Von 22. bis 24. Februar 2023 fand die Zero Project Conference in Wien statt, die weltweit größte Konferenz für Innovationen im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit. 71 Ideen aus 42 Ländern wurden im Rahmen der Veranstaltung ausgezeichnet. Neben den prämierten Ideen sorgten neue Studien für Aufmerksamkeit.
Über 1.000 Teilnehmer:innen und mehr als 10.000 Zuseher:innen an den Bildschirmen nahmen an der diesjährigen Konferenz teil, darunter hochrangige Vertreter:innen internationaler Organisationen wie Google, Microsoft, Apple, der Weltbank, UNESCO oder der WHO. Im Fokus standen technologische Innovationen zur Unterstützung und Stärkung der Selbstbestimmung und politischen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.
Die Konferenz wird jährlich von der Essl Foundation veranstaltet, mit dem Ziel, innovative Ideen vorzustellen und Umsetzer:innen dafür zu finden. Dahinter steht ein Netzwerk aus über 6000 Expert:innen.
Technische Innovationen mit viel Potential
„Wir befinden uns in einer Zeit aufregender neuer technologischer Fortschritte. Dabei spielt vor allem das Feld der Künstlichen Intelligenz eine entscheidende Rolle, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im beruflichen wie gesellschaftlichen Umfeld zu ermöglichen“, zeigt sich Hermann Erlach, CEO von Microsoft Österreich, vom Potential moderner Technologien überzeugt.
Als ein Highlight der Konferenz wurde heuer erstmals ein eigenes Forum eingerichtet, bei dem geladene Tech-Innovator:innen die Gelegenheit hatten, ihre neuesten Ideen zentralen Entscheidungsträger:innen vorzustellen. Dabei ging es unter anderem um eine Erfindung aus den Arabischen Emiraten, ein Keyboard mit nur 10 Tasten für Menschen mit motorischen Schwierigkeiten, um eine App aus Kenya, die gesprochen Sprache direkt in Gebärdensprache übersetzt, oder um eine App aus den USA, die für Menschen mit Sehbeeinträchtigung die Umgebung beschreibt. Umgekehrt berichteten die Unternehmer:innen, welche Entwicklungen sie von der Forschung dringend benötigten, um Barrierefreiheit für ihre Kund:innen und Arbeitnehmer:innen herzustellen.
Zero Project Award an vier österreichische Projekte
Insgesamt 71 Ideen wurden heuer mit dem Zero Project Award 2023 ausgezeichnet, darunter vier Projekte aus Österreich. Die Preisträger:innen wurden aus insgesamt mehr als 300 Einreichungen ausgewählt.
Zu den Gewinner:innen zählt die inklusive SommerMusikWoche des Wiener Konzerthauses, welche es Menschen mit Behinderung ermöglicht, sich selbst künstlerisch auszudrücken und dadurch in der Gesellschaft Aufmerksamkeit zu generieren. Auch die Avatare der Berater Unternehmensberatungs GmbH, welche Schüler:innen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten bei Bedarf stellvertretend ins Klassenzimmer schicken können, überzeugten die Jury.
Ein weiterer Preis ging an die WAG Assistenzgenossenschaft, die Menschen mit Behinderung beschäftigt und damit Peer-to-Peer-Beratung von und für Menschen mit Behinderung ermöglicht. Ebenfalls zahlreiche Mitarbeitende mit Behinderungen – etwa 60% der Belegschaft – sind im Hotel Wesenufer des Vereins pro mente beschäftigt, und das in allen Bereichen des Hotels, von der Rezeption über die Küche bis zur Technik. Auch dieses Projekt wurde mit dem Zero Project Award ausgezeichnet.
Neue Studie zu medialer Darstellung von Menschen mit Behinderungen
Die Auftaktveranstaltung fand am Tag vor der eigentlichen Zero Project Konferenz statt. Neben der Präsentation von Best-Practice-Beispielen stand die Präsentation heimischer Studien auf dem Programm.
Aufhorchen ließ eine aktuelle Studie zur medialen Darstellung von Menschen mit Behinderungen. Diese zeigt, dass Menschen mit Behinderungen in den Medien nach wie vor unterrepräsentiert sind und sich die Berichterstattung hauptsächlich auf den Behindertensport und Charity-Events bezieht. Die damit verbundenen Helden- und Opferinszenierung ist in vielerlei Hinsicht problematisch, eine alltagsnahe Darstellung kommt zu kurz. Im Vergleich zu einer Studie aus dem Jahr 2015 ließen sich jedoch auch positive Entwicklungen feststellen, wie die Darstellung von Projekten und positiven Vorbildern sowie eine verstärkte Betonung von Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen. Hier punkteten vor allem Qualitätsmedien, Boulevardblätter schnitten deutlich schlechter ab.
Ein interessanter Trend zeigt sich außerdem auf Social Media: Unternehmen und Politiker:innen erhalten für konkrete Taten zur Förderung von Inklusion wesentlich mehr Zuspruch als für Charity-Postings. So werden barrierefreie Dienstleistungen, Jobangebote für Menschen mit Behinderungen oder Initiativen zur Bewusstseinsbildung wesentlich stärker honoriert und tragen letztlich auch zu einem positiven Employer-Branding bei.
Bildung als Schwerpunktthema des nächsten Zero Projects
Die präsentierten Studien machten deutlich, dass in Sachen Inklusion noch viel zu tun ist. Veranstalter Dr. Michael Pichler, Direktor der Essl Foundation betonte allerdings, dass die die österreichischen Einreichungen zeigen, dass sich das Land in Sachen inklusive Innovationen nicht verstecken muss, es gelte jedoch „größer zu denken“. Als Schwerpunkt des nächsten Zero Project Awards wurde bereits das Thema “Bildung“ angekündigt.
Link
Quellen:
Essl Foundation via OTS | 24.02.2023
Die Zero Project Konferenz, Kräftebündnis für eine Welt ohne Barrieren
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230224_OTS0096
Behindertenanwalt via OTS | 22.02.2023
Studienpräsentation Inklusion & Medien
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230222_OTS0013
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 10.03.2023
Artikel-Kategorie(n): News, Selbstbestimmtes Leben
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