einem Facebook-Eintrag am 18.02.2016 kommentiert „knack:punkt“ die Neubaupläne so:
Warum geht nach dieser Aussendung kein Aufschrei durch die Medien, durch die Bevölkerung und durch die Interessensvertretungen? Ein Neubau? Schon Mal in die UN-Behindertenrechtskonvention reingelesen?
Der Unmut bei „knack:punkt“ ist groß, da einerseits viel Geld für Heimstrukturen vorhanden ist, aber andererseits für die Realisierung von Persönlicher Assistenz seit Jahren keine nennenswerten Budgetmittel zur Verfügung gestellt werden.
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 18.06.2017
Artikel-Kategorie(n): News, Selbstbestimmtes Leben
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