Am 18. September 2023 brachte der ORF-kulturMontag einen Beitrag zum Thema UN-Behindertenkonvention und Darstellung von Behinderung in den Medien. Wir haben den interessanten Beitrag zusammengefasst.
Die Sichtweise der Behindertenrechtskonvention lautet, dass Behinderung in der Interaktion von Menschen mit ihrer Umwelt entsteht. Es sind Alltagsbarrieren, die sie an der Teilhabe hindern, nicht ihre individuelle Beeinträchtigung. Diese Sichtweise könnten Massenmedien vermitteln. Medienanalystin Maria Pernegger meint dazu: „Bewusstseinsbildung funktioniert zu einem großen Teil über Medien und dem öffentlichen Diskurs. Wenn jedoch Menschen mit Behinderung in den Medien und im öffentlichen Diskurs unsichtbar sind oder wenn sie sehr verzerrt und stereotyp dargestellt sind, dann ist es für Inklusion hinderlich.“
Laut einer Studie der Agentur MediaAffairs zeigt sich jedoch, dass behinderte Menschen in den österreichischen Medien nicht nur unterrepräsentiert sind, sondern auch oft als „bemitleidenswerte Spendenempfänger“ dargestellt werden.
Diesem Ungleichgewicht tritt beispielhaft das Medienprojekt „andererseits“ entgegen. Die Redaktion von „andererseits“ besteht aus jungen Journalist:innen mit und ohne Behinderung, die Texte, Dokus, und Social-Media-Beiträge verfassen.
„Das, was das Medien-Start-up ‚andererseits‘ leistet, ist die Perspektiven von Menschen mit Behinderung mit ins Boot zu holen, die sonst fast jeder Redaktion fehlen“, so Clara Porak, Geschäftsführerin und Mitbegründerin von „andererseits“.
Porak erläutert: „In Österreich ist es üblich, dass Menschen mit Behinderung in speziellen Werkstätten arbeiten und unter dem Mindestlohn bezahlt werden. Die Strukturen in unserer Gesellschaft verhindern systematisch, dass Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe etwas miteinander zu tun haben, weil man sie in Sondereinrichtungen steckt.“
Das Medien-Start-up befindet sich derzeit jedoch in einer finanziell schwierigen Situation. Crowdfunding und Abo-Verkäufe reichen derzeit nicht aus, um ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Viele Mitarbeiter:innen der Redaktion sind auf Unterstützung angewiesen. „…während es in Deutschland ein Recht auf Arbeitsassistenz für alle Menschen mit Behinderung gibt, gilt dieses in Österreich nur für Menschen mit Körperbehinderung“, führt Clara Porak weiter aus.
Dies führt dazu, dass Redaktionsmitarbeiter:innen von „andererseits“ Doppelrollen – Assistenz und Kolleg:in – übernehmen müssen. Eine gleichberechtigte Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist dadurch nicht wirklich möglich.
Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz ist eine Voraussetzung für Inklusion. Diese muss auch Menschen mit Lernschwierigkeiten zur Verfügung gestellt werden.
Website von andererseits:
Dokumentation „Das Spenden-Problem“:
andererseits.org/spendenproblem/
Quelle:
ORF-TVthek | 18.09.2023
kulturMontag Beitrag: Die inklusive und diverse Medienplattform
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 26.09.2023
Artikel-Kategorie(n): Gleichstellung und Antidiskriminierung, News
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