Für die fünfte Sendung hat Thomas Stix von behindertenarbeit.at Anna Maria Hosenseidl zum Gespräch gebeten. Mit ihr spricht Herr Stix über „Reisen im Rollstuhl“.
Moderation: Martin Habacher
Produktion: Zitronenwasser Social Art Movie
Youtube-Channel:
https://www.youtube.com/channel/UCYUQB_bmF-z_t-AEe8QiaDA
Audioscript des Interviews
Thomas Stix: Frau Hosenseidl, Sie sind oft im Urlaub. Welche Länder haben Sie schon bereist?
Anna Maria Hosenseidl: Ich habe in den letzten 10 Jahren ganz Südeuropa bereist: Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich.
TS: Und, jetzt im Hinblick auf den Rollstuhl… welche speziellen Vorbereitungen treffen Sie?
AMH: Ich schau im Internet nach wegen barrierefreier Unterkünfte. Dann such ich mir die Unterkünfte aus, das heißt dass ich schaue, welcher Zweck erfüllt werden muss, und dann kommt eben der härteste Teil, das heißt ich muss auch mit den Vermietern mailmäßig kommunizieren: Wie breit sind die Türen? Gibt es Duschen? Ist die Dusche einigermaßen flach oder gibt es eine Stufe? Dann lass ich mir auch teilweise Bilder, Fotos von den Duschen schicken. Und dann erst kann ich buchen. – Ich sitze schon… ungefähr sitz ich schon an einer Reise so mit den Recherchen ca. 1 Monat bis 6 Wochen.
TS: Welche Reise-Transportmittel haben Sie schon verwendet und welche Erfahrungen gibt es mit den verschiedenen: Busse, Auto, Flugzeug…
AMH: Ich bin gereist mit dem Auto, ich bin gereist mit dem Flugzeug, und ich bin auch gereist mit der Bahn. – Am allerschlechtesten ist die Bahn für mich, weil da muss ich mich vorher anmelden, da muss ich warten bis der Zug da ist, den ich reserviert habe. Daher fahr ich nicht gerne mit der Bahn. Flugzeug ist positiv und mit dem Auto auch.
TS: Was glauben Sie… Ihre Einschätzung über die Tourismusindustrie: Sind behinderte Menschen als Zielgruppe schon positiv angekommen oder ist das eher so eine lästige Sache, dass man auf behinderte Menschen Rücksicht nehmen muss?
AMH: Da muss ich trennen. Im Ausland hab ich teilweise zu 80% sehr gute Erfahrungen gemacht, in Österreich bin ich sehr, sehr skeptisch, weil wenn ich in Österreich schaue… es gibt hier sehr wenige barrierefreie Unterkünfte, dann ist auch nicht die Infrastruktur gegeben, z.B. in Wien kenne ich sehr wenige Restaurants, wo ein barrierefreies Klo ist. Und das wundert mich sehr, denn wir sind auch Konsumenten. Und es geht ja nicht nur um Behinderte, es geht auch um ältere Menschen, die auch die Zielgruppe werden könnten oder werden wollen.
TS: Jetzt noch eine Frage zur Persönlichen Assistenz während des Urlaubs. Wie organisieren Sie das? Wie finanziert sich das?
AMH: Leider ist das ein Problem, weil der Kostenersatz für die Unterkunft und für die Verpflegung nicht gewährleistet ist. Und ich mache viel mit Freunden und mit Bekannten, und deswegen kann ich reisen. Aber es sollte auch diese Frage in der Persönlichen Assistenz einmal erörtert werden von den Behörden.
TS: Noch eine Frage zu den Barrierefrei-Informationen. Wo kriegt man die am besten her? Gibt’s da Tipps…
AMH: Ja, es gibt Behinderten-Reisebüros, die alles organisieren, aber leider sind das 40 bis 50% Mehrkosten, und das kann ich mir auch nicht leisten. Ich buche teilweise in normalen Reisebüros, wenn ich das Hotel kenne.
TS: Gibt’s auch vor Ort, wenn man mal angekommen ist… haben Sie da Erfahrungen mit Informationen?
AMH: Davon tät ich eher abraten. Das haben wir in Frankreich probiert. Es gibt schon Touristeninformationen, aber die wissen auch nicht genau Bescheid.
TS: Und was würden Sie jetzt jemandem raten, der im Rollstuhl reisen will, und das noch nie vorher gemacht hat?
AMH: Viel recherchieren, viel fragen und nicht alleine auf Urlaub fahren, weil wenn es vor Ort nicht so gegeben ist wie man es vorher recherchiert hat, das ist man alleine aufgeschmissen.
TS: Aber auf jeden Fall reisen! – AMH: Nicht abschrecken lassen!
TS: Ja, dann danke ich für das Gespräch! – AMH: Ich danke Ihnen, Herr Stix!
Quelle: Sendung ohne Barrieren
AutorIn: Sendung ohne Barrieren
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2017
Artikel-Kategorie(n): Media Tipp, News
Permalink: [Kurzlink]