Es war höchst an der Zeit, dass ein neuer NAP vorgelegt wurde. Dieser wird aber nicht ausreichen, die UN-Behindertenrechtskonvention in allen Lebensbereichen umzusetzen.
„Das ist kein ’nationaler‘ Aktionsplan. Das ist ein Stückwerk aus mehr oder weniger fortschrittlichen Maßnahmen. In einzelnen Bereichen ist kein Fortschritt zu erkennen. Hier ist weder ein nationaler Schulterschluss aller Länder zu erkennen noch ist eine Gesamtstrategie aller Ministerien sichtbar. Eine nationale behindertenpolitische Gesamtstrategie fehlt nach wie vor“, kritisiert Markus Neuherz, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich scharf.
Kritik von zahlreichen Behindertenorganisationen
Wie auch der Österreichische Behindertenrat, BIZEPS und andere Organisationen hat die Lebenshilfe schon im Rahmen der Begutachtung des NAP harte Kritik am Entwurf geübt. „Eine erste Sichtung des nun verabschiedeten NAP zeigt, dass kaum Vorschläge aus der Begutachtung aufgegriffen wurden und dass an weiteren Stellen abgeschwächt und gestrichen wurde“, zeigt sich Neuherz enttäuscht vom vorliegenden NAP.
Abschwächungen und Finanzierung weiter unklar
Entscheidend für die Umsetzung des NAPs wird eine ausreichende Finanzierung sein. Das wurde von der Lebenshilfe und anderen Behindertenverbänden mehrfach deutlich gemacht. „Im Entwurf zum NAP war noch die ‚Schaffung eines Inklusionsfonds‘ verankert. Im nun vom Ministerrat beschlossenen NAP ist nur mehr von der ‚Prüfung der Schaffung eines Inklusionsfonds‘ die Rede“, erläutert Neuherz. Der politische Wille, einen Inklusionsfonds einzuführen, wurde in den letzten Wochen somit offensichtlich noch schwächer.
Nachprüfung für die Bildungspolitik
Massive Kritik hagelte es bereits im Rahmen der Begutachtungsphase zum NAP zum Kapitel Bildung: „Wenige Wochen vor Ferienbeginn wurde der Bildung von Behindertenorganisationen ein Nichtgenügend ausgesprochen.
Das Bildungsministerium hat auch die letzten Wochen vor dem Schulschluss nicht genutzt, um bis zum Ministerratsbeschluss des NAP, das bildungspolitische Nichtgenügend noch auszubessern. Nun wird wohl eine Nachprüfung vor Schulbeginn oder ein Wiederholen des Gesamtstoffs notwendig sein“, zieht Neuherz einen Vergleich zum Bildungssystem.
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 06.07.2022
Artikel-Kategorie(n): Behindertenpolitik, News
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