Mit 230.000 Euro hat das Deutsche Forschungsministerium die Weiterentwicklung eines Testverfahrens gefördert, bei der schon aufgrund eines Bluttests bei einer schwangeren Frau festgestellt werden könne, ob das Kind mit Trisomie-21 zur Welt kommen würde. Scharfe Kritik kommt von Behindertenorganisationen, Ministerin Schavan hingegen darin eine Möglichkeit, die Mutter und das werdende Kind zu schützen.
Die Argumentation von Bundesministerin Annette Schavan (CDU) für die finanzielle Förderung des Bluttests ist simpel: Eine Fruchtwasseruntersuchung zur Feststellung der „genetischen Erkrankung“ Trisomie-21 (Down Syndrom) birgt ein gewisses Risiko von Verletzung und Fehlgeburt.
Einfacher Test soll Risiko der Fruchtwasseruntersuchung eliminieren
Dieses Risiko soll nun durch den neuen Test, der lediglich eine harmlose Blutabnahme erfordert, ausgeschlossen werden. Der neuartige nicht-invasive Test basiert auf der Sequenzierung zellfreier DNA des Kindes, die sich im Blut der schwangeren Mutter finden lässt. Die Testmethode soll außerdem sehr sicher und kostengünstig sein. Dazu die Herstellerfirma LifeCodexx AG: „Die Durchführung humangenetischer Diagnostiktests auf Basis neuester Sequenziertechnologien ist ein revolutionäres Konzept. Dadurch wird sich die Kosteneffizienz in der Diagnostik drastisch verbessern.“
Lebenshilfe und Bundesbehindertenbeauftragter kritisieren Ministerin scharf
Ganz anders sehen das Behindertenorganisationen und der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe. Er spricht von einer neuen Methode der „Rasterfahndung, mit dem einzigen Ziel, Menschen mit Behinderung auszusortieren und zu töten“. Es können keine Rede von Therapie sein.
Die „Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“ übt ebenfalls scharfe Kritik an der Förderung des neuartigen Gentests durch das Ministerium von Bundesforschungsministerin Schavan. Das neue Verfahren erhöhe „den Druck auf Schwangere, sich testen zu lassen und die Schwangerschaft abzubrechen, falls das Kind das Down-Syndrom haben sollte“, bemängelt der Lebenshilfe-Vorsitzende Robert Antretter. „Das Projekt, das unter dem Titel ,Entwicklung und Evaluation eines neuen nicht-invasiven Verfahrens zur pränatalen Diagnostik genetischer Erkrankungen‘ gefördert wird, wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass noch mehr Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben werden“, so Antretter weiter.
Test soll Anfang 2012 kommen
Nach Ministeriumsangaben werden in Deutschland pro Jahr 31 000 Fruchtwasseruntersuchungen durchgeführt. Bei dem geförderten Testverfahren, das Anfang 2012 zur Verfügung stehen soll, würde eine Blutprobe genügen. Zudem könnten Defekte bereits in der zehnten Schwangerschaftswoche nachgewiesen werden. Das Forschungsprojekt sei vor seinem Start von der Ethikkommission der Berliner Ärztekammer positiv bewertet worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Förderung sei im letzten Jahr erfolgt und abgeschlossen.
Laut Angaben von Lifecodexx soll der Test Anfang 2012 auf den Markt kommen.
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Lebenshilfe Deutschland – Pressemeldung
Quelle: lifecodexx.com, Lebenshilfe Deutschland
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Eugenik und Menschenwürde, News
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